Review

Harlan Thrombey ist tot! Und nicht nur das – der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc. Der lässig-elegante Kommissar beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen.

Das hatten wir lange nicht mehr – einen Streifen, der sich bei der filmischer Umsetzung an alten Agatha Christie-Filmen orientiert, wie etwa MORD AUF DEM NIL. Nun stellt sich die Frage, ob die Umsetzung in die heutige Zeit gelungen ist, was sich mit einem klaren Jein beantworten lässt.

Am Anfang ist alles wie gehabt. Man legt diverse Fährten aus, so dass nahezu jeder in der Familie einen Grund gehabt hätte, das Familienoberhaupt umzubringen. Dann rückt plötzlich eine Person, die bislang nur eine Nebenrolle spielte, in dem Vordergrund. Auch das kennen wir so. Ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht besonders originell.

Dann löst der Film in der Mitte des Streifens schon das Rätsel auf und als Zuschauer ist man irritiert, denn was soll denn nun noch spektakuläres passieren? Leiche klar, Mörder klar. Und nun?

Doch dann beginnt der mit Abstand beste Teil, denn Benoit Blanc kann zur Höchstform auslaufen und beweisen, dass der Fall bei weitem nicht so klar ist, wie der Zuschauer es vermutet. Dort präsentiert uns nämlich der Detektiv, die durchaus komplizierte Auflösung und schlägt in seinen Ausführungen einen Haken nach dem anderen.

Obwohl das schon Spaß macht, wirkt es auch wenig wenig überzogen, denn nach den vorliegenden Indizien, scheint es mir doch weit hergeholt, dass Herr Blanc es schafft, dieses Tathergang so zu rekonstruieren.

Der Film dürfte ein ziemlich hohes Budget gehabt haben, wenn man bedenkt wer hier alles mitspielt – und nicht mal hätte mitspielen müssen, denn viele Rollen hätte man auch mit unbekannten besetzen können.

Jamie Lee Curtis ist komplett verschenkt, Michael Shannon ebenso. Chris Evans konnte noch nie viel und sollte bei Superhelden-Filmen bleiben. Don Johnson ist zumindest erstaunlich gut gealtert und Toni Colette solide.

Die beiden besten, weil auch dankbarsten Rollen, nehmen hier Christopher Plummer und insbesondere Daniel Craig ein, der hier als Hercule Poirot-Kopie sichtlich Spaß an der Rolle hat und wieder zeigt, dass die Karriere auch nach James Bond nicht beendet sein muss.

Einen Oscar für die beste Nebenrolle hätte sich allerdings K Callan verdient, die im ganzen Film keine fünf Worte spricht, deren skurrile Auftritte und Mimik aber einfach köstlich sind und jedes mal ein Grinsen auf dem Gesicht des Zuschauers hervorrufen..

Fazit: In der ersten Hälfte ein etwas stereotype Geschichte, die sich dann im zweiten Teil enorm wendet. Wer also immer noch Fan von den anfangs erwähnten AC-Streifen ist, dürfte hier seine wahre Freude haben, denn als Hommage funktioniert KNIVES OUT durchaus ordentlich

Details
Ähnliche Filme