Review

Cop Daniel Pruitt [ Jonathon Schaech ] stellt den vermeintlichen Angreifer seiner Frau Jessica [ Elizabeth Lackey ] und sperrt ihn nach einigen aggressiven Schlägen in dessen Truck, um seine verletzte Frau in das Krankenhaus zu bringen. Dort angekommen wartet schon der Sheriff Morgan McKenna [ James Caan ], allerdings um die Leiche seines Sohnes Bobby zu identifizieren. Pruitt staunt nicht schlecht, als er in dem Toten vor sich den Angreifer erkennt; da macht es nicht einfacher, dass McKenna nur auf Rache aus ist. Als Ermittlungshelfer versucht er, seine eigenen Spuren zu verwischen und gleichzeitig den wahren Täter ausfindig zu machen, immer die schnüffelnden Kollegen um sich herum.

Gediegenes TV - Movie für die „USA Crime Fridays“, dass seine filmische Herkunft aus Neuseeland recht gut verbergen kann und für einen rein im Kabelsender premierten Film ganz ordentlich abschneidet; mehr aber auch nicht.
Der u.a. aus No Way Out – Es gibt kein zurück bekannte Aufhänger mit dem Verwirrspiel um die Tücke des Subjektes holt vieles aus dem ansonsten zu ruhigen Plot heraus, verläuft sich in der Suche nach dem wahren Täter aber dann auch im Sande. Die Auflösung interessiert praktisch niemanden; die Jäger seiner selbst – Handlung ist zu unaufgeregt.
Vor allem die Begleitumstände der Rahmenerzählung sorgen aufgrund ihrer durchexerzierten Genreklischees für wenig Enthusiasmus; die ersten Minuten stellen sich als viel zu erprobtes Rührstück heraus, dass nur schwer und kurzzeitig wieder auf die richtige Bahn gebracht werden kann.

Pruitt ist nach sechs Jahren Tätigkeit bei der Mordkommission in Seattle natürlich bereits ausgebrannt. Die Entlassung aus dem Dienst ist beantragt; man will das kleine Familienglück in einem neuen Leben auf dem Lande weiterführen. Die letzte Amtshandlung sieht dann auch eine leicht misslungene Geiselbefreiung vor, die seinem älteren Partner eine Schussverletzung kostet und einen der Geiselnehmer durch Pruitts Waffe das Leben.
Die Fahrt aufs Lande in eine offene, glücklich geplante Zukunft stellt mit seinen unberührten Weiten, der strahlenden Sonne und dem satten Grün der umliegenden Wälder auch das einzige Mal eine farbenfrohe, satte Bildkomposition dar und kontrastiert damit sehr mit dem Rest des ganz kurzweiligen Filmes, der sich wie die eröffnende Polizeiaktion in viel Dunkelheit und nass – trübem Wetter ergeht. Für eine visuelle Aufbruchstimmung besteht dann aber auch schnell kein Grund mehr; die Durchfahrt durch Oregon erzeugt bereits beim ersten Stopp an einer Raststätte die Aufmerksamkeit der Einheimischen und androhenden Ärger. Der flotte roter Flitzer Pruitts sorgt ebenso wie seine hübsche Begleiterin für Tuscheleien und aufdringliche Blicke der Kleinstädter, die schon optisch allesamt nicht koscher aussehen. Die wenig grandiose Idee der wie frisch verliebten Turteltäubchen, die Nacht im Freien zu verbringen steigert sich angesichts des sehr offensichtlichen Gefahrpotentials noch, als der arbeitsmüde Cop seine halbnackte Frau allein im Wald zurücklässt, um nach dem anstrengenden Liebesakt noch etwas zu essen zu besorgen.

