Review

Hammer & Geisel


Ist das Wiederauferstehung (oder Geburt) des russischen Genrekinos? Oder nur ein positiver Ausrutscher eines enormen Jungtalents, das definitiv gefördert werden sollte? Ganz egal, denn was fest steht: „Why Don't You Just Die!“ rockt das Haus. Nicht nur beim Fantasy Filmfestival. Das Ding ist knochentrocken, hart, schwarzhumorig, rotzfrech und genau das, was man sich im Idealfall bei einem Regiedebüt eines „jungen Wilden“ erhofft, jedoch überhaupt nicht erwartet. Erst recht nicht aus Mutter Russland, die genrefilmischtechnisch nicht gerade viele grandiose Kinder gebärt. Dieser fetzige Kasatschok ist allerdings aus derart viel Blut und Leidenschaft für's Kino geboren, dass man dem Staunen kaum entweichen kann. Es geht um einen jungen Mann, der sich bei seinem Schwiegervater vorstellt - mit einem Hammer hinter'm Rücken und der vollen Absicht diesen zu töten!

Was ist das für eine Entdeckung! Man kann es nicht mit weniger Hype sagen, manche Firestarter haben ihn einfach verdient. „Papa, Die!“, wie er im russischen Original knackiger und genauer heißt, kommt aus dem Nichts, könnte völlig zurecht den Fresh Blood-Award dieses Jahr abschießen und bläst einem aus dem eisigen Wasser. Blutig und wild, verspielt und augenzwinkernd, rebellisch und krass, gekonnt und gewagt, eklig und fies, bitter und edel. Ich wiederhole mich: gebt dem jungen Herrn, der das „verbrochen“ hat, mehr Geld und mehr Freiheiten und ein nächstes Projekt. Er hat es drauf, liebt dass Kino wie wir und weiß dieses Wissen top umzusetzen. Ihm gelingt eine dunkle aber auch heitere Parabel auf das problematische, aufregende Kennenlernen von Schwiegereltern und russische Familien plus Gesellschaftsverhältnisse allgemein. Typisch russisch, sehr frisch und unverbraucht, eiskalt und hitzköpfig zugleich. Es ist ein pfiffiger Kammerspiel-Western, durchzogen mit einem genialen, morricone-artigen Score und vielen Äuglein in Großaufnahme, mit Bohrmaschine und Schrotflinte, super liebenswert. Kurzwelle wird hier groß gedruckt. Manchmal leicht melancholisch, manchmal sogar künstlerisch wertvoll, aber die meiste Zeit brachial auf die Fresse. Sorry für mein Deutsch. Aber dieser belebende Tritt in Arsch und Eier bringt den Puls ganz schön zum Kochen, zauberte mir ein breites Grinsen ins Gesicht, leistet sich kaum eine Länge. Am Ende kann es nur so laufen und es ist ein glorreiches Happy End - zumindest für uns Zuschauer. Selbst wenn ich über manch eine Figur gerne noch mehr erfahren hätte und die zwischengeschnittenen Rückblenden nicht halb so interessant und rasant sind, wie die Hauptstory. 

Fazit: eine der positivsten, wildesten Weltkino-Indie-Überraschungen des Jahres. Ein brutales Brett voller bösem Humor, krachender Action und mit unendlich vielen Sympathiepunkten. Irgendwo zwischen Sergio Leone, Guy Richie und „The Raid“. In klein und fein. Ein echtes Geschenk mit Schmackes und Talent. Am besten mit eiskaltem Wodka genießen. Geht runter wieder kristallklares Öl. 

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