Wenn alle alles mitbekommen…05.04.2020
Ein netter Abend, natürlich in München. Vier Paare treffen sich, die Männer Freunde seit Jugendtagen. Der Hausherr hat fein aufgekocht. Eine Begleiterin fehlt krankheitsbedingt. Das war es auch schon – als Setting eine schöne Münchener Dachgeschoßwohnung, und nun geht sie los, die deutsche Komödie, denn man kommt auf die Idee, für die Dauer des Essens die lästigen Smartphones auf den Tisch zu legen und jede eingehende Nachricht, jeden Anruf, allen zugänglich zu machen. Natürlich hat keiner der Anwesenden etwas zu verschweigen, und so machen alle mit, beim letzten helfen gutes Zureden und der Gruppenzwang. Und natürlich sind hier sieben Leute am Tisch, die alle nicht die Wahrheit sagen – hier aber nur in Beziehungsdingen.
Das ist für etwa eine Stunde auch angesichts der guten Darsteller ganz erquicklich, aber dann nutzt sich das Konzept stark ab. Alle haben irgendwelche Affären, sind nicht das, was sie vorgeben, die Ehen nicht heil, die Familien nicht stark. Da sich das wiederholt, müssen stärkere Geschütze aufgefahren werden…Kokain im Handtäschchen, ein Coming Out…ist ja alles ganz unterhaltsam, wenn man dem Deutschen Bildungsbürgertum beiwohnt, macht aber auf knapp zwei Stunden gestreckt nicht durchgängig gute Laune. Eine Komödie ist das sowieso nur bedingt, trotz der heiteren Gesichter auf dem Filmplakat.
Wenn dann endlich der Nachtisch vertilgt ist, endet der Film leider nicht. Es gibt noch einen länglichen Nachklapp, einen letzten Ruf an die Männerfreundschaft, die auch nach diesen peinlichen Enthüllungen noch Bestand haben muß. Schön, wenn man Freunde aus der Kindheit ins reife Erwachsenenalter hinüberretten kann. Dem Film tut das aber nicht gut, eine Straffung auf 90 Minuten wäre ein probates Mittel gewesen. Die Idee ist nett, reizt zu kurzer „was wäre, wenn-Diskussion“, ich zumindest würde mein Funktelefon jederzeit freigeben – und wie sieht es mit Dir aus, lieber Leser? Hast Du etwas zu verbergen? Dann mache es wie der Koch und schaffe Dir ein Zweitgerät an…710.