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Comic-Verfilmungen sind 2019 noch immer ein gewinnbringendes Genre im Kino. Auch wenn der Hype um Marvel nach "Avengers: Endgame" etwas abgeflacht ist und das DC-Cinematic-Universe leider noch nicht so richtig durchstarten konnte (trotz teils guter Ansätze mit dem wundervollen "Wonder Woman" und den guten Superman-Filmen von Zack Snyder) legt nun Regisseur und Co-Autor Todd Phillips eine Origin-Story des wohl bekanntesten Batman-Gegenspielers vor, dem titelgebenden "Joker".


Um es gleich vorweg zu nehmen, es gibt so gut wie keine großen Action-Szenen, die Farbgebung ist eher dunkel und deprimierend gehalten und auch die Set-Pieces wirken eher bescheiden im Rahmen eines so großen Studio-Filmes, der sich zudem aus einem bekannten Comic-Fundus bedienen kann.
Alles andere wäre allerdings auch sehr deplatziert. Auch ist der Film kein "offizieller" Teil des DC-Cinematic Universe.

Fest steht bereits jetzt für mich, dass es niemals eine bessere Darstellung des bösen Lachers gegeben hat als Joaquin Phoenix, der nicht nur physisch eine extreme Figur abgibt (für die Vorbereitung auf die Rolle nahm er sage und schreibe 26 Kg an Gewicht ab) sondern auch den psychischen Abstieg in den allmählichen hemmungslosen Wahnsinn einfach nur grandios rüberbringt.

Mark Hamill als Zeichentrick-, Jack Nicholson als eher überdrehter Charakter, Cesar Romero als charismatische Lachnummer, Heath Ledger als, aus meiner Sicht, überschätzte klassische Verbrecher-Version haben die Tiefe des Jokers niemals auch nur annähernd derart sichtbar gemacht wie die 2019-Version von Phoenix. Hier würde es mich schon sehr wundern, wenn es keine(n) Darstellerpreis(e) geben sollte (Jared Letos Interpretation aus "Suicide Squad" lasse ich hier gleich ganz als Vergleich unter den Tisch fallen). 

"Joker" ist eher gemächlich erzählt und legt sehr viel Wert auf Details, was den Figuren sehr zugute kommt. Neben dem Joker bleibt vor allem Robert De Niro in guter Erinnerung, der den idealisierten Talk-Master gibt und die Brücke zu den beiden Scorsese-Filmen "King of Comedy" und "Taxi Driver" schlägt, an deren Bildsprache und Inszenierungsziel sich Phillips ausgebig abarbeitet.

Natürlich wünscht man sich nach Sichtung des Filmes mehr von der Figur und deren Einsatz im Batman-Universum zu sehen, was natürlich ein tolles Gedankenspiel ist aber eher fraglich, ob Joaquin Phoenix auch als Teil eines Ensembles zu solcher Hochform auflaufen könnte, ohne Batman dauerhaft die Show zu stehlen.

Als Fazit kann ich sagen, dass ich selten eine bessere Psycho-Studie mit filmischen Mitteln des Thrillers gesehen habe, die selbst einem eher schablonenhaft angelegten Bösewicht zu solch filmischer Brillanz verholfen hat - für mich zudem einer der besten Comic-Filme aller Zeiten, gerade weil er nicht wie eine typische Verfilmung eines Comics aussieht und rüberkommt. 

Gerade das Einflechten bereits bekannter Comic-Figuren aus dem Batman-Origin-Kanon bringt eine Authentizität und Treue zum Ursprung des Joker-Charakters ein, die bereits die sehr gute Serie "Gotham" vorweggenommen hat.  

Zudem funktioniert das Drehbuch auch auf aktueller politischer und gesellschaftskritischer Ebene sehr gut, obwohl die Handlung in der fiktiven (und daher noch New York-ähnlicheren) Stadt Gotham City im Jahre 1981 spielt.

Daher eine ganz klare Empfehlung von mir für jeden Freund des DC-Comic-Universums, der den realistischen Stil der Christopher Nolan Batman-Verfilmungen schätzen gelernt hat oder auch etwas für Psycho-Thriller im "Psycho"-Stil übrig hat. Darüber hinaus sieht man sich zudem eine der besten Darstellerleistungen des Jahres 2019 an! 
   

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