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"Joker" ist ein ganz erstaunlicher und teilweise auch sensibler Film über einen Mann namens Arthur Fleck, der leider kein gutes, geregeltes Leben gehabt hat. Er lebt mit seiner Mutter und kümmert sich um sie, und allem Anschein nach, dreht sich alles nur um sie. Arthur scheint außerdem nicht ganz richtig zu sein, denn er fängt hin und wieder ohne Vorwarnung oder Anlass aus heiterem Himmel an zu lachen, teilweise hysterisch, und sein Umfeld reagiert abweisend. Er ist ein Clown und er versucht verzweifelt als Stand-Up-Comedian erfolgreich zu sein, doch das ist nicht so einfach, denn er ist einfach nicht lustig. Und man sieht Arthur immer tiefer sinken. Ein paar Jugendliche klauen ihm ein Schild und schlagen ihn dann zusammen. Und sein Boss hat nicht besseres zu tun, als ihm das Schild auch noch vom Gehalt abzuziehen. Als er in einer Kinderklinik die Kinder begeistern soll, verliert er seine Waffe, die er nach dem besagten Vorfall immer zu seinem Schutz bei sich hat, und darauf hin wird er gefeuert. Und dann geht es seiner Mutter zusehends schlechter. Und ein bekannter Moderator macht ihn zusätzlich lächerlich. Und Arthur scheint dadurch sein wahres Ich zu erkennen: Den Joker.

Man kann praktisch den Schmerz und den Verlust von Arthur im Film direkt spüren und sehen. Insbesondere die Lachanfälle, von denen man gar nicht genau weiß, ob diese jetzt der Situation geschuldet sind oder ob denen eine psychische oder organische Krankheit zugrunde liegt oder vielleicht sogar alles drei zusammen, sind extrem verstörend. Und manchmal ist gar nicht klar, ob Arthur jetzt wirklich lacht oder weint. Gerade der Wechsel und das unvorbereitete Auftreten machen den Charakter dadurch so sonderbar und das macht diesen Film auch so anders, als das, was man eigentlich erwartet konnte. Sowohl Jack Nicholson in "Batman" (1989) als auch Heath Ledger in "The Dark Knight" (2008) haben einen anderen "Joker" gespielt, wobei sich Heath Ledger und Joaquin Phoenix eher ähneln. Bei "Joker" ist allerdings auch noch nicht das klassische Batman-Bösewicht-Setting vorhanden, denn Batman selbst gibt es hier noch gar nicht, sondern die Geschichte erzählt, wie der Joker entstanden ist. Dabei merkt man fast gar nicht, dass dies eigentlich ein Fantasyfilm ist, denn Gesamtstimmung des Films ist dermaßen düster und trostlos, dass es sich auch um ein Drama mit extremen Momenten handelt könnte, und das macht diesen Film so verdammt gut. Selbst wenn Szenen in jungfräulichem Weiß gehalten sind, wirken sie trotzdem dunkel und traurig, ja fast schon hoffnungslos, so dass genau die Atmosphäre entsteht, die man für ein solches Setting braucht.

Der Soundtrack dazu ist vorzüglich inszeniert und hebt die Handlung gut in den Vordergrund. Joaquin Phoenix ist natürlich deutlich präsent und nimmt weit über die Hälfte der Haupthandlung in Anspruch. Einzig Robert De Niro als Talkmaster sowie auch die Mutter Penny Fleck können etwas dem entgegen setzen. Alle anderen Charaktere sind dagegen nebensächlich, wenngleich Bruce Wayne als Charakter natürlich wichtig für den Gesamtzusammenhang ist.

Eine Wertung für diesen Film abzugeben ist gar nicht so leicht, denn gerade am Anfang hat man keine richtige Führung im Film, so dass zwar eine Charakterstudie gezeigt wird, deren Ergebnis aber in keinster Weise abzusehen ist. Als man dann begreift, was mit Arthur Fleck passiert, da ist man schon mitten in der Handlung drin. Dadurch fehlt es dem Film etwas an Spannungsbogen, und das ist auch mein Hauptkritikpunkt. Joaquin Phoenix ist aber einfach nur brillant als Joker und hat sich seinen Oscar dafür auf jeden Fall verdient.

Insgesamt auch für Nicht-Fans des Fledermaus-Superheldens absolut empfehlenswert. Musikliebhaber sollten sich den Soundtrack gesondert anhören. 09/10.

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