Review
von Dan-Gore
Story :
Seoul, die Hauptstadt Südkoreas - hier liegt der Bezirk "Daehangno " , welcher übersetzt "College Street" bedeutet.
Ein junges Mädchen, welches aussieht wie die Unschuld in Person drückt hier am Tage die Schulbank und am Abend verdient sich sich ihr Geld durch ihren Teilzeitjob als Prostituierte.
Es kann nur vermutet werden, wie viele Kunden sie schon für schnell verdientes Geld beglückt hat.
Doch ihr Herz gehört nur einem Mann - einem ihrer Lehrer, mit dem sie eine Leidenschaftliche Affäre hat in der sie die Devote ist.
In einer erneuten Liebesnacht die sie gemeinsam verbringen, gesteht sie ihm das sie ein Kind von ihm erwartet.
Bei dem Lehrer kommt aber keine wirkliche Freude auf und er heuert drei Männer
an, die sich um diese Angelegenheit "kümmern" sollen.
Mit einer Baumsäge machen sie sich an die Arbeit und in blutige Stücke zerteilt wird sich des Problems entledigt.
Doch Totgesägte(!) leben ja bekanntlicher länger und der mysteriöse Chef der
"DSH" Organisation lässt die Schülerin in akribischer Arbeit mittels einer Nähmaschine zu einem Cyborg wieder zusammenflicken.
Von nun an arbeitet sie als Killerin für die Division 6 der "DSH" und als ihre Erinnerung zurückkommt, will sie Rache an ihren Mördern und dem einstigem Liebhaber nehmen.
Bewertung :
Der asiatische Film hält für so ziemlich jeden Gusto etwas bereit und neben den üblichen Martial Arts Filme, Dramen, Action-Filmen und Horrorflicks tummeln sich Beiträge die alles andere als genrekonfirm sind.
Neben den Filmen von Shinya Tsukamoto (TETSUO 1-3, TOKYO FIST, GEMINI), Takashi Miike (ICHI THE KILLER, FUDOH, VISITOR Q), Shôjin Fukui (RUBBERS LOVER, PINOCCHIO 964), Nobuhiko Ôbayashi (HAUSU) und Hitoshi Matsumoto (SAYA ZAMURAI, SYMBOL, DAINIPPONJIN - DER GROßE JAPANER) kann auch der von Nam Ki-woong im Jahr 2000 inszenierte TEENAGE HOOKER zu den Filmen gezählt werden, die sich jeglicher gängiger cineastischer Konventionen entbehren.
Der Regisseur bietet dem Fan asiatischer Filmkost bei seinem Debüt-Spielfilm einen grotesken Mix aus Sci-Fi, Horror und Rachestory und fügt diesem wildem Gebräu noch eine Portion mild gehaltenem Sex hinzu.
In erster Linie dürfte der Filmtitel TEENAGE HOOKER BECAME A KILLING MACHINE
die Fans der berühmt-berüchtigten CAT III Schlocker anziehen, welche diesem
kuriosem Kleinod höchstwahrscheinlich aber nicht wirklich etwas anfangen können.
Das erwartet Blut-und Schmuddelinferno bleibt hier vollkommen aus und Ki-woong serviert einen doch recht ungewöhnlichen Film der wie ein Mix aus NIKITA, ROBOCOP, METROPOLIS, FRANKENSTEIN und dem von Robert Vincent O'Neill inszeniertem ANGEL anmutet.
Wer bei TEENAGE HOOKER eine visuelle Achterbahnfahrt im Stil von TETSUO : THE IRON MAN erwartet sollte vor dem Anschauen seine Erwartungen etwas zurückschrauben, da sich sonst zwangsläufig ein enttäuschendes Filmerlebnis einstellen wird.
Grade in den ersten 30 Minuten, ist TEENAGE HOOKER sehr narrativ und überzeugt durch obskure Bildkompositionen gepaart mit Monologen die fast schon aus einem David Lynch Film stammen könnten.
Auch wenn TEENAGE HOOKER sich den Stilmitteln des von Shinya Tsukamoto etabliertem Cyberpunk Genre bedient, kann er beim Vergleich mit diesem Wegbereiter und Klassiker in keinster Weise standhalten.
Einen großen Unterschied stellt hier als erstes schon mal das von Ki-woong gewählte Format dar, denn TEENAGE HOOKER wurde komplett auf MiniDV gedreht.
Dies verleiht einem Film immer zwangsläufig einen semiprofessionellen, billigen Look der nicht jedem zusagt.
Ki-woong hat dieses Manko aber durch den düsteren, surrealen und leicht plastischen Look den er TEENAGE HOOKER durch Ausleuchtung - die schon fast in eine Überbeleuchtung ausartet - und Editing gegeben hat, bestens kompensiert.
