Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine schwere Persönlichkeitsstörung, die sich durch sehr wechselhafte Stimmungen, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, mangelndes Selbstvertrauen und autoaggressive Verhaltensweisen äußert. Diese Instabilitäten ziehen oft das persönliche Umfeld in Mitleidenschaft und beeinträchtigen so Alltag, langfristige Lebensplanung und das Selbstbild. (Quelle: Wikipedia)
Man könnte glatt annehmen, man hätte es mit einer Millenium Pictures-Produktion zu tun. Bekannte, aber mittlerweile abgehalfterte Namen, eine Prämisse, die sich zunächst gut anhört und dann als schlecht ausgearbeitet erweist und eine Inszenierung, die so einfallslos aussieht, als sollte nie mehr als der Schnellschuss für die Videothek herauskommen. In Wirklichkeit verbirgt sich hierhinter allerdings der deutsche Medienfond Apollo Media. So unwahrscheinlich ist die Vermutung also gar nicht.
„Borderline“ von Evelyn Purcell („Nobody's Fool”, „Woman Undone”) vereint hier gleich drei Ex-Stars vor der Kamera, bei dem es mir vor allem um einen Leid tut. Michael Biehn kämpfte einst gegen den Terminator, Aliens und Ed Harris auf Alcatraz, ist aber seit etlichen Jahren auf dem absteigenden Ast und findet sich nun in solchen Heulern wieder. Hier gibt er den Detective Macy Kobacek, der heimlich eine Affäre mit der Psychotherapeutin Dr. Lila Colleti (Gina Gershon, „Bound“, „Face/Off“) hat. Als ihr Ex-Mann und dessen Frau umgebracht werden, fällt das Sorgerecht der beiden gemeinsamen Töchter Lila zu. Das Delikate an der Angelegenheit ist nur, dass ihr Ex erst kurz vorher gerichtlich das alleinige Sorgerecht für sich erwirkte. Da ist sie schon mal Kandidatin Numero Uno...
Ganz ehrlich, „Borderline“ stellt sich ziemlich fix als lahmes TV-Event heraus, bei dem man, wenn man still ist und ganz genau hinhört, im Hintergrund die Lämmer schweigen hören kann.
Denn die gute Lila therapiert wo nur geht, ist deswegen auch beliebt bei den verbrecherischen Insassen der Anstalt, weil sie ihnen eine frühere Entlassung ermöglicht. Und wenn dann mal ein Ex-Patient so nett ist und ihr Haus streicht, könnte ein anderer ja auch auf die Idee kommen, ihr, auf zugegeben mörderische Weise, die Kinder zurückzugeben, zumal die Gute todunglücklich ist. Eine Meisterleistung vollbringt Gina Gershon dabei nicht, aber angesichts ihre nuttigen Schlampen-Auftritte in „Driven“ ist sie als Doc eine echte Wohltat.
Das in Frage kommende Exemplar, ein kürzlich entlassener Geistesgestörter namens Ed Baikman (Sean Patrick Flanery, „The Boondock Saints“, „Con Express“) ist auch schnell gefunden, zumal die Tote mit einer Flasche vergewaltigt wurde (sein Markenzeichen) und er sich dank Borderline-Syndrom so verdächtig verhält, dass er nur schuldig sein kann.
Doch damit beginnt das Spiel erst, denn der Ex-Patient dreht die Beweise so, dass sie seine Therapeutin als Mörderin verhaftet wird. Nun ist guter Rat teuer, zumal dem Lover auch die Hände gebunden sind und Lila dem guten Ed einst wohl näher kam, als sie eigentlich sollte.
Von oberkitschigen Szenen, wie dem Knast-Anruf bei den Großeltern (Da leben die Kinder jetzt..), die am liebsten gleich wieder auflegen wollen, als hätten sie keine Tochter mehr (Zumal die Schuld noch gar nicht bewiesen ist...), bis zu ihrer Kampfansage, nach Stellung der Kaution alles ins Reine zu bringen, herrschen dröge Einsilbigkeit und ein verflucht wirrer Plot (Wer das Ende ab Krankenwagen komplett verstanden hat, möge mich erhellen und anmailen. Ich habe es dreimal zurückgespult und konnte mir keinen Reim daraus machen). Von den Beweisen, die wirklich nur Indizien darstellen und keine Polizei der Welt so schnell jemanden verhaften lassen, bis zu den sülzigen, aber so obligatorischen Sex-Szenen, die natürlich nichts zeigen dürfen, herrscht pure Konventionalität, die auf ein schlampig konstruiertes Drehbuch zurückzuführen sind.
Bis zu Lilas Gefängnisaufenthalt ist der Plot noch einigermaßen glaubwürdig und nachvollziehbar, doch danach wird es leider reichlich abstrus und vorhersehbar. Macy findet belastendes Material und damit neue Motive für seine Flamme Lila (Die hat auch noch ihre Leichen im Schrank...), obwohl er vorher dem Gestörten schon mal prophylaktisch Schläge angeboten hat. Plötzlich tauchen neue Tote auf, die wiederum auf einen anderen Schluss hindeuten und letztlich kommt es zu einer mörderischen Nacht zwischen den Dreien. Zum Schluss wird es wirklich arg hektisch, weil Fall auf Fall Dinge geschehen, über die man als Zuschauer zumindest einmal kurz nachdenken würde, wofür das Drehbuch und die damit verbundene kurze Laufzeit aber keine Zeit vorsehen.
Fazit:
Lieblos heruntergekurbelter TV-Thriller mit zunächst interessant ausschauender Grundkonstellation und soliden Darstellern. Im weiteren Verlauf gibt es allerdings viele Klischees zu bedienen. Die Glaubwürdigkeit nimmt sich das Drehbuch schrittweise selbst, beginnt zu stolpern und endet schließlich in einem hektischen, wirren Ende, über das man auch nicht mehr groß nachdenken möchte. Allenfalls etwas für die Genrefans. Wer auf spannende, clevere Filmkost hofft, ist hier definitiv falsch.