Basierend auf dem zwei Jahre zuvor erschienenen Roman „The Body Snatchers“ inszenierte Don Siegel diesen SciFi-Paranoia-Streifen, in welchem der Arzt Dr. Miles Bennell mit den Veränderungen in einer Kleinstadt konfrontiert wird. Zuerst tut er die Fälle als höchstens merkwürdig ab, wenn Leute behaupten, dass ihre Verwandten nicht mehr ihre Verwandten sondern Doppelgänger sind. Doch die Fälle häufen sich und bald muss Dr. Bennell erkennen, dass er es hier mit einer Bedrohung ungeahnten Ausmaßes zu tun hat.
Nicht alles Gute kommt von oben, das weiß man als Genrekenner schon lange. Und auch hier bestätigt sich das wieder, aber bis sich das „Wie“ in einer Erklärung zu erkennen gibt, vergeht eine Weile. Siegel baut das Szenario Stück für Stück auf, dafür drückt er in der zweiten Hälfte mehr auf die Tube.
Und das in schönem „Superscope“, wie es der in Schwarzweiß gehaltene Beitrag in seinem Vorspann verlautbaren lässt. Allzu effektlastig ist das Abenteuer nicht geraten, dennoch gibt es eine chic anzusehende Sequenz in einem Gartenhaus, seinen Grundreiz zieht das Szenario aber aus seinem Misstrauen, das es mit fortschreitender Spielzeit sät. Mitbürger, Bekannte, Freunde – wem kann man noch trauen, wer ist schon auf der anderen Seite? Verstärkt wird das durch das Kleinstadtszenario, diese hier vermittelte heile Welt, aus der die Bedrohung erwächst. Durchaus effektiv gewählt mag die Wirkung bei Erscheinen des Films noch größer gewesen sein. Die Bezüge zur Angst vor der Unterwanderung der Gesellschaft durch den Kommunismus sind nicht zu übersehen, der Kalte Krieg schlägt hier voll durch. Ebenso kann man aber auch die andersrum betriebene Hexenjagd der McCarthy-Ära hier thematisiert sehen. Beide Lesarten sind möglich, so bleibt die Erzählung angenehm ambivalent. Themen, die sich durch das damalige Genrekino zogen, wobei der Film auch gut ohne weitere Interpretation genossen werden kann.
Aufgewertet hätte ihn in meinen Augen noch ein anderes Ende. Das, welches man nun zu sehen bekommt, war damals Gegenstand mancher Streitigkeit. So kritisiert Regisseur Siegel die Einbettung in die erzählerische Klammer (der Film beginnt mit dem Bericht Bennells und schildert das Geschehen als Rückblende) und auch das Skript von Daniel Mainwaring endete erst auf einer negativeren Note. Hätte mir durchaus zugesagt, ohne den hier verwendeten Pro- und Epilog.
Ebenso kritikwürdig ist die Besetzung der Hauptrolle. Kevin McCarthy schafft es zu keiner Minute, trotz des sich zuspitzenden Szenarios eine mitreißende Darstellung zu liefern. Da hätte jemand mit mehr Charisma durchaus mehr rausholen können. Insgesamt ist der Cast aber genretypisch okay und spielt sich über die knackige Laufzeit von knapp 80 Minuten, ohne Spuren zu hinterlassen. Allerdings auch ohne viel Emotionalität, eine Verbindung zu den Handelnden will nicht gelingen und Profil erhalten diese ebenso wenig.
Manche offensichtliche Frage wird nicht gestellt, manche Erkenntnis setzt sich überraschend schnell durch. Eventuell der Preis des Tempos, mit dem Siegel zu Werke geht, schließlich ist sein „Invasion of the Body Snatchers“ insgesamt flott runtererzählt. Ausgestattet mit einem wenig mitreißenden Hauptdarsteller und generell flachen Figuren, dafür mit einer interessant inszenierten Geschichte und einer sich steigernden Atmosphäre. So macht man mit dieser ersten Verfilmung des Stoffs nicht viel falsch, wenn auch immer der Gedanke bleibt, dass mehr Feinschliff diesem Klassiker gutgetan hätte.