Review

Ein ferner Planet im Jahre 2084, besiedelt von Menschen, die als Bergarbeiter tätig sind, wird von einem unbarmherzigen Polizeiorgan, Robotern mit schwarzen Gesichtern, kontrolliert. Diese maßregeln straff die in den Mienen ausgebeutete Bevölkerung und schlagen von Zeit zu Zeit auch mal Aufstände blutig nieder, die sich durch die Unterdrückung der Menschen nicht vermeiden lassen. Aufständische werden dann einfach über den Haufen geschossen. Die Hoffnung liegt auf dem Jüngling Lorca, der den geschundenen Menschen die Rettung bringen soll. Er zählt zudem einige Kollaborateure zu seiner Gruppe und hat sehr viele Sympathisanten in der Bevölkerung. Parallel plant das Bergbauunternehmen jedoch, die Arbeit auf dem Planeten aus Gründen der Effizienz von Robotern erledigen zu lassen und hat ein Raumschiff voll mit entsprechendem Arbeitsgerät entsandt. Die Menschen, die sich noch in den Arbeitssektoren aufhalten, sollen im Zuge dieser Umstrukturierung möglichst unauffällig beseitigt werden.

Die ‚Redwing’, eine Rostlaube getüncht in schmutzigem Weinrot mit farblichen Highlights in Rost, die in einem alten Dock vor sich hingammelt, da sie einmal eine Quarantänezone war, stellt die letzte Rettung für die Menschen dar. Lorca und sein kleiner Androiden-Freund Grid machen sich daran, der ‚Redwing’ habhaft zu werden und sie wieder in die Luft zu bringen. Auf ihrem Weg stehen Auseinandersetzungen mit androiden Polizeikräften, menschlichen Kämpfern des Bergbauunternehmens und diverse Auseinandersetzungen auf großen Lastern.


Sandgruben

So einfach, wie diese Idee wirkt, auf derlei Art ist sie auch umgesetzt. Der Film zählt zu der beliebten Riege der Steinbruch- und Wüsten-Filme. Die Sets sind größtenteils einfach gestaltet, wiederholt benutzt aus verschiedenen Perspektiven und bestehen aus hingestellten Trennwänden. Weite Teile des Filmes spielen unter blauem Himmel in einem sand- und staubreichen Tagebaugebiet, dessen trockene Luft das passende Ambiente für eine traurige und tragische Story der Science-Fiction-Kategorie ausstrahlt.

Die Akteure eiern durch tiefen Schluchten und turnen auf überdimensionalen Kipplastern herum, die im Tagebau zum Abtransport für Berge von Sand und für diesen Film als ein zentraler Handlungsgegenstand benutzt werden. Hier stehen und fahren die Laster als ein Symbol für apokalyptische Werkzeuge der quasi unwürdigen Ausbeutung von Humanmaterial – in einer fernen Zukunft und auf einem fremden Minenplaneten. Der Rest der Zeit wird in einem düsteren Set aus Innenbauten verbracht, der lichtarm und depressiv daherkommt. Ansonsten werden noch Industrieanlagen mit diffusen Rohren und Leitungen als Schauplatz genutzt.


Schlicht und einfach

Da man diese Geschichte in so ein simples Umfeld platzierte und die Erzählung genau diesen Rahmen einhält, wirkt die Geschichte, die keiner weiteren Gestaltung bedarf, natürlich nicht opulent und visuell besonders ansprechend. Die Schauplätze punkten jedoch mit imposanten Panoramaaufnahmen und Bildern von unfassbarer Tiefe. Bei Innenaufnahmen erwecken endlose Gänge eine emotionale Enge und bei Außenaufnahmen beeindruckt die Leere bis zum Horizont, wenn die Kamera das Umland des Steinbruchs auslotet. Für diese Art von Endzeitgeschichte funktionieren genau diese Sets besonders gut. Da man sich auf die Mittel beschränkt, die direkt verfügbar sind, überreizt man sein Thema auch nicht und geht die perfekte Symbiose mit der Geschichte ein. Insgesamt könnte man sagen, dass die Wahl der Waffen eigentlich eine sehr gelungene ist. Die Optik passt sich dem verzweifelten Thema gut an und liefert eine schöne Kombination aus Science-Fiction und Endzeit.

