Trotz der Wiedervereinigung von Patrick Lussier und Todd Farmer nach den zuvor durchaus positiv aufgenommenen bzw. zumindest global registrierten My Bloody Valentine 3D (2009) und Drive Angry (2011) und vor dem geplanten Surveillance bislang eher untergegangener Slasher in Retrokultur, welcher bekannte Schnittmuster in Sachen Geschichte und Behandlung dieser aufweist als auch folgerichtig deren Klischees und damit einhergehend die Schwächen und die Stärken. Lussier, der mit dem Valentine - Remake durchaus ein kleines Highlight für sich verbuchen konnte und damals nicht nur bei den Zuschauern (mit einem Einspiel weltweit über 100 Mio. USD), sondern auch den Kritikern beliebt, hat hier neben dem Schauplatz der ländlichen Ostküste Amerikas (hier speziell der Ballungsraum Poughkeepsie–Newburgh–Middletown; ursprünglich war Los Angeles angedacht, aber aus Budgetgründen verworfen) auch erneut den eng mit dem Genre verbundenen Tom Atkins an Bord; zusätzlich wurde mit Omar Epps in der Haupt-, nicht Titelrolle (statt dem fest gewünschten Dermot Mulroney) eine weitere Reunion und dort bis auf Dracula 2000 zurückführend zelebriert:
Halloween 2015. Als der junge Patrick Weaver [ Thom Niemann ] auf einer abendlichen Party in Benton, New York plötzlich anfängt, die anderen anwesenden Jugendlichen um Cheryl Winston [ Kristina Reyes ] mit einem Messer anzugreifen, ahnt der nach der Tötungsarie von Sheriff Lisa Jayne [ Ellen Adair ] eingeschaltete Det. Mike Denver [ Omar Epps ] noch nicht, was auf ihn zukommt. Weaver kann noch im Krankenhaus trotz des Einschreitens der Polizisten und eigentlich schwerster Verletzungen fliehen, die Leiche oder der Jugendliche taucht auch nicht mehr auf, dafür werden in den nächsten Jahren jeweils zu Halloween nur unweit entfernt weitere Massaker und dies auch mit dem gleichen Kostüm registriert. Vor allem Denver nimmt die Sache mehr mit, zumal im Jahre 2019 der mittlerweile als 'Trick' in den sozialen Medien berühmt gewordene Mörder (oder sein Copycat oder doch die Personifizierung des Bösen) nach Benton zurückkehrt.
"Look. You and the lady sheriff discharged your weapons five times into the guy. He fell 23 feet. And that was before he crawled into a 32-degree river. No offense, Detective, but the only thing keeping this guy alive is you."
Reichlich Blut wird natürlich schon gleich zu Beginn vergossen, in der Einführung einer rasch aus dem Ruder laufenden Halloween-Party, in der schnell eine (Falsche) Krankenschwester (im Kostüm) von vornherein vergeblich Rettungs- oder gar Wiederbelebungsmaßnahmen versucht, bald auch selber von dem roten Lebenssaft der Umstehenden und Angegriffenen besudelt wird und sich ihr ehemals weißes Outfit zu düsteren Tönen färbt. Kein Warten, keine Vorbereitung, keine Idylle, die Atmosphäre wirkt schon sofort mysteriös und angespannt und das einleitende Massaker ist keine Frage des Ob, sondern des Wann und der für die wenigen Überlebenden noch verbliebenen Zeit.
"Something wrong?" - "Just be careful." - "Okay....Get my shotgun is what I'll do."
Ein Messer im Raum, dass sich als Teil eines Gesellschaftsspiels erst auf dem Boden dreht und bald anders benutzt wird und als Waffe zweckentfremdet und als Mordobjekt instrumentalisiert. Die Überraschungen kommen erst danach, peu a peu, die Waffen werden gewechselt, alles verfügbare vom Killer eingesetzt, was vorrätig ist und was scharf genug, die Verschlüsse offener Handschellen, die einem Polizisten das Gesicht zerreißen, ein Halbmondmesser, ein Skalpell, all das und noch viel mehr kombiniert mit einer Mordlust und einer Empathie- und Skrupellosigkeit, die Bände spricht und dennoch zum Inventar dieser Sorte Film gehört. Manchmal trifft es die falschen Leute, manchmal auch die 'richtigen', die Bullies nämlich, manchmal ist es auch egal, wenn es erwischt, da gerade eingangs das Killing Spree in loser Reihenfolge vorangestellt wird; eine Selbständigkeit, über die keiner böse ist und sich niemand echauffiert.
Dabei haben Lussier und Farmer zumindest anfangs noch genug eigene Ideen über ihre Kreation, den Titel, der gleich mehrere Bedeutungen hat und sich am Wandeln ist, und ein eigenes ominöses Geschehen, zusätzlich zu einer längeren Zeitspanne und einiger Ortsveränderungen werden die Vorgänge bis zum Hier und heute auch verhältnismäßig geschickt und mit einem Vorhang aus offenen Fragen, knappen Zusammenfassungen und möglichen zufriedenstellenden Antworten ratifiziert; eine Unsicherheit vor allem auch der Aussagen der anwesenden Jugendlichen, die den eigentlich Bekannten in ihrer Mitte jeweils anders optisch beschreiben und durch eine Nonexistenz in sozialen Medien auch keinerlei Fotos, tatsächlich auch keine richtige Adresse und eine Kommunikation mit den 'Eltern' nur per E-Mail, also diese auch nicht existieren. Eine mittelbare Griffigkeit der Erzählung durch standardisierte Muster, die da dennoch mit dem Unbekannten aufwartet und das Spiel der Illusionen und unterschiedlicher Wahrnehmungen probiert. Sachen, die nicht sein können, und Dinge, die nicht stimmig sind; etwas, das zum einleitenden Erzählen durchaus zugehörig sein kann, hier aber kein Ende nimmt und sich selber bald gespickt voller Löcher im Kreise dreht.
Geändert wird der Ort, geändert wird der Modus Operandi, die DNA ist nie dieselbe und bald jagt die Polizei nicht nur einen Serientäter, sondern jemand oder auch etwas, dass zur eigenen Ikone geworden ist, zum Boogeyman, in den sozialen Netzwerken gefeiert wird und als etwas Übernatürliches zelebriert. Vom Slasher zum Copthriller und Police Procedural über den Krimi bis zum Psychodrama mit Horror- und Gewaltexistenzen, erst vorwärts, dann wieder ab etwa der Hälfte der Laufzeit zurück an den Beginn und dort leider verharrend, verwirrend und sich gleichzeitig redundant im Kreise drehend. Selbst die Verbalitäten wiederholen sich in einer Tour und das 'Hasch mich, ich bin der Mörder' – Schema erst recht; bis zur Auflösung, die keine zufriedenstellende und auch keine Neuigkeit für den aufmerksamen Zuschauer ist. Dabei ist das Ganze durchaus wertig, d. h. sicherlich mit überschaubarer Finanzierung, aber nicht billig wirkend, mit guten darstellerischen Leistungen und mit viel Einsatz (mit auch einigen größeren bautechnischen Todesfallen und bisschen Stuntwork) und Bewegung (samt Verfolgungsjagden zu Fuß etc.) gedreht, vor teilweise ähnlich gehaltenen, erstaunlicherweise aber oftmals sehr hohe Rendite an den Kinokassen einfahrenden Produktionen von Blumhouse muss man sich bspw. nicht fürchten und nicht verstecken, vor deren Qualität oder gerade auch den Erfolg an den Kinokassen schon eher.