Um Mißverständnisse gleich vorweg vorzubeugen:
„Tears of the Sun“ ist kein reines, über-patriotisches Action-Abenteuer a la „Behind Enemy Lines – im Fadenkreuz“, so wie man es nach Betrachten des Trailers vielleicht denken könnte, sondern geht über das Oberflächliche hinaus in eine Richtungstendenz gen „Black Hawk Down“ – ohne jenes große Vorbild jedoch ganz erreichen zu können...
Die Geschichte setzt in Nigeria ein: Das Land befindet sich im Chaos eines Bürgerkrieges, die regierende Präsidentenfamilie wurde hingerichtet, Milizen durchstreifen mordend das Land und töten alle, die ihren Glauben oder ihre Gesinnung nicht teilen.
In Anbetracht dessen evakuiert die US-Regierung alle ihre Staatsbürger aus dem Land. Lieutenant A.K.Waters (die Idealbesetzung der Rolle: Bruce Willis) und sein Navy S.E.A.L.-Team (u.a. Cole Hauser) erhalten dabei den Auftrag, die Doktorin Lena Hendricks (die großartige Monica Bellucci in ihrer ersten wahren Hollywood-Hauptrolle) in Sicherheit zu bringen.
Diese weigert sich jedoch, das Land ohne ihre einheimischen Kollegen zu verlassen, weshalb Waters widerwillig zum Wohle der Mission zustimmt, einen Großteil derer ebenfalls zu evakuieren. Was Lena nicht weiß, ist daß das bloß ein Bluff ist, um sie zu dem Abholplatz zu bewegen...
Als es dann soweit ist, läßt Waters sich, Lena und seine Männer ausfliegen und überläßt die anderen ihrem Schicksal – als er auf dem Flug jedoch erkennt, daß die Miliz die restlichen am Hospital verbliebenen Personen bestialisch hingerichtet hat, setzt er sich über seine Befehle und Vorgesetzte (vertreten durch Genre-Veteran Tom Skerritt, u.a. aus „Top Gun“) hinweg, kehrt um und macht sich mit den Flüchtigen und seinem Team auf zur Grenze nach Kamerun – die Verfolger hinter sich immer näher rückend...
Auf dem Weg dorthin werden sie mit Massakern an der Zivilbevölkerung konfrontiert und müssen ihre neutrale Stellung gegenüber dem Konflikt des Landes aufgeben, vor allem da sich auch noch der einzige Überlebende der Präsidentenfamilie unter den Flüchtlingen befindet – aber auch ein Verräter...
Bruce Willis hat sich für seine Rückkehr ins Action-Genre mit „Tears of the Sun“ ein kompetentes und souveränes Projekt ausgesucht. Er verkörpert Lt.Waters absolut glaubwürdig – als Mann mit Herz hinter seiner rauhen Schale, der zwischen reinem Gehorsam und eigenen (auf Gefühlen basierenden) Entscheidungen abwägen muß.
Für Regisseur Antoine Fuqua ist dieser Film sein bislang größtes Projekt. Nach seinem Beginn als Videoclip-Filmer und zwei soliden Actionfilmen, bei denen die Optik jedoch deutlich über den Inhalt siegte („Replacement Killers“ / „Bait“), sowie seinem Durchbruch mit dem charaktergetriebenen „Training Day“ (Oscar für Denzel Washington!), hatte er hier erstmals ein richtig großes Budget und ein Major-Studio im Rücken.
Er hat seine Chance eindeutig genutzt und sich auch für Projekte dieses Kalibers qualifiziert, denn „Tears of the Sun“ ist technisch und handwerklich perfekt inszeniertes Kino, so wie man es sich wünscht.
Die Story ist einfach, hat aber eine humane Botschaft, die auch gut rübergebracht wird. Natürlich kommt man auch hier nicht ganz ohne amerikanischen Pathos und Patriotismus aus, doch der hält sich im Rahmen und ist nie penetrant. Schwächen offenbart der Film in der Charakterzeichnung, vor allem bei den Mitgliedern der S.E.A.L.-Einheit – diesen Figuren wird kaum Raum und Tiefe geboten. Und ja, der Showdown ist dann wieder ganz Hollywood-like und bietet einige Klischees...
Insgesamt ist die Inszenierung ist straff und spannend, die Action spektakulär – jedoch bietet der Film auch etliche ruhige Passagen, in denen auf das Leid der Bevölkerung eingegangen wird.
Vor allem die schonungslosen und eindringlichen Bilder von ethnischen Säuberungen, Vergewaltigungen und Verstümmelungen bleiben im Gedächtnis haften und heben den Film um etliches über den Durchschnitt. Das, zusammen mit Fuquas Regie, sowie die Präsenz von Willis und Bellucci, machen „Tears of the Sun“ zu einem Highlight nicht nur für Genre-Fans.
Leider floppte das Werk an den amerikanischen Kinokassen, was jedoch wohl hauptsächlich am unglücklichen Starttermin lag: Er lief nur wenige Tage nach dem Einmarsch der Amerikaner zur Befreiung des Iraks in den Kinos an. Columbia Pictures hätte den Starttermin nach hinten verlegen sollen, doch man setzte wahrscheinlich Hoffnung in einen patriotischen Effekt gegenüber dem Film – da hatten sie sich getäuscht, denn warum sollte man sich fiktives Leid im Kino ansehen, wenn man 24 Stunden am Tag mit dem realem Gegenstück auf CNN konfrontiert wird...
Unabhängig davon ist „Tears of the Sun“ großes, spannendes und eindringliches Action-Drama-Thriller-Kino. Ich kann mich denn beiden Kritiker-Gurus Ebert und Roeper nur anschließen: „Two Thumbs Up“ = 9 von 10.