Review

Auch Verlierer müssen mal erwachsen werden 


Der erste Teil von „It“ vor zwei Jahren avancierte monetär zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten und ich mag ihn wirklich mit seiner effektiven Mischung aus Coming-of-Age ala „Stranger Things“ und Geisterbahnbuhs ala dem „Conjuring“-Universum. Definitiv einer der wichtigeren und besseren Riesenblockbuster des Genres aus der jüngeren Vergangenheit. Hier irrte die Masse mal nicht. Kein Wunder also, dass das zweite Kapitel der Saga um den Losers Club im Kampf gegen das ultimative Böse in Gestalt des hinterhältigen Pennywise dieses Jahr auf vielen Most Wanted-Listen stand und sich momentan dazu anschickt, den Erfolg des ersten Parts zumindest zu wiederholen. In „It Chapter 2“ kommen die nun erwachsenen Teenager nach 27 Jahren zurück nach Derry, um den Monsterclown und ihre eigenen Ängste nun ein für alle mal zu besiegen...

„It Chapter 2“ geht an die drei Stunden. Das ist mutig monumental, erst recht für einen Horrorfilm. Obwohl das Ding eigentlich viel mehr ist als „nur“ Horror, was ja auch dem ersten Teil (fälschlicherweise?) oft als größte Schwäche vorgeworfen wurde. Natürlich schleicht sich bei so vielen Figuren, zwei fusionierenden Zeitebenen und dem „großen Finale“ bei einer solchen Laufzeit die ein oder andere Durststrecke ein. Kurzweilig ist anders. Doch insgesamt lief die Zeit nicht langsamer als es gesund wäre. Das Tempo ist immer hoch, die Darsteller sind hochwertig (obwohl McAvoy des Öfteren zum klaren Overacting neigt; dafür Bill Hader ein echter Szenendieb ist) und Pennywise beißt nun gefühlt wesentlich fester, blutiger und erbarmungsloser zu als zuvor. Selbst wenn ihm etwas wenig Screentime zukommt. Das Geisterbahnfeeling aus Teil 1 wurde nochmal hochgeschraubt, mit allen Vor- und Nachteilen, Abnutzungserscheinungen und Wiederholungen. Oft fühlt sich das Ganze an wie eine fette Ansammlung einzelner Gruselszenen, was natürlich nicht das ultimative Ziel bei einer durchgängigen Geschichte sein sollte. Außerdem kann man über den recht ausführlich dargestellten Überbau und den gesamten Showdown streiten und die vielen CGI-Effekte, JumpScares und Pixelmonster brachten meinen Puls viel zu wenig in Wallung. Das ist schade und macht es sich viel zu leicht. Insgesamt sind das genug Gründe, warum Kapitel zwei (auf solidem Niveau) dann doch etwas enttäuschend bis nervig wirken kann. Lang sowieso. Das beste Beispiel ist die Szene beim ersten Wiedersehen der Truppe im China Restaurant: zuerst zauberte mir Pennywises subtile Antwort auf die Frage, wo denn Stanley wäre, eine wohlige Gänsehaut auf den Rücken. Nur damit springende Glückskekse und aus diesen schlüpfende, billige Computermischwesen diese eiskalt und flott dem Erdboden gleich machen. Und von solchen zwiespältigen Momenten und „zerstörenden Monstern“ gibt es einige (die zuerst schaurige dann billig-plakative Trailerszene ist im vollen Umfang eine weitere). Insgesamt ist, was Andres Muschietti bei seinen beiden „Its“ geleistet hat, dennoch hoch anzurechnen und beeindruckend, unterhaltsam und perfekter Einsteigerhorror. Nicht immer nah am Buch, aber fast genauso gut. Ach und der erweiterte Chameo von Stephen King war sehr gerne mitgenommen! 

Fazit: langsamer, ausgewachsener, repetitiver und ausufernder als Part I, für meinen Geschmack doch ein gutes Stück schwächer. Aber immer noch (trotz seiner massiver Länge) ein recht locker guckbarer und feiner, spektakulär besetzter und versiert inszenierter Horrorblockbuster. Vor allem in Kombi mit dem ersten Teil ist das schon eine epische Mammutverfilmung, die eher Serien ähnelt und die man vielleicht etwas glatt und mainstream finden, aber niemals wahrhaftig haten kann. Für mich hätte man das als Ganzes kaum besser machen können. Zumindest heutzutage und für die Massen. Eine runde Sache mit ein paar größeren Unebenheiten in diesem zweiten, finalen Part. Doch die Fehler sind nicht allzu schmerzhaft und verzeihbar. Die meisten. 

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