kurz angerissen*
1993. Der martialische Actionfilm der 80er, der alles auf physische Wirkung setzte und nichts auf Plausibilität, bereitete schon langsam seinen Abflug vor. Den Traum von spektakulären Bigger-Than-Life-Szenarien hatte er aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz aufgegeben. Die in "Fortress" präsentierte Survival-Vision hat das gerade verstrichene Jahrzehnt noch voll im Blut: Ein kerniger Held und seine schrägen Sidekicks im Kampf gegen einen passiv-aggressiven Bad Guy. Der Schauplatz angesiedelt in einer unwirtlichen Umgebung, mit der Knastfilm und Science Fiction in einem Paket geliefert werden. Dazu am laufenden Band Szenen, die wenig Sinn ergeben und doch mächtig Eindruck schinden. Sprengkapsel-Implantate, Laser-Gitterstäbe, Überwachungsmonitore, Visionen gefilmt in Negativprints wie aus einem experimentellen Pop-Video auf MTV.
Man muss also von einem Hybriden sprechen, der nicht nur auf die 80er zurückblickt, sondern zugleich an der Aufbereitung der 90er aktiv beteiligt ist. Das Reinrassige verliert sich schon in der Besetzung des Regiestuhls mit einem Mann, der dem Horror wesentlich näher steht als der Action, was dann auch postwendend zu ein paar kruden Splattereffekten führt, die sich mit dem Charme eines brutalen Gladiatoren-Films auf die Handlung niederlegen. Showkämpfe bleiben auch in dieser Zeit ein heißes Eisen, wie die WWF oder auch die "American Gladiators" als damalige TV-Erfolge beweisen, insofern spricht nichts dagegen, Christopher Lambert auch mal in den Ringkampf zu schicken. Ungewöhnlich ist allerdings die weibliche Omnipräsenz, auch wenn diese zumeist in die Zuschauerränge verdrängt wird. Normalerweise betreiben Gefängnisfilme, ob sie nun in der Gegenwart spielen oder in der Zukunft, Geschlechtertrennung; WIP- und MIP-Filme betrieben stets eine voneinander autarke Koexistenz. Dass ein Actionheld diesmal mit seiner Geliebten kooperiert, anstatt sie einfach nur zu retten, ist durchaus als fortschrittlich zu bezeichnen.
Die Setpieces überzeugen nach Retro-Gesichtspunkten noch heute, sofern man nicht auf der Suche ist nach einer wohldurchdachten Illusion einer düsteren Zukunft. Der Cast setzt jeden B-Movie-Kenner in Verzückung und die Inszenierung ist druckvoll. Macht in der Summe ein herrlich doofes Guilty Pleasure mit wenig Substanz, aber relativ viel Fantasie.
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