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Überraschungserfolg aus Südkorea, eine mit sportlichem Tempo durchzogene Action- oder auch Abenteuer'komödie' von dem hiermit sein Regiedebüt veranstaltenden und das Skript auch verfassenden Lee Sang-geun, der aber mitnichten die 'normale' Grundlage für seine Geschichte, sondern ein Katastrophenszenario, ein Giftgasanschlag inmitten der Metropole und daraus die Prämisse für das weitere Tohuwabohu mit einer ganzen Stadt als großen Ereignisspielplatz nimmt. Direkt parodistische Variationen des Thema gab es (in den USA und lange her) mit The Big Bus (1976) oder natürlich auch den Airplane! - Filmen (1980 & 1982) des ZAZ-Team schon, war dort aber das gesamte Sujet und von vornherein humoristisch bis überdreht, verzerrt und so bunt-fiktiv und eben nicht mit auch ernsten Tönen oder gar einem terroristischen Hintergrund wie hier belegt. Zudem ist die Besetzung mit Jo Jung-suk und Im Yoon-ah in den Hauptrollen jetzt nicht direkt Garant für Zugkraft und grenzüberschreitende Popularität, wurden aber bislang durch fast 9.5 Millionen Zuschauer auch überragende 65 Mio. USD und damit (völlig zu Recht) als kreatives und stuntstabiles Entertainment-Jump 'n' Run Rang Drei der einheimischen Produktionen, nach dem Überflieger Extreme Job und dem Kritikererfolg Parasite erzielt:

Der fast 40jährige Lee Yong-nam [ Jo Jung-suk ] hat in seinem Leben nach dem College bisher nicht viel auf die Reihe gekommen, außer dem Hobby des Sportkletters auch keine richtigen Interessen, keine Arbeit, keine Freundin und keine eigene Wohung. Bei der großangelegten Familienfeier zum Geburtstag seiner 70järhigen Mutter Hyeon-ok [ Go Doo-shim ] im Beisein seiner Vaters Jang-soo [ Park In-hwan ], seiner Schwester Jeong-hyeon [ Kim Ji-young ] und zahlreicher weiterer Mitglieder der Sippschaft in Seoul in einem extra angemieteten Raum trifft Yong-nam ausgerechnet auf seine frühere Flamme Eui-joo [ Im Yoon-ah ]. Als in der Metropole durch einen Giftgasanschlag eines kurz zuvor gefeuerten und nach Rache sinnenden Chemikers die Katastrophe ausbricht, muss Yong-nam über sich hinauswachsen und endlich mal die Initiative ergreifen.

"Why the main characters are late?" fragt der Film irgendwann noch in der Einleitung, in der Vorstellung der erstaunlich lebensecht bis liebenswert wirkenden Figuren, "Always come late.". Weil er sich Zeit nimmt für seine Personen, die im Grunde eine ganz normale (koreanische) Familie darstellen, mit all ihren Schwächen und dahingehend auch all ihren Stärken. Der Protagonist wird von seiner Umgebung als Versager gesehen, als Narr in der Nachbarschaft, der nach einem tragischen Ereignis nichts mehr auf die Reihe und seine eigene Art des Umgangs mit dem Verlust, dies aber nicht von der Gesellschaft akzeptiert pflegt. Die körperlichen Fähigkeiten werden weiterhin trainiert, so ein bisschen zumindest, ohne dadurch wirklich athletisch, sondern mit 08/15 Statur, ein bisschen nach Babyspeck fast und auch dem unauffälligen Gesicht und Gestus auszusehen. Die Arbeitssuche ist auch nicht so wichtig, weswegen man auch noch bei den Eltern und deren eigenen komischen Eigenheiten und der Routine unter Eheleuten eben lebt. Ein Freundeskreis ist vorhanden, aber klein und im Status auch nicht besser, weswegen man die seltene Ehre hat, als erwachsener Mann von seiner Freizeitleggins tragenden Schwester gegängelt und im 'Kinderzimmer' zur Ordnung und zum Aufräumen gerufen zu werden. Der Ton des Filmes ist bis dato und auch weiterhin grundsätzlich locker-flockig, mit neckischen Scherzchen, Fremdscham, Slapstick, mit kleineren akrobatischen Tricks, die nicht Jedermann kann und mit einer persönlich wirkenden und gleichzeitig auch so nur aus Südkorea kommenden Spezialität des leicht absurden, aber innerhalb der Realität noch liegenden Blicks.

Spätestens mit der Familienfeier zum 70. des Oberhauptes hat der Regisseur auch den Zuschauer gepackt, an seinen inneren Ängsten nämlich und der Vorstellung, auch an so etwas teilnehmen zu müssen oder schon gewesen zu sein; den Meisten wird diese Art der seltenen, dann aber immer gleich ablaufenden Veranstaltung zu Feierlichkeiten merkwürdig bekannt vorkommen und das Gefühl der Verlorenheit und Verbundenheit zugleich in all den blutsverwandten, irgendwie schon vertrauten, aber gleichzeitig auch fremden Menschen gleich mit. Dass dann noch eine verflossene bzw. abgelehnte Liebe auftaucht, macht den grandios scheiternden Abend komplett. Jubel, Trubel, Heiterkeit, Alkohol in Strömen, Albernheiten der Männer im Anzug und der Frauen im traditionellen Gewand und viel laute Rambazamba-Musik. Dann kommt der Nebel des Grauens, Leute kollabieren auf den Straßen, Fahrzeuge werden führerlos, rasen in Tankstellen, Gasflaschen explodieren; eine großflächige und das Gefühl der dreidimensionalen Räumlichkeit und zivilisatorischen Hindernisparcours auch installierende Inszenierung, die man aus Tidal Wave (2009), Deranged (2012), The Tower (2012), Flu (2013) oder auch Pandora (2016) kennt.

Massenpanik auf den Straßen, vollgesperrte Zu- und Abfahrten, endlose Wagenkolonnen und umhereilende Bewohner und Rettungskräfte in der Peripherie, während im Zentrum des Filmes die Sprünge, Stürze und Fassadenkletterern des 'Climber-Man' in schwindelerregender Höhe und mit mehreren Sackgassen und toten Punkten und toten Winkeln an der Front stehen. Irgendwann gehts nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts, sondern in einer fast menschenleeren Metropole als voluminöse Kulisse nur noch nach oben oder eben nach unten: Halterungen, die brechen, ein Sicherheitsseil, dass manchmal mehr behindert als hilft, und eine Familie im Rücken, die zwar anfeuert, aber dadurch ablenkt und irritiert.

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