Nach mehreren Jahren anhaltenden bis teils rapide steigenden und auch nicht unverdienten Erfolges hat das Chinesische Kino mittlerweile eigene und, teils auch eigens geschaffene Probleme. Der lokale Zuschauer ist neuerdings vermehrt wankelmütig und mittlerweile auch in der Position, gerade über Mundpropaganda von vornherein oder zumindest schnell Filme zu 'vernichten'. Gestern beliebte Genres wie die Fantasy sind heute Ladenhüter und werden als Tabu gezählt. Eine Anpeilung an Hollywood mit 'Mischwerken' darf man qualitativ und kommerziell als gescheitert betrachten. Stabil gut laufen tun eigentlich derzeit nur eher kleinere Filme, Dramen bzw. Dramödien, eher mit Humanismus und Humor aufgelockerte Unterhaltungswerke, die preiswert schon von der Herkunft gehalten und oftmals den Nerv des Publikums am Treffen sind; diese Werke lassen sich allerdings nicht in den Westen verkaufen und sind dort zumeist gänzlich unbekannt und vollkommen aus dem Radar heraus und so ohne Außenwirkung und Lobbyismus angelegt. Beim großen Rest funkt schon der Staat und sein Ansinnen und die vollmundige Proklamation dazwischen, sein Bestreben, sich auch in der Geschäftswelt der Filmkultur zu beteiligen, mit eigenen Propagandawerken (vor allem Geschichts-, Militär- und Kriegsfilmen) und mittlerweile auch die anderen Studios auf die eigene Spur und in die eigene Richtung zu schieben und gegensätzliches teils wegen störenden Kleinigkeiten spätestens vor der Veröffentlichung zu unterbinden. Ein Milieu der Angst und der Unsicherheit, in der zu Anfang dieses Jahres mit The Wandering Earth ein neues Vorhaben und eine frische Motivation kundgetan wurde, der Blick in die Zukunft, die Beherrschung der Tricktechnik und die Rolle des Landes in kommenden und bevorstehenden Zeiten: und bereits der zweite Schritt ein desaströses Scheitern und vielleicht schon der Anfang vom Ende ist.
Shanghai Fortress, zu einem theoretisch günstigen Zeitpunkt als Sommerblockbuster Ende Juli im Kino ge- und mit Starts besetzt, als erster Prestige-Nachzügler der scheinbar nur kurz aufgekommenen Science fiction Welle, mit einer im Grunde todsicheren Prämisse und viel großherzigen Finanzrahmen (50 Mio. USD) und einem jämmerlichen Einspiel von knapp 17 Mio. USD sowie durchweg negativen Zuschauermeinungen (und selbst Entschuldigungen der sich zum Bückeln genötigt fühlenden Filmemacher) belegt:
2035. Die Erde hat in den letzten Jahren enorm vom Fortschritt der Energiequelle namens "Xianteng" profitiert, die im Weltraum gefunden wurde, wurde dadurch aber auch zum Zielobjekt der außerirdischen Kräfte namens "The Annihilators", die seitdem unablässig den Planeten angreifen und schon die meisten Großstädte zerstört haben. Shanghai ist bislang der hartnäckigste Widerstand und die letzte Hoffung der Menschheit, wo unter militärischer Führung von General Shao Yi-Yun [ Shi Liang ] und Commander Lin Yan [ Shu Qi ] unter anderem die Grey Eagle Squad zur Verteidigung ausgebildet wird: Pan Han-Tian [ Wang Sen ], Lu Yi-Yi [ Sun Jia-Ling ], Ceng Yu [ Kid Young ] und der heimlich in die ungleich ältere Commander Lin verliebte Jiang Yang [ Lu Han ], der mit dem forscheren Yang Jian-Nan [ Godfrey Kao ] aber auch eine zielstrebige Konkurrenz hat. Im Kampf gegen die Aliens sind alle vereint.
