Review
von Leimbacher-Mario
Agatha Crispy
Was macht man, wenn man im (kleinkarierten) Geiste vieler Star Wars-„Fans“ eines der größten Franchises des Universums im Alleingang zerstört hat? Man liefert ein meisterhaftes Murder Mystery ab, dass fast jeder geliebten Agatha Christie-Story den Schneid abkauft. Oder diese zumindest in aktuelle Gefilde hievt. In „Knives Out“ geht es um einen toten, steinreichen Mann - und dessen hinterbliebene Familie, dessen massives Erbe und dessen mysteriösen „Selbstmord“, den nun ein Privatdetektiv untersucht, der da im Stammbaum und Angestelltenverhältnis so einige Ungereimheitheiten findet...
„Knives Out“ ist grandios besetzt, stylisch und spielerisch aufgezogen, klassisch und (positiv) altmodisch inszeniert, von einem echten Meister seines Fachs dirigiert - selbst wenn Letzteres die Hater und Verbitterten und Extremisten nur ungern lesen werden. Die Darsteller (aufreizend gegen ihren Ruf besetzt) spielen locker und lässig auf, der Stil ist über jeden Zweifel erhaben, die Ausstattung der Villa ist edel und die lange Laufzeit wird frivol kurzweilig ausgespielt. Highlights: J.L. Curtis; 007 trifft Poirot; Christopher Plummer als Dreh- und Angelpunkt; Sozialkritik gegen die oberen Zehntausend; Ana de Armas als unschuldige Pflegekraft; clever eingeflochtene soziale Themen (Mexiko; Einwanderung; Gastarbeiter); intensiver Score; Finten und Pointen; Cluedo-Vibes; nett und gewitzt geschrieben. —> „Knives Out“ ist genau das, wofür Leute mal ins Kino gingen. Und hoffentlich noch auch in Zukunft gehen werden. Kurvig, intelligent, spielerisch, pfiffig. Ein Zungenschnalzer.
Fazit: Ensemble-Edelstein und Mordsspass - „Knives Out“ rehabilitiert Johnson in weiten Teilen (falls das überhaupt nötig war!) und bringt altmodischen Krimi-Genuss auf die Leinwand, den man sich auf der cinephilen Seele zergehen lassen kann. Nicht perfekt oder ganz so clever, wie er meint zu sein, im Mittelteil nicht ohne Löcher, Längen, Langeweile und hintenraus etwas zu geschwätzig - insgesamt aber ein Highlight für die ganze Familie und vielleicht sogar ein moderner Klassiker. In seinem Fach zumindest. Hochtrabend und hochfein.