Review

Erst gut, dann unglaublich fad…22.06.2020

Früher, zur Zeit des gedruckten Taschenbuchs, waren Autoren wie Edgar Wallace oder Agatha Christie das Maß aller Dinge. Deren Bücher wurden in schönem Schwarz/Weiß verfilmt, und jeder kannte Hercule Poirot, den Meisterdetektiv, oder sein weibliches Pendant Miss Marple. Heutzutage würde man sowohl Bücher als auch Filme als betulich bezeichnen, denn so richtig voran ging da nichts – viele Gespräche wurden mit den Verdächtigen geführt, dann wurde kombiniert, wie beim großen Vorbild Sherlock Holmes, und schließlich der Täter in zumeist letzter Minute überführt und der Polizei übergeben. Zum Spaß habe ich mir während der vielen Freizeit der letzten Monate mal versuchsweise einen Film mit Miss Marple angesehen – und nach zwanzig Minuten abgeschaltet. Man kann das nicht mehr gucken, außer, man ist selbst über siebzig.

Nun hatte ich angenommen, dieses kleine Genre des Detektivfilms sei durch die zahllosen Fernsehserien, die sich dem Sujet angenommen haben, ausgestorben, da kommt ganz unverhofft ein von der Laufzeit sehr langer Streifen des Weges, der sich dem fast ausgestorbenen Spartenprogramm annimmt. Harlan Thrombey, Erfolgsautor und alt, feiert Geburtstag. All seine Verwandten sind da, und mit jedem kommt es zum Streit. Am nächsten Morgen ist Harlan tot – die Polizei ermittelt, und der ebenfalls anwesende beauftragte Detektiv Benoit Blanc beobachtet, kombiniert, ist dabei stets leicht blasiert. Natürlich gelingt es ihm, den Fall aufzuklären und den Täter der Polizei zu übergeben, fast wie bei Herrn Poirot.

Und genauso langsam schreitet der Film voran. Während die ersten dreißig Minuten noch sehr unterhaltsam sind, da man das Figurenportfolio vorgestellt bekommt und zahlreiche alte Bekannte sieht, ist der Rest vom Fest eine zunehmend dröger werdende Qual. Es tut sich nichts, ein paar Rückblicke hie, ein paar Rückblicke da, fast ausnahmslos spielt der Film in dem alten Anwesen, das so aussieht, wie man sich das Haus eines englischen Landlords vorstellt. Daniel Craig geht dem Betrachter in der Rolle als Detektiv zusehends auf den Geist, einige Nebenhandlungen sind völlig überflüssig und zähen den Film nur noch mehr, sodaß man froh ist, wenn er nach über zwei Stunden endlich vorbei ist. Die vielen guten Kritiken kann ich nicht nachvollziehen, die Liebste und ich, wahrlich keine Freunde des hektischen Films, haben uns gemeinsam gelangweilt und hätten besseres mit unserer Zeit anfangen können - 4/10.

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