Wenn Pole-Dancerinnen zu Diebinnen werden…19.01.2020
Jennifer Lopez rettet den Film nicht. Damit ist gleich zu Beginn das wichtigste gesagt, denn wenn man irgendwo im Netz eine Kritik liest, dann geht es immer darum, wie großartig Frau Lopez hier ihre Rolle auslegt, wie fantastisch sie an der Stange tanzt, wie knackig sie mit ihren 50 Jahren doch aussieht, Frau Lopez hier, Frau Lopez da. Nur macht Frau Lopez alleine keinen guten Film aus, wenn der Rest nicht überzeugt. Und das hat er, trotz der zahlreichen Lobeshymnen allenthalben, in meinen Augen nicht. Das liegt nicht an Frau Lopez und ihren Mitstreiterinnen, sondern an der recht oberflächlichen Geschichte und der Glorifizierung von Diebstahl mit K.O.-Tropfen.
Wieder einmal sind es die Banker und Broker, die als besonders schmierig gezeichnet werden und die man daher durchaus um ihr Hab und Gut erleichtern kann, da hat man das gemeine Publikum auf seiner Seite. Man kann über die Geldhändler denken, was man möchte, doch am Ende sind es ganz normale Menschen, die einer Arbeit nachgehen – und keine Gangster, die von ihresgleichen schon mal für ihre Taten bestraft werden. Es stört mich, wenn man Verbrechen rechtfertig und glorifiziert, wenn Unternehmer an den Pranger gestellt werden und der „kleine Mann“ dazu Beifall klatscht, weil es diesen Männern in seinen Augen gerade recht geschieht – sie haben es sich verdient. Haben sie das? Wodurch? Durch Zockerei an der Wall Street? Durch ganz normalen Börsenhandel, den es schon seit Unzeiten gibt, und der auch nicht viel anders ist als das Treiben auf dem Wochenmarkt, wo Angebot und Nachfrage sich einander anpassen?
Ich stehe mit meiner Meinung hier auf der Seite der Minderheit, aber es ist nicht diese Tatsache alleine, die mich den Film nicht bejubeln läßt. Die erste Hälfte des Streifens, die sich darum dreht, wie man als Pole-Dancerin der zahlenden Kundschaft das meiste Geld aus der Tasche zieht, ist heiter, gut gemacht und stimmig. Wenn aber nach dem Bösencrash die Damen zu Gaunern mutieren, um mittels K.O.-Tropfen Kundschaft zu betäuben, die Paßwörter der Kreditkarten rauszulocken und dann deren Limit auszureizen, dann ist das in Summe hastig inszeniert, ohne jeden Tiefgang und auch ohne jegliche Spannung. Man langweilt sich schnell, wähnt sich im ebenso vermurksten Widows, der auch die Damen in den Mittelpunkt stellt und dabei – wie hier – seine Geschichte viel zu sehr in die Länge zieht. Und deswegen rettet Frau Lopez den Film nicht, so reicht es nur für 5/10.