Susi und Strolch (2019)

Haben die Disneyrealfilmremakes ihrer Zeichentrickhits eine Daseinsberechtigung? Kritiker werfen kreativen Bankrott und reine Geldgier vor, Disney selbst und positivere Stimmen sprechen von Neuinterpretationen, die späteren Generationen besseren, alternativen Zugang zu den Stoffen ermöglichen sollen. Ich befinde mich mit meiner Meinung irgendwo dazwischen, versuche die Filme allerdings größtenteils losgelöst von solchen Diskussionen und so objektiv wie möglich zu besprechen. Obwohl ich natürlich deutlich sagen muss, dass ich ein Remake mit Eigenständigkeit, schön-dunklem Anstrich und echtem Mehrwert wie „The Jungle Book“ solchen unmutigen, nur oberflächlich glänzenden, etwas seelenlosen Neuauflagen wie dem neuen „Der König der Löwen“ deutlich vorziehe. Wo reiht sich nun der neue „Susi & Strolch“ ein? Erzählt wird jedenfalls ziemlich genau die gewohnte Geschichte, wie sich der strassenschlaue Streuner und der vornehme Cockerspaniel kennen- und lieben lernen... 

Dass hier zum Teil mit echten Hunden gearbeitet und nicht komplett am PC animiert wurde, kann ich den Machern hoch anrechnen. Und es klappt auch noch obendrauf. Selbst wenn natürlich bei der Mimik und spezielleren Bewegungen sichtbar nachgeholfen wurde, haben vor allem unsere zwei Hauptwauwaus durchaus Charme und Herz und einen mächtigen Knuddelfaktor. Egal ob digital erweitert oder in Originalform. Strolchs Strassenattitüde kommt genauso gut rüber wie Susis vornehme und dennoch leicht trottelige Art. Was für ein süßes Paar! Positiv sind außerdem die Synchronsprecher (auf deutsch wie englisch!), die (vielleicht etwas zu saubere) Ausstattung und die ikonischen, größtenteils intakt gelassenen und noch immer funktionierenden Szenen wie das Spaghetti-Mondschein-Dinner zu nennen. Nostalgisch und höchst modern zugleich ist das alles. Und weitestgehend klappt hier der Spagat wenn’s nach mir geht. Ich war gerührt, ich war bezaubert, ich hätte gerne auch einen Hund auf der Couch neben mir gehabt. Ein wenig fehlen vielleicht Tiefe und Textur, Originalität eh und auch „Echtheit“ - doch für sich genommen, vorurteilsfrei und von mir aus: wohlig schön! Ein Weihnachtsherzerwärmer für die komplette Familie. Selbst wenn das Original unerreicht bleibt und dieses Remake etwas zu klinisch rein und vielleicht sogar politisch korrekt wirkt. Aber mal ganz ehrlich: wer sich hier über Hautfarben und historische Wahrscheinlichkeiten echauffiert, mit dem stimmt doch irgendetwas nicht... 

Fazit: überaus gelungene, wenn auch ein wenig artifizielle und oberflächliche Neuinterpretation des süßen, stilvollen Klassikers. Hübsch, haarig, harmlos. Für Hundefans jedoch ein Muss - die Mischung aus echten Hunden und Computeranimationen funktioniert meiner Meinung nach sehr gut. Romantisch und warmherzig. Tut gut. Will gar nicht mehr.