Ein junges Pärchen verschlägt es während des ersten Dates zufällig auf einen alten, von einer Mauer umschlossenen Friedhof, wo man sich entschließt, zwischen den vermoderten Grabsteinen zu picknicken. Weil sich allerlei seltsame Gestalten an diesem Ort herumtreiben, steigen die beiden in eine Gruft ein, um dort ein kleines Techtelmechtel abzuhalten. Als die Turteltauben wieder an die frische Luft treten, müssen sie feststellen, dass es bereits Nacht ist und das einzige Tor verschlossen wurde. Auf der Suche nach einem Ausgang irren die beiden nun über den düsteren Friedhof und gleiten Schritt für Schreit weiter in den Irrsinn ab... Dieser Streifen aus der Hand des nicht immer inszenatorisch firmen Jean Rollin spielt zwar zum Großteil nur als simples Zwei Personen-Stück an einem einzigen Drehort und hat darüber hinaus auch praktisch ein Nichts an Handlung vorzuweisen, verbreitet aber doch mehr unheimliche Stimmung als so mancher "echte" Horrorfilm. Sich ganz auf die Atmosphäre des verfallenen Friedhofs verlassend, fertigt der Regisseur mit seinem "Die Eiserne Rose" einen Genrebeitrag, der aufgrund seiner Aktionsarmut und der zelebrierten, elegischen Langsamkeit nur als verfilmter Traum bezeichnet werden kann. Auf den Einsatz von Spezial-Effekten und übertriebenen Gewalt-Einlagen wird völlig verzichtet und auch die sexuellen Details, die man aus Rollins Vampir-Streifen kennt, treten hier stark in den Hintergrund. Dennoch ist das Ganze recht packend geworden und eine gewisse verstörende Wirkung kann man dem Gezeigten nicht absprechen, denn diese ergibt sich zum einen aus der Morbidität des Settings - welche zudem noch von dem akzentuiert eingebrachten Score geschickt unterstrichen wird - und zum anderen aus der unterschwellig geschilderten Todessehnsucht der Protagonisten, die trotz nicht allzu aussagekräftiger Dialoge mit rein filmischen Mitteln gut herausgearbeitet wurde. Klar, dass die Geschichte unter diesen Vorgaben nur auf einen passenden Schluss hinauslaufen kann und das tut sie dann auch konsequenterweise. Schlussendlich ist "Die Eiserne Rose" ein kunstgerecht angelegter Gruselfilm, der den Betrachter dank seiner vielen wunderschönen, schwelgerischen Bilder fesselt und zudem in seiner Todes-Symbolik gedeutet und interpretiert werden muss. In Rollins Schaffenswerk stellt der Streifen den absoluten Höhepunkt dar und funktioniert auch als Paradebeispiel dafür, wie durch eine sorgsame formale Gestaltung so manche inhaltlichen Defizite mal eben einfach so überspielt werden können. Fazit: Vermutlich der beste Film, den ich je gesehen habe, in dem absolut nichts passiert.
9/10