Das Koks, das seit einiger Zeit in der Stadt ankommt, wird irgendwo auf dem weiten Weg zwischen Kolumbien und Kanada gestreckt. Irgendwo an einer der vielen Stationen ist einer, der den großen Boss in Vancouver linken will. Der Koch wird nach Kolumbien geschickt, um zusammen mit dem Vollstrecker auf die Ware aufzupassen und die faule Stelle zu finden. Ist es vielleicht der Bauer, der den Stoff anbaut und die Rohware erstellt? Oder einer der Kuriere? Möglicherweise der Mann, der die Ware in die USA schmuggelt? Oder ist die Stelle vielleicht noch viel näher an der kanadischen Grenze zu finden? Und wer kann schon ahnen, dass die DEA längst Wind bekommen hat von der Sache und ihre Agenten hinter dem Koch hergeschickt hat …
Ein interessantes filmisches Experiment: Wir sehen einen gefesselten Mann, der von offensichtlichen Gangstern zu seiner Hinrichtung geführt wird. Dann folgen wir einem Unbekannten, der in einem Club Koks an zwei junge Frauen verteilt. Ein kleines Kind, das der Schulbusfahrerin erklärt, dass es seine Eltern nicht aufwecken kann. Eine DEA-Agentin, die zu einem Einsatz gerufen wird. Ein Pizzakoch der sein Restaurant zum Öffnen vorbereitet. Ein Schwarzer der sich in einer Peepshow einen runterholt. Und Soldaten die einen Transporter mitsamt bewaffneter Begleitmannschaft zusammenschießen. Das Stückwerk geht noch eine ganze Zeit so weiter, und immer werden die Bezeichnungen der Personen eingeblendet. Der Koch, der Vollstrecker, der Informant … Was nach einem müden Abklatsch der Tarantino’schen Inszenierungen klingt hat hier sehr wohl Sinn, denn Namen gibt es in diesem Geschäft keine, das Geschäft ist anonym. Und jeder kennt immer nur sein kleines Stück des Puzzles, einzig der Boss kann das große Ganze überblicken. Der Boss, der Koch und der Vollstrecker. Der Zuschauer. Und noch einer.
Dieses Stückwerk begleitet den gesamten Film, was ihn sehr abwechslungsreich macht, und sehr realistisch. Auch die DEA-Agenten müssen versuchen diesen Dschungel an einzelnen Bausteinen zu durchdringen, und bis zum grandiosen Schluss bleibt die Rolle so manch einer Person rätselhaft. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir als Zaungast in die Welt der Drogengeschäfte hineinschnuppern. Als jemand, der an einer beliebigen kleinen Stelle seine Arbeit verrichtet, und sonst nichts oder kaum etwas weiß. Oder als DEA-Agent, der zufällig an einer Stelle in das Konstrukt hineinlinsen darf, aber nicht ahnt, wie tief die Welt dahinter ist. Der Grundton des Films ist dabei völlig lakonisch, die Personen sind cool und dürfen keine Gefühle zeigen, außer sie haben sich die Birne schon völlig weggeballert. Aber dieses Abgeklärte, was niemals à la Quentin Tarantino überzeichnet wird sondern immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt, das gibt dem ablaufenden Drama eine ganz besondere Note. Dies, und das starke Ende. Und es ist dabei völlig egal ob einem Kurier der Hals durchgeschnitten oder eine verkokste Nacht mit einer Nutte verbracht wird – Die Grundhaltung bleibt immer gleichmäßig distanziert.
RUNNING WITH THE DEVIL zeigt sich als überaus beachtenswertes filmisches Experiment im Genrerahmen. Kein Überflieger der zu Jubelschreien animiert. Aber spannendes und gutes Kino mit einer außergewöhnlichen Blickweise und einem interessanten Zirkelschluss. Passt.