Die Addams Family (2019)

In Zeiten wo gruselige Familien wie in „Hotel Transsilvanien“ oder „Monster Family“ seit Jahren boomen und funktionieren, zu Franchises ausgebaut werden und gerade bei den Kiddies zuverlässig ziehen, war es nur eine Frage der Zeit bis auch die Addams Family per Computer und kinderfreundlich rehabilitiert werden würde. Selbst wenn die Realfilme aus den frühen 90ern noch immer Gold sind. In dieser etwas weicheren und wesentlich überdrehteren Neuauflage werden uns Onkel Fester und Co. erstmal grob in ihrer Monstervilla vorgestellt - und dann bekommt es die düster-drollige Familie mit einer wildgewordenen Innenarchitektin und TV-Heimwerkerin (!) zu tun. Tine Wittler aus der Hölle gegen eine schrecklich unnette Familie sozusagen…

Wenn man die heutigen Sehgewohnheiten (und auch die o.g. Vergleichstitel) kennt, weiß man ziemlich klar, was man bei der neuen „Addams Family“ erwarten kann. Das Tempo ist halsbrecherisch bis hysterisch, die Witze zeigen leider zu selten ihre dunkle Seite, alles bleibt makaber light. Die Synchronsprecher (in der deutschen Version gesehen) machen's solide, hässlich ist das Teil nicht, eine Schönheit aber genauso wenig. Wednesday stiehlt auch in dieser Version die Show. Und die Aussagen über Andersartigkeit, Vorurteile und Familie sind zwar absolut 100% zu erwarten - aber dennoch irgendwie süß. Vor allem wie mit der Antagonistin am Ende umgegangen wird ist überraschend herzlich, friedlich und clever. Das hatte ich derart nicht erwartet und das durchbricht die Spirale gekonnt. Diese Familie ist eben immer für eine Überraschung gut. Selbst wenn ich dieses Update insgesamt nicht gebraucht hätte und es mit seiner Hyperaktivität sogar gehörig auf den Keks gehen kann - für die Kleinen und nächste Generation tut's mir nicht leid, dass sie nun Morticia und Co. kennenlernen dürfen. Selbst in dieser polygonisierten, verweichlichten und abgesteckten Form. 

Fazit: katastrophale Zeitverschwendung ist diese animierte Neuauflage nicht. Aber ein paar süße Anspielungen auf Klassiker („Body Snatchers“), das Genre und seinen eigenen Franchise-Stammbaum reichen nicht - die neue „Addams Family“ wirkt wie ein überdrehtes Abziehbildchen ohne wirkliche Seele.