Knives Out - Mord ist Familiensache (2019)

Review

von Frank Trebbin

Krimiautor Harlan Thrombey wird am Morgen nach seinem 85. Geburtstag mit durchschnittener Kehle in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Aufgrund der Umstände tippt die Polizei schnell auf Selbstmord, obwohl die exzentrische Verwandschaft Thrombeys allesamt gute Verdächtige angeben würde. Doch Privatdetektiv Benoit Blanc, der von einem unbekannten Auftraggeber ins Haus der Thrombeys gesandt wurde, glaubt nicht an diese These und beginnt zu ermitteln. Ihm zur Seite soll

Klassischer kann ja wohl Krimi-Unterhaltung im (anfangs vermeintlichen) Whodunit-Stil nicht sein, oder? In den ersten fünf Minuten ein Todesfall, danach die Parade der gleichauf verdächtigen Hauptfiguren und der Rest der üppigen zwei-Stunden-plus-Laufzeit dann wohlfeiles Rätselraten mit Haken, Ösen und vielen Überraschungen, die die Handlung in ungeahnte Richtungen treiben. Ja, „Knives Out – Mord ist Familiensache“ ist ein funkelndes, schwer unterhaltsames Krimi-Juwel – geschliffen aus feinstem (obwohl offenkundig in den USA spielend) englischen Material aus der Agatha-Christie-Veredelungskiste. Mittendrin gibt zudem Daniel Craig als Gentleman-Privatschnüffler Benoit Blanc eine ganz ganz eigene und süffisante Hercule-Poirot-Hommage-Vorstellung, die mehr als einmal zum Schmunzeln einlädt. Das Interessanteste an Rian Johnsons Inszenierung ist allerdings, dass die eben gleichsam klassische wie altbackene erst-die-Tat-danach-das-Aussieben-der-Verdächtigen-und-zuguterletzt-die-Präsentation-des-Täters-Liste eben nicht linear abgearbeitet wird sondern durch geschickt gesetzte Gedankenrückblenden regelrecht aufgebrochen wird, so dass die Story gar zur Mittelmarke hin sich zu einer Art Thriller-Farce verändert, weil der Zuschauer mehr weiß als der Ermittler und man seinen Sympathien als Zuschauer schnell in Richtung des offenkundigen Täters fliegen lässt. Bissige Untertöne zu gesellschaftlichen Fragen und ein kritischer Blick auf die sogenannten Oberen Zehntausend lassen zudem „Knives Out – Mord ist Familiensache“ trotz eines opulent ausgestatteten „Cluedo“-Schauplatzes mit all den bekannten Zutaten viel moderner und aktueller erscheinen als beispielsweise die Kenneth-Branagh-Remakes der „echten“ Agatha-Christie-Klassiker. Kurzum: Durch und durch sehenswert. Bildformat: 1,85:1. Des weiteren mit Ana de Armas, Jamie Lee Curtis, Chris Evans, Toni Colette, Michael Shannon, Christopher Plummer u. a.

Ab 08.05.2020 als DVD, Blu-ray, 4K Ultrah HD Blu-ray und digital erhältlich.

© Selbstverlag Frank Trebbin