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Seit dem ersten The Raid, spätestens seit dem zweiten muss sich (nicht nur) jede indonesische, also lokale Produktion mit den Werken von Gareth Ewans messen und vergleichen lassen, werden vom Marketing oft schon Beziehungen (“mit dem Star von“ etc.) gesucht und gefunden und andere Anknüpfungspunkte als Werbung gehegt und gepflegt. Ein Vorteil zum Erwecken der Neugier des Publikums, dass dann auch entsprechend schnell greift und Reflex auslöst, der Nachteil liegt ebenso auf der Hand, sind die Nachfolger im Geiste oft im Bemühen und Kopieren zwar eifrig, vom Talent her aber weniger gesegnet und dann gerne mal ausgebuht und verschmäht. Foxtrot Six, mit Team und Darstellern aus eben The Raid: Redemption und auch noch The Night Comes for Us, hat dann (für die ältere Generation) tatsächlich noch eine weitere Besonderheit von der Herkunft her, wird als Produzent und auch treibende Kraft des Ganzen das frühere Hollywoodmitglied Mario Kassar erwähnt und gezählt.

2031, Indonesien. Um 2018 herum hat der damalige junge Präsident des Landes versprochen, sich um das Wohl seiner Bürger und vor allem auch die Hungersnot innerlandes und auf der ganzen Welt zu kümmern; mittlerweile lebt er selber mit Sari Nirmala [ Julie Estelle ], einer ehemaligen Journalistin und jetzigen Anführerin der sogenannten "Reform" im Untergrund, gejagt von den Oberen, die als vierköpfige Gruppierung namens "PIRANAS" mit Waffengewalt ihre Geld- und Machtgier pflegen. Als der jetzige Abgeordnete und frühere Marine und Verlobte von Sari, der sie bislang tot glaubende Angga [ Oka Antara ] erneut per Zufall auf Sari trifft und dadurch selbst in das Visier von Militär und Polizei gerät, beschließt er etwas gegen die Unterdrückung und Korruption zu unternehmen. Zusammen mit den ehemaligen Armeekumpanen Oggi [ Verdi Solaiman ], Tino [ Arifin Putra ], Ethan [ Mike Lewis ] und Bara [ Rio Dewanto ] sowie Spec [ Chicco Jerikho ], dem besten Mann von "Reform" gründet eine Gruppierung namens "Foxtrot Six", die einen Anschlag auf das von Wisnu [ Edward Akbar ] schwer bewaffnete PIRANAS Hauptquartier ausführen will, um dort die vier Anführer zur Wahrheit gegenüber dem Volk zu zwingen.

"The future is now" heißt es in einer der ersten Szenen, eine Veränderung in der Zeitform, die mit 2031 nur minimal nach vorne und deswegen eng verbunden mit dem hier und heute springt. Die Figuren sind unwesentlich nur gealtert, dennoch lag eine Dekade dazwischen, haben sich die Personen durch Erlebnisse und Erfahrungen mehr verändert als die Welt um sie herum und die Innenwelt zwischen ihnen. Starten tut man schon mit Schreckensbildern der Menschheit, mit Hungersnöten und Aufständen auf der ganzen Erde, in der ein Großteil der Menschen wenig oder nichts zu essen hat und deswegen ein Versprechen gemacht wird. Ob oder wie das eingehalten wurde, klärt der Film dann mit den weiteren Ereignissen, wird neben dem gemeinen Actionfilm hier zumindest auch etwas Bewandtnis versucht und weitere Ebenen, darunter der Blick in die Politik, die Wirtschaft, die Sozialität usw. geworfen und ein größeres Umfeld eingesehen und ausprobiert. Von den oberen Zehntausend sieht der Blick übrigens weiterhin gut bis besser aus, unten auf den Straßen herrscht das Gleiche wie immer, also Unterdrückung und Gewalt und sonst nicht viel mehr.

Verkauft wird im Film und auch vom Film ein Pitch, eine Idee, die Verbindung von militärischer Action im Science fiction Setting mit etwas Anspruch und dem Schauen nach Hollywood, und von dort vielleicht auch zurück; die für ein Release von ursprünglich 2017 gesetzte Produktion ist für das einheimische wesentlich, nämlich 10x größer als üblich, der 5 Mio. USD teure Dreh in Englisch gehalten und auch schon in den kleineren Details mit viel Technik und Accessoires, zusätzlich zu der Erschaffung einer eigenen Welt, die von unserer zwar nicht zu weit entfernt ist, aber dennoch aufgebaut werden muss und variiert. Stete Überwachung, divergierende Parteien, dazu sind die Leute bis an den Hals bewaffnet und verfügen manche Gruppierungen auch über 'unsichtbare' Krieger und Kampf- bzw. Mecharoboter, sogenannte "Kodiaks". Der Plot muss vorangebracht werden, was einige ungute Gefühle in Sachen Klischee und Überdramatisieren dessen auslöst, zumal die eigentliche Geschichte abseits all der Kreationen drumherum eine antike und nicht das große Ausrufezeichen wert ist. Erst die eigene Wandlung vom Saulus zum Paulus, von jetzt auf gleich auch, dann die Rekrutierung der Kampfgefährten für das folgende Selbstmordkommando, quasi auch irgendwo das fernöstliche Brimborium im Stil von Underground Six; nur nicht in Hochglanzfassade und überbordender Luxusattitüde, sondern im Milieu von Actiongülle und deren abbruchreifen, nach Verwahrlosung und Unrat aussehenden Schick.

Ein verlebtes, längst geschlossenes und dem Ruin überlassenes Einkaufszentrum als erst vor sich hin vergammelndes, bald zerstörtes Hauptquartier der Foxtrot Six, plus viel abgeranzte Wohnblöcke mit Lücken und Löchern drin, die, wenn überhaupt mit Müll gestopft sind und dekorativ verdreckt, dazu Korruption und Gier allerorten, wo der Stärkste in der Runde nur am Gewinnen ist und selbst für die kleinsten Trophäen im Rudel über Verletzungen und Knochenbrüche geht. Blessuren nimmt der Film auch mit seiner Anspruchshaltung nach Mehr ein, da war eher der Wunsch der Vater des Gedanken, wirkt er in seinem 'amerikanischen' Filmstil oftmals wie eine mäßige bis schlechte Kopie mit auch ebensolcher Tricktechnik, die bspw. auch das Mündungsfeuer und somit die Schießereien negativ beeinträchtigt. Ein rabiater sportlicher Massenkampf erinnert kurz an Vergleichbares im Gefängnisinnenhof vom zweiten Raid, während das darauffolgende Attentat auf einen Wagenkonvoi schon wieder mit den Problemen hinsichtlich der Effekte beim Abfeuern der Waffen aufweist und der eingeschlagene Weg des Versuchs der Anpassung an westliche Sehgewohnheiten hier eher die eigenen lokalen Stärken negiert. Hinzu kommen einige Brutalitäten beim langen Showdown auf einer matschigen Baustelle wie das Brechen von Armen, das Aufspitzen auf einem Granitblock, das Herausbeißen der Halsschlagader des Gegenübers oder das Treiben einer abgebrochenen Zahnbürste durch den Mund ins Genick.

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