Review
von Leimbacher-Mario
Versetzung gefährdet
„Red Letter Day“ ist eine kleine kanadische Horrorcomedy über die unterschwelligen Aggressionen in einer Vorzeige-Vorstadt - denn es wurden rote Briefe verteilt, in denen steht, dass man einen seiner Nachbarn umbringen soll und vice versa. Bricht das große Chaos aus oder bleibt alles friedlich? Naja, was wohl...
Mit nur 76 Minuten der mit Abstand kürzeste Film des diesjährigen Fantasy Filmfests und eigentlich der perfekte Rausschmeisser in der letzten Vorstellung. Sicher nicht ansatzweise seiner Grundidee gerecht werdend, zudem eher amateurhaft gespielt und aufgezogen und nur in ein paar feinen, dunkelhumorigen Goreauswüchsen (offener Beinbruch, heftige Kieferspaltung, Tod durch Hähnchen!!!) richtig unterhaltsam. Doch das reicht ja manchmal für eine Runde Bier und Lachen. Wenn auch mindestens genauso oft über wie mit dem Film. Das ist einer der Filme, die man vielleicht nur auf dem Festival sieht, im Kino sogar ganz sicher nur dort, wo einmal gucken auch locker reicht - doch wo man froh ist, überhaupt diese Möglichkeit gehabt zu haben. Ein bemühtes B-Movielein, das seinem Thema rein gar nichts Neues hinzuzufügen hat, das sich anfühlt für „Purge“ von Fans und das schneller vergessen ist, als man den Brieföffner holen kann. Dennoch: als Auflockerung, Zwischensnack, Mitternachtsaperitiv geht das schon in die richtige Richtung. Es sei denn, man erwartet einen spannungsgeladenen, bretternsten Thriller - dann können Frust und Enttäuschung arge Auswüchse bekommen... Also: Erwartungen an Größe und Wahnsinn deutlich runter, Biere hoch, nebenbei laufen lassen, einigermaßen zufrieden sein.
Fazit: die Grundidee ist cool, knackig, fies, irgendwo zwischen „Purge“ und einer (zu langen) „Creepshow“-Episode. Das Endprodukt leider im besten Fall trashig-kurzweilig, oft jedoch auch lächerlich. Nicht immer aus den richtigen Gründen. Immerhin mit knapper Laufzeit, ohne Längen und ein paar fiese Prothesen. Nice Try.