So schön das alles bisher klingt, so sperrig erscheint bei einem zweiten Blick die Geschichte. Auch wenn sie noch so eingängig gestaltet ist, hat der Film Probleme, seine Erzählung auf eine Linie zu bringen. Zum einen wird Lorca als Heldenfigur mehr oder weniger aus dem Hut gezogen, erklärt durch ein paar in wenigen Sätzen Erzählung, die seinen Heldenmut hervorheben sollen, jedoch ohne eine gezeigte Untermauerung für seinen Status. So wird er zu einem Heiland, einem Mythos, der den geschundenen Menschen als religiöse Figur gilt, die ihnen Hoffnung auf eine bessere Welt gibt. Letztlich erweist sich Lorca als eine existierende Person, die sich durch die Story dilettiert.

Als wäre die Rettung der Menschen nicht genug, so wird für Lorca ein persönlich antreibender Plotpunkt eingebaut. Kaum ist im Verlauf die Rede von Lorcas Mutter, der man noch von der anstehenden Rettung berichten müsse, so sieht man sie einige Minuten später aus unerfindlichen Gründen mit einem Wagen durchs sandige Gelände heizen, damit sie letztlich, ebenso aus unerfindlichen Gründen, von den Polizeitruppen niedergeschossen wird, was dann als treibendes Moment für Lorca dient, der die Sache natürlich gesehen hat. Sein neues Motiv ist also Rache.

Am Ende, wenn Grid und Lorca die letzten Hebel bewegen, und Grid zudem auch noch gegen ein verstaubtes Gegenstück seiner selbst antreten muss, geht es um die Rettung ‚der Kinder’, die man aus den Fängen der Truppen befreien müsse. Allerdings verschwindet das Thema auch wieder vom Tapet und die Sache ist gelöst, als sich die Geschichte ihrem Höhepunkt nähert. Der fokale Punkt der Geschichte ist, dass die Redwing in die Lüfte steigt – damit sind dann plötzlich auch alle Probleme behoben. Solcherlei Dinge verwirren und nehmen auch etwas den Spaß an dem ganzen Geschehen. Da man der Erzählung im Prinzip nicht gänzlich folgen kann, mindert sich natürlich auch der Spannungswert. Immerhin kann man als Zuschauer ja nie mit den nicht vorhandenen ‚Kindern’ mitfiebern.


Unendliche Weite

Überraschend ist jedoch, wie weit dieser Film seiner Zeit voraus war. Immerhin vermengt er recht rabiate Action und imposante Bilder mit einer ganz seltsamen Note von kindgerechter Erzählweise, indem man als Hauptcharakter einem kleinen Roboter namens Grid (oder so) folgt, der die Droiden foppt und nach Kräften seinen menschlichen Freunden hilft. Das Thema des kindlichen Mitstreiters war zu der Zeit noch weit nicht so ausgeprägt, wie es zur Mitte der 90er Jahre wurde.

Für sich gesehen ist dieser Film ein echter Klassiker, der als missing link eines gesamten Genres zwischen den 70er/80er „Star Wars“-Filmen und den mehr oder minder gelungenen Wüstenfilmen mit Endzeit-Thematik, wie „Mad Max“ oder „Steel Dawn“, zu sehen ist, was später in Kombination erneut aufkam, etwa in Filmen wie „Screamers“, „Red Planet“ und „Pitch Black“. Science-Fiction mit Tristesse und Leere zu verbinden war in den Jahren dazwischen in der Form nicht vorzufinden, im Vergleich zu deprimierend detailverliebter Innenarchitektur in den „Alien“-Filmen oder der kompletten Entfremdung von Raum und Zeit mit Blick in die Hölle in „Event Horizon“. Das Gesamtkunstwerk rund um den Helden Lorca, wirkt bei heutiger Betrachtung gerade wie ein Ergebnis der 90er. Er wäre als veritable B-Produktion in die Annalen der Videotheken-Geschichtsschreibung eingegangen.

