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Harry Shooter und die automatischen Waffen des Todes


Eigentlich sollte „Guns Akimbo“ nächsten Monat auf den Fantasy Filmfest Nights laufen - doch da auch die natürlich durch Corona leiden und verschoben werden mussten, flog er kurz vor knapp aus dem Programm. Schade, denn mit der bekannten Meute im Rücken würde ein solch straighter Draufgänger selbstredend noch eine Schippe draufpacken. Sei's drum, wird er halt daheim geguckt, dachte ich mir, gibt ja immerhin genug Möglichkeiten, da er international schon längst erhältlich ist (z.B. über die US-Blu-Ray). Erzählt wird von einem Spieleentwickler, Loser, freiberuflichen Internettroll und Couchgammler (wunderbar: Daniel Radcliffe, nach der furzenden Leiche mal wieder mit einer völlig abgedrehten, geilen Rollenwahl!), dem in der echten Welt Knarren an die Hände geschraubt werden und der in einem menschenverachtenden, live gestreamten Battle Royale um sein Leben kämpfen, rennen, schießen muss... 

„Guns Akimbo“ ist ein Vollgasfilm für die aktuelle Generation, deren Aufmerksamkeitsspanne oft genug gefühlt nicht länger als 5 Minuten beträgt. Und das meine ich noch nichtmal wirklich böse, das ist einfach Fakt, das beschreibt sein waghalsiges Tempo, seine Hyperaktivität, seine seichte Gesellschaftskritik und leider auch seine Oberflächlichkeit. Doch egal wie platt die stylische Ballerorgie auch sein mag - sie macht unfassbar viel Bock, kennt nur den Vorwärtsgang, bleibt keine Minute zu lang, vergeudet keine Sekunde, ist am Zahn der Zeit und bietet mit Weaving + Radcliffe ein bombastisches, momentan völlig zurecht heftig angesagtes Duo, das mal gar keine Kompromisse eingeht oder Scheu zeigt. „Guns Akimbo“ ist ein Festival-, ein Party-, ein Flucht-, ein Hirn-aus-Film. Und er hat etliche Chancen, sich eine fette Fanbase aufzubauen und in ein paar Jahren Kultstatus zu erspähen. Und sei es nur zum Grossteil bei den U20ern. Einer dieser Filme, bei dem sich viele zu fein sind, ihn zu loben oder gar geil zu finden. Ich nicht. Mich hat er köstlich unterhalten, zum Teil sogar weggeblasen. Einer der pushendsten Soundtracks, klasse Kamerafahrten und ein skrupellos-heftiger Gewaltgrad liefern den Rest. Ich war von hinten bis vorne bedient und zufrieden. Verrückt und verschwenderisch rotzig. Wenn auch manchmal deutlich drüber oder für viele sicher aufgesetzt, erzwungen, möchtegern cool. Für mich geht die Rechnung aber weitestgehend auf. Und allein Frau Weaving... mmmhhh... selbst mit Grillz und Tattoos... mmmmhhhh... Sorry, Harley Quinn, aber da hältst du nicht mit! 

Fazit: Hardcore Harry. Was für ein Geschoss, das in alle Richtungen und völlig drauf auf alles ballert, was nicht bei drei auf den blutigen Bäumen ist. „Guns Akimbo“ ist deutlich Style over Substance und einige wird sein Drübersein sicher ankotzen, abturnen und abschalten lassen - doch mich hat diese fetzige Feuerwehr enorm gut unterhalten! Für mich nach „Deathgasm“ der zweite Treffer für Regisseur Jason Lei Howden. Wer Filme wie „Gamer“, „Nerve“, „Shoot 'em Up“, „Crank“ und (leider auch etwas) „Suicide Squad“ vermischt sehen will, könnte mit diesem radcliffschen Trip seine wahre Freude und vielleicht sogar einen baldigen neuen Kultfavoriten gefunden haben! 

P.S.: Besser nicht in den deutschen Kinos gucken, da er dort nur FSK16/geschnitten läuft - und da seine harten Einschläge und Ausschläge einige der besten Momente sind, kann man das dann leider nicht machen :(

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