"Widerlich. Einfach widerlich."
[ Goldfinger, 1964, von Guy Hamilton ]
Die sicherlich nicht durchgängig auftretenden, aber doch häufigsten assoziativen Gedanken, die Einem in Anbetracht des Filmes durch den Kopf und zuweilen auch Mark und Bein schießen, sind leider Gottes die von Abscheu und Ekel. Um dies negative, ja schon antipathische und aversive Gefühl auch in den Höchstphasen des inneren Schauders abzustellen, hilft eigentlich nur die sture Konzentration auf die hoffnungsfrohen Begleiterscheinungen.
Auf die wenn auch geringfügige, aber dann wenigstens lebensbejahende Anwesenheit des damaligen Newcomers Stephen Chow, der bereits in einer seiner ersten und da auch noch dem späteren Gestus zumindest in Teilen widersprechenden Vorstellung eine optimistisch vertrauenerweckende Darstellung abliefert, und sich sowohl als praktisch denkender rookie cop als auch mit leichten Comedyquertreibern ganz blendend schlägt. Oder auf die doch schon handwerkliche Routine des Regisseurs Albert Lai Gin-Kwok, welcher sicherlich nie den ganz großen Wurf in seiner eh zahlenmäßig eingeschränkten Karriere verzeichnen konnte, aber mit den Nachfolgewerken Bitter Taste of Blood, A Serious Shock! Yes Madam! und Shadow Cop sich demgegenüber auch heutzutage noch den leidlich guten Ruf samt anhaltender Nachfrage erworben hat. Und sogar hier ab und zu die in dem Moment richtigen Sinnbilder formulieren kann.
Dann wäre noch die optische Präsenz von Elizabeth Lee, die mit jungen 25 allein in ihrem diesem Debütjahr ganze sechs Mal die Leinwand eroberte und bereicherte, auch wenn sie hier eher wie die leere Folie schlechthin erscheint.
Alles Notnagel in der Reserve, von jeder Beschwerlichkeit niedergedrückt, für die ganzen heimsuchenden Fehlentwicklungen, für die akute Ausnahmesituation der schweren Übelkeit, wenn erneut und zum nicht nur gefühlten zwanzigsten Mal die chinesische Cover- oder Instrumentalvariante von "Take my breath away" erklingt und die sich nur vorgeblich der Liebe verpflichtet Fühlenden im Konterfei einer von vornherein wegen Verlogenheit toten Leidenschaft hingeben.
Denn, anders als vielleicht gedacht und erwartet dreht sich He Who chases after the Wind – dessen Titel auch nach Ansicht des fest programmierten Misslingens nur wenig Sinn ergibt –, nicht um eine Verbrecherjagd im urbanen Ungeheuer Hong Kong. Zwar wird diese Möglichkeit der rein funktionalen Nebenbeschäftigung auch zwischenzeitlich immer wieder in Einzelkontingenten angerissen und als Lückenbüßer für zuviel seelenschmerzenden Kitsch abträglicher Jammerbilder bereitgehalten, aber bis auf die akzidentielle Rahmenhandlung meist unverrichteterdinge außen vor gelassen. Statt Bloodshed gibt es Techtel und Gemechtel.
