Mit „Trollhunter“ und „The Autopsy of Jane Doe“ konnte der norwegische Regisseur André Øvredal bereits zwei überaus taugliche Werke im Horrorbereich hervorbringen. Für seine vermeintliche Anthologie bekam er Schützenhilfe von Produzent Guillermo del Toro, dessen Handschrift speziell bei einigen düsteren Kreaturen erkennbar ist.
Halloween 1968 im beschaulichen Mill Valley in Pennsylvania: Vier Kids um Stella trauen sich in das verwaiste Anwesen, in dem einst die Familie Bellows die Tochter Sarah Zeit ihres Lebens einschloss. Als Stella das mit Blut geschriebene Buch von Sarah findet und mit nach Hause nimmt, erweist sich das als folgenschwer. Denn das Buch entwickelt ein Eigenleben und verfasst Geschichten über die Kids, die oft tödlich enden…
Innerhalb der ersten Minuten kommt das Flair der späten Sechziger bereits genial rüber: Autos, Klamotten, Nixon, der Vietnamkrieg und ein Autokino, in dem der noch frische „Die Nacht der lebenden Toten“ läuft. Dazu Figuren, die an Konstellationen wie in „ES“ oder „Stand by me“ erinnern: Sympathische Außenseiter, die sich nicht nur gegen ältere Jugendliche behaupten müssen.
Allerdings dauert es eine Weile, bis das erste Monster in Form der Vogelscheuche Harold erwacht. Basierend auf den Kindergruselbüchern von Alvin Schwartz erweisen sich diese im Verlauf jedoch als nicht allzu jugendfreundlich, obgleich es zu vergleichsweise wenigen harmlosen Gewalteinlagen kommt. Allein der Jangly Man, der sich aus Leichenteilen immer wieder frisch zusammensetzt, sorgt für schaurige Momente. Weitere ergeben sich, als jemand in einem Labyrinth rot ausgeleuchteter Flure umzingelt wird. Überhaupt bilden atmosphärische Spitzen die Stärken des Streifens.
Spannende Einlagen halten sich demgegenüber in Grenzen, zumal weite Teile der jeweiligen Verläufe erahnbar sind. Während des Showdowns, der mit einer positiven Botschaft einhergeht, wird das Tempo indes noch einmal deutlich erhöht, zumal zwei Schicksale nahezu parallel geschildert werden. Nach den letzten Einstellungen scheint eine Fortsetzung zumindest nicht ausgeschlossen.
Mithilfe unverbrauchter, solide aufspielender Gesichter und einem insgesamt grundsoliden Handwerk gelingt es dem Streifen trotz der etwas zu ausladend erscheinenden 108 Minuten ordentlich zu unterhalten. Zwar wirkt die Ansammlung von Schauergestalten und unheimlicher Ereignisse zuweilen wie ein Sammelsurium diverser Vorbilder vergangener Jahrzehnte, doch die effektive Umsetzung durch Øvredal kaschiert so manche inhaltliche Schwachstelle.
7 von 10