Auch an skurrilen Ideen mangelt es im Film nicht und einige "What the Fuck?" Momente versetzen den Zuschauer in ungläubiges Staunen.
Die Szenen mit dem Baby das aus dem Mutterleib hinausschwebt und das
Zusammenflicken der einzelnen Körperteile des Schulmädchen mittels einer handelsüblichen Nähmaschine stehen hier selbstredend für sich.
Auch wird hier mal total spontan eine Tanznummer zu einem koreanischem Rocksong von dem Schulmädchen und ihrem Lehrer auf's Parkett gelegt - ob dies nun einen Sinn ergibt ist schwer zu beurteilen, da die asiatischen und europäischen Sehgewohnheiten sich grundliegend unterscheiden.
Wirft man einen Blick auf die Darsteller fällt einem hier direkt das extreme Overacting fast aller Involvierten auf.
Im Kontext mit den Charakteren im Film erscheint dies aber als vollkommen logisch - diese sind nämlich alle bis an die Grenze des Erträglichen überzeichnet und wirken Comicartig.
Der Lehrer in seiner Maske erinnert stark an die Bösewichte aus dem Film DICK TRACY von 1990 und die drei Killer die sich um die Hauptdarstellerin "kümmern" wirken in ihrer dümmlich-überzogenen Art sehr an die 3 STOOGES.
Die weibliche Protagonistin hält sich im Vergleich zu den männlichen Darstellern ein wenig zurück und wirkt im Vergleich zwar ein wenig blass - besonders wenn eine Interaktion mit den Männern stattfindet.
In den sehr ausgiebigen Monologen kann So-yun Lee aber ihre Frau stehen und überzeugt dort mit ihrer ruhigen und authentischen Art.
Technisch kann TEENAGE HOOKER trotz des MiniDV Looks überzeugen und punkten - von Effekten in Slow-Motion, Zeitraffer-FX über unscharfe, farbkräftige Bildkompositionen bis hin zu negativen Einstellungen in Cyberpunkoptik nutzte Ki-woong das gesamte Spektrum der Bildverfremdung.
Ki-woong hat bei der musikalischen Vertonung des Films ein gutes Gespür für einen passende und homogene Mischung gehabt.
Neben klassischer Musik der Wiener Philharmoniker (Mozarts "Lacrimosa Requiem D-Moll") und Operetten ("Samson & Delihla"), gibt es Jazz von der Ikone "Sun Ra" und seinem Arkestra zu hören.
Dazu gesellen sich auch noch koreanische Rocksongs der Band "Huckleberry Finn", die "Gypsy Kings" und Trip Hop/Downbeat Klänge von "Massive Attack" und "Primal Scream" (im "Chemical Brothers" Remix).
Szenen, in denen der künstliche Lebenssaft zum Einsatz kommt sind hier zwar vorhanden, aber eher rar gesät.
Auch wenn sich in den Splatterszenen einiges eher im Off abspielt, sind die FX nicht grade zimperlich umgesetzt.
Zwar wirken diese nicht sehr realistisch, aber bei so einem obskurem Film wirkt sich das nicht besonders Negativ aus.
Im Finale des Films kommt aber noch mal etwas stärker die Blutpumpe zum Einsatz.
Den reinen Gorehound wird dies zwar nicht in Begeisterungsstürme versetzten, auch wenn es TEENAGE HOOKER eine etwas rundere Gesamtoptik verpasst.
Dem reinen Splatterfan hier aber eh eher abzuraten, da der Film letztendlich doch zu "Speziell" ist .
Ein Kritikpunkt und Wermutstropfen ist hier leider die doch etwas sehr ruhige Inszenierung, die trotz der kurzen Laufzeit ab und an doch schon mal die ein oder andere Länge aufkommen lässt.
Hätte Ki-woong die 60 Minuten um eine 1/4 Stunde reduziert, wäre die Möglichkeit diese Unzulänglichkeit zu eliminieren gegeben gewesen.
Leider habe ich selbst weder "CHOW YUN-FAT BOY MEETS BROWNIE GIRL (2002)" noch "THE SEDUCTON OF EVE : KISS(2007)" gesehen und kann einen Fortschritt Ki-woong bei seinen Folgeproduktionen nicht beurteilen - bei Zeiten wird dies aber definitiv nachgeholt.
Auch wenn es sich bei TEENAGE HOOKER nicht um das erwartete Cyberpunk-Meisterwerk handelt, ist unschwer zu erkennen das Ki-woong ein talentierter Regisseur, der mit einem höherem Budget definitiv in der Lage wäre einen Film abzuliefern der den Fans von asiatischer Filmkost noch nachhaltig als positives Filmerlebnis im Kopf bleiben wird.
7 von 10 Nähmaschinen