Ein ehemals befreundetes spanisches Trio junger Burschen hat sich nach Jahrzehnten aus den Augen verloren - als einer von ihnen, Joseba (Enrique San Francisco), der vor langer Zeit nach Timbuktu ausgewandert ist, im Sterben liegt, erreicht einen der beiden anderen ein diesbezüglicher Brief von dessen Ehefrau. Tocho (Hovik Keuchkerian), ein bärbeißiger, aufbrausender Endfünfziger, schmeißt daraufhin seine Dienstuniform in die Mülltonne und sucht den dritten im Bunde, Jean-Pierre (Jean Reno), auf dessen Weingut auf. Nach einigem Zögern ist der wohlsituierte Winzer bereit, mit Tocho den kränkelnden Freund zu besuchen, aber da ist noch jemand, der von dessen bevorstehenden Ableben erfahren sollte: Seine inzwischen erwachsene Tochter Ely (Susana Abaitua), die Joseba damals im Kindesalter einfach sitzen gelassen hatte. Zu den wenigen Dingen, die er ihr damals hinterließ, gehört ein wüstentauglich aufgemotzter Renault 4, der seit vielen Jahren in einer Garage unter einer Plastikplane auf bessere Zeiten wartet. Da die drei Freunde auch früher schon Wüstenerfahrung gesammelt hatten, starten die beiden Männer - in Erinnerungen an frühere Zeiten schwelgend - mit der jungen Frau kurzentschlossen mit dem R4 Richtung Afrika, um quer durch die Sahara in den Süden Malis zu gelangen...
Ein Road-Movie der eher amüsanteren Art ist die Netflix-Produktion Renault 4 geworden - zwei unterschiedliche Charaktäre um die 60 und ein junges Mädel um die 20, die für ein paar Wochen auf engstem Raum zusammen leben müssen, birgt an sich schon Konfliktstoff in sich, dazu die schwierigen äußeren Bedingungen - aber das Trio, das erst zusammenwachsen muß, schafft es durch Einfallsreichtum, Glück und Chuzpe immer wieder, die Reise trotz widrigster Umstände fortzusetzen. Dabei geraten die drei immer wieder in skurrile Situationen, in die ihnen der geneigte Zuschauer leicht folgen kann. Im Laufe des Films offenbart das ungleiche Trio auch immer wieder Stärken und Schwächen, die man von vornherein eher nicht von ihnen erwartet hätte.
Mit Jean Reno als bekanntestem Gesicht wird ein eher pedantischer Teilnehmer dargestellt - er hat sich gut vorbereitet und schreibt z.B. den an der süd-algerischen Grenze verlangten Prüfbericht für das Auto mal eben selbst am Laptop, inklusive diverser Stempel. Später stellt er sich als Schwindler heraus, der einen bekannten Wüsten-Tycoon geprellt hat und sich deswegen vor diesem verstecken muss, außerdem erweist er sich als nicht sehr solidarisch und leidet zunehmend unter der Hitze, die ihn krank macht. Ganz das Gegenteil ist das robuste Alphatier Tocho, der die Fäden nicht aus der Hand geben will und erstmal alle herumkommandiert - für seine manchmal groben Sprüche entschuldigt er sich aber später und führt das ganze Unternehmen glücklich zu Ende. Ely dagegen, stylisch mit modischen Tattoos und Nasenring sowie Selfie-stick weiß noch nicht so recht wie sie ihrem Vater gegenübertreten soll, der damals Hals über Kopf abgehauen ist und sie alleine gelassen hat...
Unterwegs in der Wüste erleben die drei allerlei seltsame Begegnungen wie den Tuareg mit seinen Kamelen, der sich als hervorragend spanisch sprechender 5-Sterne-Ebay-Verkäufer präsentiert und den dreien einen abgestürzten Satelliten verkaufen möchte - auch ein segelgetriebener Wüstenmechaniker taucht später auf, verteilt Wasser und repariert den liegengebliebenen Renault. Yamamoto heißt der freundliche Japaner und läßt sich nicht nehmen, über das "französiche Scheiss-Auto" zu schimpfen, dessentwegen er sich beim Reparieren die Hände schmutzig machen muß: "Hätten sie doch einen Toyota genommen"... Apropos Auto, vom titelgebenden Renault 4 ist nicht sehr viel technisches zu erfahren, er verliert zwar am Schluß eine Tür (den Auspuff schon zuvor) hält aber ansonsten brav durch, nachdem sein Kühler zwischenzeitlich mangels Wasser mit Urin gefüllt werden mußte.
Die Wüsten-Komödie bewegt sich meist auf unterhaltsam-seichtem Niveau und streift nur selten ernste Themen - als ein junger Flüchtling aus Mali, der es nicht nach Spanien geschafft hatte und wieder zurück nach Hause will, im Kofferraum entdeckt wird zeigt sich Ely besonders hilfsbereit, während der kränkelnde Jean-Pierre ihn am liebsten schnell loswerden will. Wie die ganze Geschichte dann ausgeht, ist keine allzu große Überraschung - aber wie in so vielen Road-Movies gilt auch hier das Motto: Der Weg ist das Ziel. Nette Unterhaltung ohne Tiefgang vor beeindruckenden Wüstenkulissen - 7 Punkte.