Letztlich spielen gleich mehrere Faktoren rein, warum der Film trotz seinem literarischen Hintergrund der Adaption von Yang Zhis 2009 unter dem Künstlernamen Jiang Nan veröffentlichten und beliebten "Once Upon a Time in Shanghai", dem hier vorhandenen Spektakelansatz mit viel Aktionismus, stetigen Angriffen aus der Luft und auf dem Boden und entsprechend Dauerbeschuss aus allen Rohren scheitert, und warum sein Scheitern auch von Beginn an deutlich ist und sich qualitativ nicht mehr verbessert wird. Im Gegensatz zu The Wandering Earth, der sicherlich seine Meriten, aber auch die eigenen Schwachstellen hat und bestimmt kein Meilenstein des Genres, sondern eher eine zuweilen gekonnte Nachahmung bekannter Motive darstellt, ist Shanghai Fortress einfach nur ein teures B-Picture, eine kostspielige Variante der nur online vertriebenen und ein Bruchteil dessen kostenden Web Movies um Sirius Task Force und Machine Wars, welche sich auf einer Idee, dem Verteidigungsszenario frisch aus einem futuristischen Kriegsfilm nämlich ausruht und diese Situation noch nicht einmal dramaturgisch aufbauen oder gar potenzieren, sondern einfach nur am pathetisch ausbeuten und mit allen Klischees am Abwickeln ist. Die Erzählerstimme wird ebenso wie Rückblenden und Analogien zu dem erstaunlich ähnlichen WW2 Heuler The Bombing a.k.a. Unbreakable Spirit a.k.a. Air Strike (die Kurvenkämpfe im Luftgefecht, die Bilder von den Geliebten am Cockpit, eine Identitätslosigkeit der Angreifer, hier die der sogenannten "Annihilators", dort der Japaner, heranwachsende Jünglinge als letzte Verteidigungslinie, ein Alibi-Amerikaner in der Kommandozentrale, Bodenattacken, explodierende Gebäude usw. usf.) zuweilen als Unterstützung der Erzählung dargereicht, wobei das Fundament dünn ist und auch dünn und brüchig bleibt, und auch nur wenige (ca. sieben) Personen in diesem Chaos vorgestellt werden und noch weniger tatsächlich interessant und kaum mehr als Abziehbilder sind.
Eine große Künstlichkeit, die jedes Leben und jede Emotion sofort vernichtet macht sich bereits in den ersten Bildern breit, irgendwann in der nahen Zukunft, die wissenschaftlich nie unterfüttert wird und wo nur ständig das Geklacker auf den Tastaturen und das Aufzählen von seltsamen Abkürzungen und pseudotechnischem Vokabular in Verbindung mit Soldatensprech an der Tagesordnung und natürlich noch ein paar Kommentare vom letzten Verbliebenen der schon längst geschlagenen alliierten Streitkräfte für die scheinbare Internationalität vorhanden sind. Nach einem halben Dutzend Produktionsfirmen im Vorspann und xmal so viele Producer, Co-Producer, General Executive Producer, Executive Producer, Administrative Producers, Chief Consultants und Script Consultants und Distribution Directors usw. usf. wird mit dem Schauplatz Shanghai eine leere Kapsel voll vermeintlichem Stadtleben innerhalb der Hochhäuser und doch nur eine Fassade und da drinnen eine Handvoll gleich so scheintoter Pappkameraden mit nichtigen Dialogen und Verhaltensweisen gezeigt.
Abseits des Kommandopostens bekommt man von der Gesamtsituation der Menschheit sowieso nicht viel mit, wird eine Art Enklave der Uniformiertheit gezeigt, in der patrouilliert und salutiert, gedient, befördert und vor allem auch im Dauerfeuer gestorben wird; ein Vollzeitdienst mit Wachposten und Kampfgetümmel am Boden und in der Luft über drei Schichten, welcher zur Normalität geworden und tagein tagaus im Grunde dasselbe Spiel der Pflichterfüllung für (Gott nicht, sondern einzig) das Vaterland geboten ist. Einen kurzen Abend in einer Art Vergnügungstempel gibt es mal, eine Bar mit Boxring in der Mitte, die keinen guten Eindruck macht und wo selbst das Feiern entweder staatlich angeordnet und/oder auch verpönt wirkt. Eine zivile Gesellschaft existiert scheinbar nicht bzw. wird (abseits einer Evakuierung) nicht in Augenschein genommen und auch von der umliegenden Welt bekommt man eingangs nur Fragmente per Nachrichteneinspieler und keine weitere Interaktion zu Gesicht.
Problematisch ist auch die Dramaturgie des Szenarios, die sich auf einer einzigen Idee, einer Art Mischung aus Independence Day: Resurgence und Battle Los Angeles schon ausruht und die Synopsis selber und auch die Vorbilder nur geringfügig variiert, ein wenig Zusatz soll durch eine aufblühende Romanze geboten werden, die nicht bloß wegen den blassen Darsteller, seinem weiblichen Gegenüber und den ebensolchen Dialogen, sondern auch wegen Desinteresses des Regisseurs automatisch auch den Zuschauer nicht empathisch erreicht und entsprechend nicht interessiert; zumal derartige Szenen wie auch die angesprochene Feierabendunterhaltung, mehrere uninspirierte Rückblenden und auch eine Traumsequenz seltsam 'billig' inszeniert sind und sich das Gefühl der Preiswertigkeit schlimmster Dings auch noch auf sämtliche Effektarbeit und damit den großen Hauptteil des Filmes überträgt. Denn ansehen tut man der Produktionen nicht, dass da in der Theorie mehr geklotzt als gekleckert wurde, die Tricktechnik ist quantitativ zwar massiv vorhanden, aber durch die Bank weg äußerst mäßig, und bis auf einige tatsächliche Aufmärsche des Militärs und mancherlei traditionelle Stuntarbeit wird noch nicht einmal der Versuch gemacht, den großen Batzen unbefriedigender Computertricks eventuell geschickt anderweitig zu kaschieren.