Der gesamte Mittelteil, das Haupt-, aber nicht Prachtstück der liebensunwürdigen Schwachheit in tiefster Achtziger Jahre - Manier mit all den guten, aber noch mehr den schlechten Phasen, befasst sich mit dem schwermutverhangenen Dramolett einer Beziehung; welche sich wie selbstredend in alleinig selbstgewählter Erniedrigung oder Demütigung ergeht. Das größte Mitleiden, auf dem höchsten Grad des eigene Schmerzen verursachenden fremden Elends, mit Personen, die man hasset:
Polizist Inspector Ko Jin [ Alex Man ] hat gerade zusammen mit seinem Partner und jüngeren Bruder Shing [ Stephen Chow ] erfolgreich eine Observation mit anschließender Razzia durchgeführt und möchte diesen beruflichen Erfolg am Besten gleich im Anschluss mit der gleichfalls begeisterten Kollegin Big Madam [ Carrie Ng ] auf intimer Ebene feiern. Doch auf dem Heimweg ins Reich der Lüste bemerkt und vermeidet Ko den Einbruch zweier vietnamesischer Schurken in die Villa der Eheleute Dr. Olivia Lam [ Elizabeth Lee ] und Anthony [ Anthony Tang ], wobei er einen der Räuber erschießt und der Zweite [ Shing Fui-On ] hasserfüllt das Weite sucht. Durch einen glücklichen Umstand fällt Ko dabei das geheime Tagebuch der ihn auf den ersten Blick als gar wundersames Geschöpf erscheinenden Hausherrin in die Hände, nach dessen Lektüre er sich unter falschen Voraussetzungen an das Objekt der Begierde heranpirscht.
Dass man bei gewährender Ansicht auf Wonneproppen Elizabeth Lee, die im Haus ihres eher an anderen Dingen interessierten Männles auch per Foto und Staffelei wie auf dem Präsentierteller gehoben ist, auf andere Gedanke kommen, dem Drang näherer Betrachtung nicht widerstehen und der Verstand schon mal den schleunigst geraden Weg unter die Gürtellinie nehmen kann, ist keine Frage, die weitere Argumentation oder gar ausführliche Diskussion erfordert. Sex, das suchende Tier. Bis dahin, und auch nur bis dahin und eventuell vor unbändiger Neugier auch noch dem Eingriff in die Privatsphäre der so zweimal Bestohlenen, erscheint das folgende unschickliche Betragen von Protagonist Ko nachvollziehbar und damit auch mit beiden Augen akzeptierbar. Wo die Liebe hinfällt. Dass ihn die Gegenwart des Ehemannes nicht weiter stört – der als Ingenieur tätig eh nur an seinem Roboter interessiert ist und sich statt in Heim und Bett lieber in der Spielzeugabteilung aufhält – : Vergeben und Vergessen.
Dass man sich mit Hilfe der fremden Aufzeichnungen allerdings den Eingang zum Herzen erkaufen möchte, und sich dazu auch verleugnet, verleumdet, in seiner eigenen Person degradiert, jeder Unschuld und Tugend entehrt und zu bloßer Weichlichkeit ausartet, verdient weder ein besseres Schicksal noch die Barmherzigkeit seiner Nebenmenschen.
Und da Darsteller Alex Man, der sich sonst üblich mit cholerischen Parade - Bösewicht - Rollen einbringt, hierbei als sehnsüchtig verlangender Don Juan der niedersten Sorte auf Kriechspur geht und mit dem Zärtlichen eines Witwentrösters in spe abgeschmackt wird, gibt dies dem eh schon schamrotmachend heuchlerischen Schwulst den Genickbruch.
Dass die vielleicht aufkeimende Liebe zwischen den in Betracht gezogenen Personen dann vollends die Sinne von etwaig erkennbaren Hochgefühl, Glückseligkeit oder als Kehrseite der Medaille Schmerz, Desorientierung, Enttäuschung beraubt werden, verdankt man zusätzlich noch der ebenfalls ins Fade danebengehenden Charakterisierung von Dr. Lam. Die, zwar vorgeblich als Gutmensch mit Engagement in einer Sozialstation geschrieben wird, aber dies nur ein ebensolche Luftblase ist wie der banale Unsinn ihres Tagebuchs, in dem ständig und dies auch auf billigste Weise von Freiheit als albern aufgelegtes Schlagwort notiert wird. Ein Trauerspiel, in seinen eigenen eingebildeten Komplexen erstarrt, und zu dessen wenigstens teilweisen Beseitigung der offensichtliches Mängel wesentlich mehr slam bang action als fremde Unterstützung not tut.