Review

Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen Auflage von X-Rated als Neuauflage unter dem Label Simple Movies, dass allem Anschein nach ebenfalls zur X-Rated-Gruppe gehört!

Nachdem der jungen Witwe Lisa eine Versicherungspolice von 1 Million Dollar ausgezahlt wird, scheint ein Wettlauf um das Geld zu beginnen.
Menschen werden kaltblütig und bestialisch ermordet, die Polizei ist ratlos und der maskierte Killer treibt weiter sein erbarmungsloses Unwesen.
Jeder verdächtigt jeden, doch die Wahrheit ist viel schlimmer!

Bevor Sergio Martino den Zuschauer auf die Reise zur "Weissen Göttin der Kannibalen" schickte und "Die Insel der neuen Monster" entdeckte inszenierte er eine ganze Reihe von Gialli, angefangen beim Klassiker "Der Killer von Wien" über "Der Schwanz des Skorpions" bis hin zu "Die Farben der Nacht" und "Torso" - Martino war in diesem Genre so fleißig wie kein anderer.

Von London über Griechenland spannt "Der Schwanz des Skorpions" seine Fäden und unterhält den Zuschauer mit einer - auf dem ersten Blick - uninteressant erscheinenden Handlung um einen Flugzeugabsturz, der sich schnell als  Versicherungsbetrug entpuppt.

Anfangs noch etwas behäbig inszeniert, entwickelt sich unter Martinos Regie die Jagd nach der Beute spannend und wendungsreich, auch wenn die griechische Kulisse einem Giallo etwas von seiner Atmosphäre raubt.

Dies macht Martino allerdings mit den für dieses Genre so unverzichtbaren Stilmitteln wie dem unheimlichen, maskierten Killer, subjektiven Kamerafahrten und anderen raffinierten Einstellungen und spannend inszenierten Morden schnell wieder wett.

Darstellerisch weiss Italowestern-Star George Hilton zu überzeugen, dessen Wandlung vom noncholanten Liebhaber zum eiskalten Killer eindrucksvoll gespielt wurde, wobei es trotz einiger falscher Fährten dem Regisseur gelang, eines der bekanntesten Versatzstücke des Genre - das des zu Unrecht Verdächtigten, der auf eigene Faust versucht seine Unschuld zu beweisen - auf den Kopf zu stellen und mit einer überraschenden Wendung die Lösung des Falles zu präsentieren.

Die Effekte sind billig und blutig, verfehlen aber nicht ihre Wirkung und vor allem der Effekt mit der Glasscherbe im Auge kommt überraschend und drastisch zur Geltung.
Die Dialoge der deutschen Synchronisation schwanken zwischen geistreich und grauenhaft und das Verhalten der Protagonisten ist teilweise nicht nachvollziehbar.
Ein weiterer negativer Aspekt ist die unendlich in die Länge gezogene Affäre zwischen George Hilton (der einen Versicherungsdetektiv spielt) und Anita Strindberg als Journalistin. Auch wenn dieser Handlungsstrang für den weiteren Verlauf der Geschichte wichtig ist, nervt nach einiger Zeit das Liebesgeschwafel ebenso wie der dazu kitschig komponierte Soundtrack von Bruno Nicolai, dessen Komposition bei weitem nicht für das nötige Feeling und Dramatik sorgt wie beispielsweise Stelvio Caprianis Scores (der Martinos mörderisches Treiben in "Torso" perfekt untermalte).

Sieht man davon ab, bleibt unterm Strich ein mit der Laufzeit immer spannender werdener Giallo mit ungewöhnlicher Thematik in ungewöhnlicher Umgebung.
"Der Schwanz des Skorpions" ist nicht Martinos bester Film, aber auch nicht sein schlechtester. Angesichts der unspektakulären Handlung hat er das Beste aus dem Drehbuch rausgeholt, und das verdient

7 von 10 Punkte!

Details
Ähnliche Filme