René Weller, der Hauptdarsteller, war deutscher Europa-Meister im Boxen und in den 80ern dick im Geschäft. Diese temporäre Popularität musste natürlich sofort auf Zelluloid gebannt werden, um für die Nachwelt festzuhalten was für ein cooler Typ das ist. Angesichts der Tatsache, dass er seit den späten 90ern nur noch durch kriminelle Aktionen und schamfreie Auftritte bei Privatsendern glänzte, war diese Entscheidung vielleicht gar nicht mal so falsch. Je nachdem, wie man an diese Produktion herangeht, kann man dabei eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass es dilettantischer Rotz oder kultiger Trash ist. Bevor ich mich auf eine dieser Seiten schlage, möchte ich noch anmerken, dass ich mir derartige Werke nur ansehen würde, wenn die Sportler ein gewisses Skandalniveau aufweisen, weil dann der Unterhaltungsfaktor höher sein dürfte. So wär ich auch einem Möchtegern-Selbstportrait über Mike Tyson oder Graciano Rocchigiani nicht abgeneigt, während ich bei Henry „Gentleman“ Maske und Axel Schulz dankend ablehnen würde. Denn wer mich schon im Ring langweilt, würde mich vermutlich auch vor der Glotze zum Einschlafen bringen. Aber das nur am Rande, Vorhang auf für Herrn Weller:
Dany Wagner ist Boxweltmeister und rettet nebenberuflich pralle Blondinen vor bösen Druglords, die ihren Absatz mit gratis Heroinproben pushen wollen. Pech für sie, dass nicht jeder dem Konsumzwang nachgibt und sie von Dany die Fresse poliert bekommen. Dieser nutzt die Gunst der Stunde und macht beim Beinahe-Opfer ein Date klar. Am nächsten Tag begegnet er bei einem Banküberfall – in Bayern ist eben immer was los – dem Karatetrainer Andreas, der zeitgleich dessen neue Perle kennenlernt. Das führt zu Eifersüchteleien und einer Herausforderung, welche der zwei Kampfkünste die bessere ist. Da jedoch beide Seiten in ihrem Dojo Probleme mit der bösen Drogenbande haben, entschließen sie sich, ihre Kräfte zu bündeln um dem gemeinsamen Feind noch effektiver in den Arsch zu treten. Auf jeden Fall muss man eine Affinität zu beiden Sportarten haben, da diese von den ohnehin kurzen 76 Minuten ungefähr die Hälfte der Zeit ausmachen. Unnötig zu erwähnen, dass davon dramaturgisch nur ein Bruchteil relevant ist, und ich spreche das nur an weil es „geil“ choreographiert ist. Mich würde übrigens auch interessieren, wieviele der Statisten sich hierbei ordentlich weh getan haben.
Schmerzen empfindet man beim Ansehen nur, wenn man das Gebotene in irgendeiner Form ernst nimmt. Ich finde es in jeder Hinsicht so überzogen, dass ich mich in die Abfeier-Fraktion einreihe. Allein die nötigen Synchronstimmen von bekannten Sprechern sind Kult, weil sie entweder eine internationale Bedeutung des Films suggerieren sollen, und/oder weil die Originale untragbar sind. Man bekommt einige Sehenswürdigkeiten von Nürnberg zu sehen und wird Zeuge, wie René in der Disse im blauen Jeansanzug abhottet. Überhaupt ist „Macho Man“ der optische Supergau, was Klamotten und Frisuren betrifft, während der Synthie-„Score“ von megabillig bis hörenswert variiert. Sogar Captain Hollywood darf hier gekonnt performen, ja genau, DER Captain Hollywood, der in den 90ern mit Twenty 4 Seven (z.B. „I can’t stand it“) und dem nach ihm benannten Project (u.a. „More and more“, „Only with you“) mehrere europaweite Charterfolge im aufkommenden Eurodance für sich verbuchen konnte. Abgerundet wird diese ultraschräge Zusammenstellung von deftigen Verbal-Zoten, wie es sie wohl nur in den eingedeutschten Filmen der 70er und 80er Jahre gab. Hach ja, those were the days – 8/10.