Irgendwann zur Zeit des Bürgerkriegs: Colonel Connor, der Tyrann über ein abgelegenes Fort in der texanischen Prärie, schickt seine Soldaten zu einem nahe gelegenen Indianer-Stamm, um ihm Yari, die attraktive Tochter des Häuptlings, herbeizuschaffen, auf die er ein Auge geworfen hat. Verständlicherweise hat die darauf natürlich keinen Bock, weswegen die Südstaatler ein flottes Massaker unter den Rothäuten anrichten. Die junge Frau selbst wird daraufhin gefangen genommen, kann jedoch fliehen und schleppt sich mit ihren Verletzungen zu der abgelegenen Behausung des ehemaligen Soldaten Matt, der sie gesund pflegt und vor Connors Männern versteckt. Als diese dahinter kommen, dass ihr Ex-Kumpel sich auf die Seite der Indianerin geschlagen hat, steht Matt ebenfalls auf der Abschussliste. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern gelingt es den beiden jedoch, irgendwann den Spieß umzudrehen und sich Connor und seine Bagage nach und nach vorzuknöpfen... "Scalps" ist der kommerziell und künstlerisch gescheiterte Versuch, zum Ende der 80er Jahre hin noch einmal in die unlängst abgeebbte Italo-Western-Welle einzusteigen, wobei einen das schundige Endergebnis beim Blick auf das Regie-Gespann zugegeben nicht wirklich verwundert. Den alten Trash-Spezis Bruno Mattei und Claudio Fragasso ist dann auch nichts Besseres eingefallen, als ihren dünnen Plot, der bestenfalls noch als lockere "Rambo"-Variante im Western-Gewand durchgeht, mit derselben krassen Splatter-Masche aufzupäppeln, die man bereits aus ihren früheren Zusammenarbeiten "Die Hölle der lebenden Toten" und "Riffs III - Die Ratten von Manhattan" kennt. Einige schmodderige F/X- und Make Up-Einlagen (unter anderem natürlich auch ein paar unschön anzusehende Skalpierungen) sind dann auch wirklich nicht von schlechten Eltern und pushen den Streifen eher in Richtung handelsüblicher Body Count-Movies. Das Alibi-Deckmäntelchen einer allegorischen Handlung mit Gegenwarts-Bezug, wie man sie bei Ralph Nelsons ähnlich krudem "Das Wiegenlied vom Totschlag" (aus dem auch ein paar Szenen kopiert werden) noch vorgefunden hat, bleibt hier natürlich außen vor, so dass nichts die Schockwirkung der breit ausgewalzten Brutalo-Einlagen mindert. Mal abgesehen von dem ungewöhnlichen Setting unterscheidet "Scalps" demnach kaum etwas von einem reinen Horrorfilm, denn spätestens ab der Halbzeitmarke wird auch hier im Minutentakt gemetzelt. Die hübsche Hauptdarstellerin Mapi Galán gemahnt tatsächlich mehr als einmal an Sylvester Stallone in seiner Parade-Rolle als Dschungel-Kämpfer, was nur bedeutet, dass Mattei wieder mal ungeniert bekannte Vorbilder gefleddert hat, um seinen mit recht vordergründigen Sexismen versetzten Gewalt-Streifen besser dastehen zu lassen. Nun ja, das ist ihm zugegebenermaßen hier eher gelungen als bei seinem "Aliens"-Rip-Off „Contaminator ...die Mordmaschine aus der Zukunft", aber die splatterigen Effekte und das hohe Maß an Nudity verraten einem doch unzweifelhaft, wes Geistes Kind man hier vor sich hat. Technisch arbeiten Mattei und Fragasso nicht wirklich hochwertiger als zu ihren hehren Zombiefilm-Zeiten: Da gibt es viele Day-for-Night-Aufnahmen, die auch klar als solche zu erkennen sind, marionettenhaft gestagete Faust- und Messer-Kämpfe und ein paar allzu auffällige Continuity-Fehler (beispielsweise den magischen Köcher mit dem nie versiegenden Pfeile-Vorrat)... wobei man sich dieses Mal aber zumindest die hakeligen Zooms weitestgehend verkniffen hat. Die unspektakuläre Action erreicht wiederum kaum den Level der anvisierten Vorbilder und die Production Values beschränken sich weitestgehend auf einige Tipis, die hier ein komplettes Indianer-Dorf doubeln sollen. Und dennoch... im Vergleich zu so manchem anderen kapitalen Bock, den der olle Saubär Bruno davor und danach so geschossen hat, ist "Scalps" als sadistische und blutrünstige Western-Variante noch ganz gut wegguckbar und auch sicherlich einer seiner besten Filme. Außerdem ein heißer Tipp für ein Double-Feature mit William Allen Castlemans brutalem Neo-Western "Feuerwolke", der in dieselbe Kerbe schlägt.
6/10