Die während seiner Abwesenheit ausgeführte Attacke auf die fast schutz – und wehrlose Frau ist in einer Weise inszeniert worden, die ein wirkliches Erkennen der Vorkommnisse undenkbar macht; dafür sind die Verwischeffekte und unruhigen Kameraeinstellungen zu vielfach. Das man damit nur den Täter verschleiern will, stellt sich erst später heraus; bisher wird durch die Regie nur sehr offensichtlich Bobby McKenna [ Paul Glover ] als Interessierter am Pärchen und später auch sehr Nervöser aufgezeigt.
Jessica gelingt nach erbitterter Gegenwehr die Flucht; sie stürzt vor ihrem zurückkommenden Freund vor die Füsse, der bei seiner anschliessenden rasenden Fahrt ins Krankenhaus fast mit Bobbys Truck zusammenstösst. Hierbei geht alles noch seinen Weg, Bobby wird von der hysterischen Jesscia erkannt und folglich von dem überlegenen und verständlich wütenden Pruitt auseinander genommen.
Problematisch und damit erst interessant ist die Tatsache, dass Jessica auch bei der Ankunft im Krankenhaus die Sanitäter als Angreifer zu erkennen vermeint und mit „Das ist er!“ beschuldigt. Jetzt wird für Pruitt klar, dass er auch den Falschen erwischt haben könnte; der weniger reisserische Alternativtitel lautet dementsprechend treffender „The Wrong Man“.

Die Ermittlungen der beiden unterschiedlich motivierten und gegensätzlich charakterlichen Polizisten geht die normalen Wege über Fingerabdrücke, Waffenabgleichen, mehrfachen Tatortbesichtigungen und Zeugenbefragungen; wobei die ersteren nicht gerade CSI – Material darstellen und die letzteren laufend in Rangeleien oder sogar Flucht ausarten. Die anderen Stadtbewohner haben anderweitig eh Dreck am Stecken; Backwood – Sheriff McKenna geht auch nicht gerade zimperlich und vorschriftsmäßig mit dem Gesetz um, es existiert für ihn nur sein eigenes.
Statt Polizeiarbeit wird ein persönlicher Rachefeldzug betrieben, mehr verbal als tätlich, aber am Ende in einen sinnfreien und auch scheinbar gutgeheißenen Selbstjustizakt ausweitend.
Auch Pruitt überschreitet deutlich die Grenzen; nachdem er die erste Aufklärung nicht geschafft hat, verstrickt er sich zu tief in seiner Bredouille und versucht durch kriminelle Taten, sich da rauszuwinden.
Die angekratzten Kontroversen werden allerdings nicht wirklich beachtet oder genauer kommentiert, sondern so hingenommen und zudem durch das versöhnlich stimmende Ende völlig verwässert. Da stellt sich schon die Frage, ob Genreroutinier Willam A.Graham [ drehte u.a. für die Serien Auf der Flucht, Gnadenlose Stadt, FBI, Ironside und Police Story ] überhaupt die Tragweite der Themen erkannt hat. Auch die sonstige Handhabung des Sujets ist recht zurückhaltender Art, es wird oft nur intensitätslos abgefilmt und zudem noch mit einigen fehlgeleiteten Dialogen und Logikfreiheiten banalisiert. Bis auf eine plötzliche und dadurch schon wieder erstaunliche Gewalteinstellung entspricht die Optik und Gangart gängiger Fernsehware, die geplanten und gekennzeichneten Übergänge für Werbeeinblendungen sind ebenfalls erkennbar.
Die Darstellerleistungen der beiden grösseren Namen passen sich an; einzig das erste Aufeinandertreffen der Gesetzeshüter stellt sich durch den dort noch nicht festgelegten Caan von der schauspielerischen Seite her spannend dar. Dessen auch hier nicht zu abstreitenden Präsenz trägt neben der ordentlichen ersten Hälfte und dem erfreulich knappen Erzählrahmen den Film auch am meisten.

Durchschnittsware; gemäß den Erwartungen an preiswerte und einfache Freitagabendunterhaltung passt das schon.

[ Review wurde auch auf www.filmbesprechungen.de veröffentlicht. ]

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