In der Zeit der eingehenden 90er konnte man mit Filmen dieser Art der Science-Fiction durchaus noch punkten, auch wenn damals schon Evergreens wie „Alien“, „Blade Runner“ und „Star Wars“ die Richtung dominierten. Die Entwicklungen bis heute waren einfach zu massiv, so dass sich die Sehgewohnheiten komplett wandelten und sich die Erinnerung entsprechend trübte. Dabei wirken hier gerade diese altbekannten Einstellungen, wie über die Kamera schwebende Raumschiffe, genauso nett, wie in den anderen Filmen. Auch ist die Geschichte genau passend für einen schönen Wüstenfilm, der sich in Form von tonnenschweren Schuttlastern mit optischen Hauptdarstellen schmückt , die in einigen Sequenzen entsprechend imposant ins Bild gerückt werden.

Die Schauspieler machen ihren Job recht anständig, auch wenn man absolut niemanden sichtlich kennt von der gesamten Belegung. So scheint sich der gesamte Cast aus britischen und australischen Darstellern zu rekrutieren, die vielleicht in den jeweiligen Ländern im Fernsehen zu sehen waren und zu sehen sind. Die Regie ist mit ruhiger Hand geführt von Roger Christian (Battlefield Earth, The Final Cut, Nostradamus etc.). Die Musik, für die Tony Banks (von Genesis) meistens den Credit bekommt, wird natürlich besonders prominent eingesetzt, da sie fast dauerhaft zur Untermalung eingesetzt wird. Manchmal wird als Komponist des Scores auch Craig Huxley, der mit seinem Instrument 'Blaster Beam' landläufig bekannt wurde, genannt. Welcher von beiden nun für die wenig eingängige Musik verantwortlich zeichnet, ist im Prinzip auch nicht wichtig. Auffällig ist jedoch ein eingespielter Videoclip zu einem Lied von Peter Gabriel, der auf einem Monitor in einer Cafeteria dudelt. Dieser Einschub ist so humorig, wie er fast auch ein wenig lächerlich wirkt, da die Erzählung für einige Augenblicke wirklich innehält, um dem Clip Raum zu geben.


Was von der Roboterschar übrig blieb

„Redwing“ ist ein Film, den ich noch heute über alles liebe. Eine Dystopie im Gewand von Science-Fiction, ganz simpel gefilmt in greifbaren Locations, garniert mit ein paar netten Einstellungen von Modell-Schiffen. Zudem kein Gedöns mit hochtrabenden Effekten und überzogenen Spielereien. Bodenständig und fokussiert auf seine Charaktere wird das Filmchen vorangetrieben. Was ausbleibt sind die Höhepunkte, die dem Film den letzten Schliff geben.

Das kommt letztlich nicht sonderlich spektakulär rüber, unterhaltsam ist es jedoch in jedem Fall, da man der Buddy-Story zwischen dem Underground-Helden des Planeten und seinem kleinen Androiden-Freund zu gerne folgt, wie sie versuchen, die Droiden und die Häscher der Company zu hintergehen, die Redwing flott zu bekommen und den verbleibenden Menschen die Rettung zu bringen. Und das ganze ist in eine wunderbare Optik gefasst, die die Vorzüge der beeindruckenden Sets perfekt ins Bild rückt, auch wenn diese nicht exquisit oder speziell sind.

Die Geschichte um Lorca ist im Zuge von mehr als zwei Jahrzehnten leider schlichtweg vergessen worden. Zu wenig einprägend die Sets, die Charaktere und die gesamte Erzählung. Zu wenig, was im gesamten Genre heute heraus sticht. Der Kindercharakter einfach passend und kein nerviges Etwas mit schlappen Ohren und Sprachproblemen, über das sich im Nachhinein jeder aufregte. Aber darüber wird man sich eben in 25 Jahren noch das Maul zerreißen. Der kleine, nette, nützliche Grid allerdings, ihm sind die Jahre nicht gut bekommen - keiner erinnert sich an ihn.

15 Jahre später hätte der Film sicherlich besser funktioniert, auch wenn man ihn dann nicht mehr so bodenständig hätte realisieren können. Jedoch hätte es ihm besser zu Gesicht gestanden, wäre die Geschichte etwas kontrollierter erfasst und erzählt worden. Der Film bleibt in allen Faktoren einfach unter dem Radar der Wahrnehmung, nicht richtig Endzeit, keine astreine Space-Thematik, keine knallende Action und auch zu wenig Komik.

Man kann den Film letztlich gelungen und gut oder schlecht und billig finden, den Grad an Vergessenheit, in die er geraten ist, hat er in keinem Fall verdient.

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