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Jay and Silent Bob Reboot
Was läuft eigentlich gerade falsch in Hollywood? Naja, praktisch jeder große Film ist (zumindest geplant) Teil eines Franchise, ein Reboot, Prequel, Sequel blablubb, das einfach nur Elemente der Vorgänger neu und „zeitgemäß“ (also mit Diversität, die nicht wirklich in die Geschichte passen will) aufwärmt, nach Möglichkeit mit sinnfrei hineingewürfelten Gastauftritten und einem platten Humor ergänzt und mit absurden, den/die/ das Vorgänger übertrumpfenden Actionszenen angereichert.
Kevin Smith hatte mit seinen ersten 5 Filmen ein filmisches „Universum“ geschaffen (eigentlich heißt das nur, dass Figuren des einen Films in anderen als Minirandfiguren auftauchten und sich Jay und Silent Bob wie Rotz am Ärmel durch die Filme zogen), das er im fünften Film für immer beendete, um es nach einem einzigen (zugegebenermaßen eher unverdienten) Flop wieder aufzuwärmen und dann auf Eis zu legen, während er sich mit Podcasts über Wasser hielt und hin und wieder Filme drehte, von Totalkrepierern (Cop Out. Bruce Willis im absoluten Nullbockmodus, einer Nichtstory und inszeniert von einem Regisseur, der keine Ahnung von Actionszenen hat) bis hin zu faszinierend-schrägen Perlen (Red State und Tusk!). Irgendwann hatte er dann wieder Lust auf seine Ursprünge und entschloss sich, sie gleichzeitig zu rebooten und den Rebootwahn zu parodieren.
Es gibt keine großen Actionschauwerte, ansonsten wärmt das einfach nur Elemente der Vorgänger (vor allem Jay und Silent Bob schlagen zurück) neu und „zeitgemäß“ (es gibt Stumme, Asiatinnen und Muslimas) auf und würfelt sinnfrei Gastauftritte aller alten Filme hinein, garniert mit plattem (smithtypischem) Humor. Und nach den ersten 10-15 eher holprigen Minuten habe ich den ganzen Film einfach nur noch abgefeiert. Ja, wie immer viel zu viele Dick-and-Fart-Jokes. Die gehören aber dazu. Selbstreferenziell bis zum Anschlag – verdammt, Kevin Smith ist EINE FIGUR IN DIESEM FILM. Dazu ist das Ganze unverschämt genug, dem Zuschauer jede Schwäche und jeden feigen Kniff ins Gesicht zu hauen, um sich gegen Kritik zu „schützen“. Und genau diese Chutzpe funktioniert einfach, dazu kommt echt anbiedernder Fanservice, den ich einfach lieben musste. Der Charakterarc aus Chasing Amy (meinem Lieblingssmith. 10/10. Ich liebe den!) wird aufgegriffen und wunderschön beendet (und nebenbei darf Holden, von Ben Affleck gespielt, über seine Rolle als Batman lästern). Jay bekommt Charakterentwicklung (eine tolle Vater-Tochter-Story), der Humor ist wieder mal irgendwo zwischen infantil-holzhammerartig, biestig-fies und drönnend-lustig, dass man einfach (als Smith-fan. Für die, die mit ihm nichts anfangen können, ist das absolut nichts) mitlachen muss. Am Ende bekommt man einen, deutlich früher gedrehten, Clip mit Stan „The Man“ Lee, der den Kinostart nicht mehr erlebt hat (sein Cameoauftritt in Mallrats ist Gold!), um den geneigten Nerdfanboy (mich, ich rede von mir) endgültig in Tränen zurück zu lassen.
Ein Film, der alles falsch macht, was man falsch machen kann. Auf Kevin-Smith-Art. Ich fands klasse.

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