Einer von gleich drei für das Jahr 2019 angekündigten Gerichtsthrillern aus der Produktion der Länder Hongkong und China; eine nur deswegen vergleichsweise hohe Zahl, da das Subgenre selber in beiden Ländern so gut wie nicht genutzt wird und Ausnahmen davon in dem Fall auch nie die Regel sind. Letztlich von den drei Titeln, zu denen neben Guilt by Design (beide Produktionsländer, aber Fachkräfte nahezu allein aus HK dahinter) auch Remain Silent (rein China) auch noch der proklamierte The Attorney (ebenfalls beide Produktionsländer, aber Fachkräfte wieder nahezu allein aus HK) nur die ersten beiden erschienen und Remain Silent zudem mit ganzen drei Jahren Verspätung: während The Attorney vor der Veröffentlichung von der Zensur gestoppt wurde und seitdem auf dem Abstellgleis steht.
Der auch Hypnotize the Jury benannte Guilt by Design selber ist noch - relativ gesehen - gut weggekommen, was das Einspiel von fast 14 Mio. USD an den Kinokassen in der Volksrepublik China angesichts der sicherlich überschaubaren Finanzierungskosten, der Besetzung mit (außer Nick Cheung) für das Festland eher unbekannter bis uninteressanter Gesichter und eben des Themas und des Sujets, welches keine richtige eigene Tradition im Lande hat und heutzutage sowieso und auch anderswo Nischenkino ist: (In HK wurden 700.000 USD erzielt.)
Der ehemals auch für die Polizei tätige Hypnotiseur Hui Lap-Seng [ Nick Cheung ] hat seit längeren seine Tätigkeit ad acta gelegt und ist nunmehr an einer Universität als Lehrkraft tätig, außerdem ist er derzeit als Geschworener in einem aufsehenerregenden Mordprozess anwesend und deswegen für seinen alten Bekannten Inspector Tang [ Eddie Cheung ]. Tang, der im Auftrag vom schwerreichen Lam Kwok-Kuen [ Paul Chun Pui ] unbedingt einen Schuldspruch erreichen will, lässt Huis kleine Tochter Hui Chun-Yan [ Ai Mee ] entführen und setzt den Experten damit unter Druck, die restliche Jury und dies alles während der finalen Beratung in einem geschlossenen Raum zu beeinflussen; Mrs. Lau [ Elaine Kam ], Mr. Leung [ Kent Cheng ], May [ Jo Kuk ], Chow Hung [ Jiro Lee ], Chan Wing-Hei [ BabyJohn Choi ] und Fong Wai-Shan [ Cecilia So ]. Währenddessen setzt Huis Freund Yang Kai [ Hans Zhang ], ein ehemaliger Polizist und Patenonkel der Kleinen alles dran, diese auf seine Art und Weise zu retten.
Gefüllt mit semibekannten Leuten der zweiten Reihe aus Kino und Fernsehen und ausgehend von gleich mehreren Vorstellungen der eigentlichen Hauptfigur wird nach dessen Präsentation dem Publikum über der eigentliche Gerichts- und Kriminalfall aufgezogen; ausgehend von einer Schlagzeile, in der sowohl der Hintergrund der Anklage aufmerksamkeitserregend für das auf Tratsch und Klatsch sensationslüsternde Volk interessant ist als auch die noch ungeklärten Umstände und die Zusammensetzung der Jury, welche u.a. eben aus einem ehedem sagenumworbenen Hypnotiseur und jetzigen Professor besteht. Das Thema könnte für den Gerichtsreporter und die Journalisten selber nicht 'heißer' sein, für den Zuschauer vor der Leinwand (oder vor Glotze) hat das ganze Setting auch seine Reize, zumal mal ein wenig mit den Gedankwn des Sehenden selber spielt und diese auch manipuliert.
Von drei vergleichsweise Neulingen geschrieben und auch von ebendiesen in Zusammenarbeit gedreht, ist die Herangehensweise relativ ruhig behalten und dennoch nicht unnötig hinauszögernd. Dass, was im Raum steht, der Juryprozess nämlich, wird bereits in der ersten Szene dargelegt und dann erst ein wenig auf die Hintergründe von Damals und Heute bezüglich Hui eingegangen und diesen näher in das Zentrum des Filmes gerückt. Eigene Meinungen oder auch Vorurteile zu der Anwendung der Hypnose werden ebenso angesprochen wie auch eine narrative oder auch dramaturgische Ratelust für den weiteren Verlauf der Geschichte und die aufgeworfenen Stolpersteine, Fallstricke und Versteckspielchen in ihr geweckt. Da man sich mit dem Gerichtsfilm selber wenig auskennt und die juristischen Feinheiten auch ein weites und zudem auch noch trockenes Feld sind, wird der Prozess selber kaum in Augenschein genommen und ist eher ein bäuerliches Laiengericht, ab etwa einem Drittel der Handlung steht das Kidnapping im Mittelpunkt und damit der Hebel für die eigentliche Prämisse, die Beratung der Geschworenen, in der die Manipulation bzw. die Suggestion im Verbund mit Tiefenpsychologie zum Vorschein kommt und auch dies natürlich nur Gimmick für den folgenden Entführungs- und Verschwörungsthriller und die Tricks und Kniffe der Filmemacher ist.
Gedreht wie ein eher altbackener Fernsehfilm, trotz einem Spiel auch von den Oberen Zehntausend ausgehend und mit hohen Wertzahlen wie einem Erbe von 8 Milliarden HKD um sich werfend, entsteht nie der Eindruck einer voluminösen Produktion, weder durch das Ambiente selber noch die Art der Inszenierung; auch wenn man in speziell akzentuierten Momenten vermehrt auf die gute alte Zeitlupe als verstärkenden Effekt setzt. Farben scheinen blässlich bis vergilbt und sind dann in einfachen Hell- und Dunkeltönen vorhanden, nicht also, was von dem Vorgehen vor der Kamera und dem Kammer- und Gedankenspiel ungleicher Kontrahenten und so mancher Unterstützung auf beiden Seiten der Parteien ablenkt. Ein strammer Zeitplan von 90min, die in etwa die Filmlänge vorgeben, dazu ein eingeschränkter Wirkungsgrad von Hui, der durch die räumliche Enge und die ständige Observierung und auch die Präsenz der Unwissenden ratifiziert ist, plus ein Parallelgeschehen außerhalb der Jury Duty, in der auf den (Neben)Straßen von HK versucht wird, mit körperlichen Einsatz sowie Autostunts, Prügeleien im engen Schuppen und der Explosion durch eine entzündete Gasflasche das fortschreitenden Verbrechen zu verhindern.