Vom harten Leben des Landwirts…12.06.2023
Der Rahmen
Mein Schwager ist Bauer, züchtet Schweine, großer Hof, stetiges Klagelied über die Regierung, die EU, den fehlenden Regen, die schlechten Preise…und wenn man das hinterfragt, dann hat er in vielem recht. Er prangert vor allem an, daß Menschen nicht bereit sind, gutes Geld für gute Lebensmittel auszugeben, daher ist er zum Vegrößern gezwungen, um durch Masse Gewinn zu erzielen. Das kann nicht der richtige Weg sein, und so wie meinem Schwager ergeht es hier im Film Pierre, der den Hof seines Vaters übernimmt. Allerdings ist der hartherzige Vater nicht willens, das pro bono geschehen zu lassen, Pierre muß ihm den Hof abkaufen und die Ländereien pachten. Doch trotz harter Arbeit reicht es hinten und vorne nicht, Zicklein bringen zu wenig Geld ein, die dazu auf Pump finanzierte Geflügelzucht läuft auch nicht so einfach wie gedacht, und so gibt es nur einen Weg: abwärts. Pierres Verzweiflung wird immer größer, und als eine Scheune abbrennt, warten Alkohol, Nikotin, Tabletten und Depression. Der Vater will nicht helfen, Pierre nicht nach Geld fragen, und so kommt es, wie es kommen muß…Glyphosat kann auch noch anders als zum Düngen verwendet werden.
Gucken oder nicht?
Ja, aber es braucht eine Affinität zur Landwirtschaft.
Warum?
Das Filmplakat suggeriert heile Welt…die Sonne scheint über einen großen Tisch im freien, an dem die Familie zusammensitzt, ißt und trinkt. Doch das sind nur die wenigen Minuten des Films, der sich ansonsten nicht mit Schönfärberei aufhält. Guilllaume Canet ist als Pierre ganz wunderbar besetzt, die Mimik zeigt ohne viele Worte das ganze tragische Ausmaß der Lebenssituation. Auch Rufus als Vater schafft das mit seiner knorrigen Visage ohne viel Aufhebens, denn „wenn es mal schlecht geht, dann muß man doppelt so viel arbeiten, das ist das Schicksal des Landwirtes“ diese Zeile in einem Dialog zwischen Vater und Sohn bringt es auf den Punkt. Die Regie weiß auch genau, was sie tut, sie braucht keine Effekte, keine drohende Musik, sondern nur eine gute Geschichte, die allein, weil sie immer schrecklicher wird, den Zuseher in den Bann zieht. Der Landwirt ist nur ein Spielball zwischen der Preispolitik des Handels und der politischen Spielerein der Regierungen, die Tierwohl ruft, aber den Landwirt dafür nicht subventioniert.
Die Note
Nicht schön der Film, wenn man ein wenig heile Bauernwelt erwartet. Doch dabeibleiben lohnt sich, denn der Film ist von der ersten Minute an fein inszeniert, braucht so wenig Dialog wie nötig und erzählt eine Geschichte, die wirklich zum Nachdenken anregt, auch wenn man keinen Schwager hat, daher 10/10