They love us everywhere we go!
Das Leben eines amerikanischen Helden ist schon schwer geworden. Früher, da durfte man noch Nazis und dann Kommunisten metzeln. Es gab keine Fragen und keine Schwierigkeiten, die Arbeit war einfach und motivierend. Heute ist das nicht mehr denkbar. Zunehmende andere (selbst verursachte) globale Probleme und Feindschaften, sowie internationale Kritik an der traditionellen amerikanischen Mentalität haben das Image des Kriegshelden verändert: Nicht mehr der patriotische Vietkong-Rächer Rambo, sondern ein eher menschlicher aber trotzdem harter Kerl muss her - Bruce Willis. Ihm ist es selbst nicht klar, aber er scheint zum Helden geboren. Nicht nur, dass er den brisanten Auftrag erfüllt und die Ärztin mit dem netten Ausschnitt aus der Hölle des nigerianischen Bürgerkriegs befreit - Nein, er erweitert (nach einer kurzen Läuterung) den Auftrag noch auf ein "Paket" afrikanischer Flüchtlinge. Und das ohne ausdrücklichen Befehl von oben! Es stellt sich obendrein noch heraus, dass unter den Flüchtlingen sogar eine wichtige politische Persönlichkeit ist, eine Hoffnung für die Wiederkehr der Demokratie in Nigeria.
Als ob wir die Amerikaner die ganze Zeit falsch verstanden hätten: Sie wollen doch nur unser aller bestes, selbstlos wie sie sind. Dass sie dabei allerdings eher eindimensional und inkonsequent verfahren, zeigt die Realität. Dass der katastrophale Zustand des Kontinents Afrika vor allem eine Folge eigener ausbeuterischer Politik ist, wird natürlich auch verschwiegen. Zuerst entwickelte man Afrika hoch, als Spielball der großen 2 Weltmächte, investierte hinein und beeinflusste gezielt innenpolitische Bewegungen. Als die Zeit des Prestige- und Kräftemessdenkens in den 90ern dann vorbei war, überließ man das Aufbauland sich selbst, ließ es fallen in eine kaputte Zukunft des politischen, moralischen und gesellschaftlichen Zerfalls. Und jetzt kommen ein paar (noch nicht mal echte, sondern fiktive) Helden an, retten ein paar Flüchtlinge und finden das dann ganz toll - Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Das ist einfach nur zynisch, herablassend und überheblich. Ganz und gar eigennützig bedient man sich einer der großen aber in letzter Zeit eher unbeachteten Probleme der Welt, um eine lächerlich-verklärte, naive Weltsicht zu präsentieren. Auch wenn der Film ganz selten und nur vage seine Thematik differenzierter hinterfragt, so bleibt er im Großen und Ganzen doch schlichte Propaganda, die ganz bewusst auf das Mitleid und die Moral des Zuschauers setzt. Da täuschen auch so handwerkliche Dinge, wie eine durchaus spannende, dynamische Inszenierung des Dschungelkrieges und einigermaßen realistische Darstellung der Zustände nicht hinweg. Die Soldaten sind einfach nur unglaubwürdige pathetische Klischees ("Die Afrikaner sind auch mein Volk...") und die bösen schwarzen Männer sehen alle gleich aus, vor allem der General - eine Mischung aus schwarzem Bananenrepublik-Kommandante und augenzukneifender Vietkong-Anspielung. Und das Happy End ist so übertrieben und völlig fernab jeglicher Realität, dass man eher deswegen (peinlich) berührt ist (Der Abschuss ist der Satz von Belucci: "Lassen Sie mich durch, ich bin Amerikanerin!").
Das Zitat vor dem Abspann hätte den Film kaum besser unfreiwillig kritisieren können: Die dumme, naive und totalitäre Weltsicht von "Gut und Böse" wird uns hier billig verkauft und eingetrichtert. Etwas subtiler zwar, als solch faschistoide Fetzen wie "Wir waren Helden", doch immer noch offensichtlich. Aber scheinbar braucht man solche Filme wie "Tränen der Sonne" als Beruhigung, als Rechtfertigung in Amerika: Die Welt ist noch in Ordnung, wir sind ja die Guten und unser Eingreifen ist somit immer richtig!
Tanzende, lachende und vor Freude weinende Afrikaner sieht man am Schluss (von oben), als ihre Retter - Bruce Willis und seine Mannen - mit dem Hubschrauber zufrieden wegfliegen... Fast so wie jetzt im Irak - they just love us everywhere we go!
Man hätte den Film in Schwarz-Weiß drehen sollen.