Heutzutage eine eher unbekannte Tatsache, dass ausgerechnet der stocksteife Biedermann Danny Lee verantwortlich für die Kinolaufbahn des damals noch blutjungen Stephen Chow war. Lee, der in den 70ern bei den Shaws bestenfalls die blasse Hauptrolle in weniger glorreich reputierten Werken gespielt hat und sonst zumeist neben den wahren Stars im Kollektiv unterging, hat sich in den 80ern einen doppelten Karrierewechsel und damit quasi einen Zweiten Frühling erschaffen: Nach einigen erfolgreichen Tätigkeiten als Regisseur gründete er Magnum Films; eine Produktionsstätte, die ab 1987 emsig damit beschäftigt war, solide Cop- oder auch Triadenactioner auf dem umkämpften Markt zu werfen.
Allesamt ordentliche, zuverlässliche, auf ihre Art unerschütterliche 08/15 Arbeiten mit mid-budget Finanzierung, die als pflichtbewusst, risikolos und krisenfest zugleich angesehen werden können, dem Zuschauer damals wie heute seine gediegen-bodenständige Unterhaltung liefern, aber weder einzeln noch im Gesamtpaket auf irgendeine Bestenliste gehören.
Lee besetzte sich dabei selber vorwiegend in der Rolle des Polizisten, der synchron auf allen Fronten gegen Verbrecher und zögernde Vorgesetzte kämpft und dabei sein eigenes persönliches Recht vor allem mit der Dienstwaffe und dem Brechen der Vorschrift durchdrückt. Ein Dirty Harry Hongkongs, was laut Gerüchten auch zunehmend in sein Privatleben überlief und Kunst und Wirklichkeit dahingehend überlappen liess, dass er sowohl zum model cop für die Polizeianwärter gewählt wurde als sich auch auf der Strasse von echten "Kollegen" mit Handanlegen an den Rand der Mütze hat grüssen lassen. [Die in diesem Zeitraum fallende Rolle in John Woos The Killer als auch der unwillig angenommene Gegenpart in Ringo Lams City on Fire sind löbliche Sonderfälle in Sachen Drehbuch, Inszenierung, Rolle und auch Schauspiel.]
Während dieser Tage erkannte er auch das Talent des Fernsehkomikers Stephen Chow, der bis dato noch unentdeckt von der breiten Öffentlichkeit in TVB Serien agierte bzw. den Moderator im Kindersendungen gab und engagierte ihn vom Fleck weg für vier seiner Filme.
Zwei davon entsprachen der üblichen Mischung aus Action, Gangster und Heroic Bloodshed Drama und stellen damit das geringe, nichtsdestotrotz interessante Korrelat zu Chows nachfolgenden Spaßeskapaden: Final Justice [ 1988 ] und Unmatchable Match.
Chow spielt im hiesigen Stoff den jungen Undercover-Cop Cheung Lon, der von Insp. Lee [ Danny Lee ] auf die Spur eines tödlichen Diamantenraubes gesetzt wird und sich dabei speziell an den Mittelsmann Fei [ Michael Chan Wai-man ] wenden soll, der die Steine nach einer blutig gescheiterten Übergabe versteckt hat. Inkognito auch von seiner Freundin Mandy [ Vivian Chow ] lässt Cheung Lon sich "festnehmen" und zwecks Verbundenheit mit Handschellen an Fei ketten; bei der Überführung ins Gefängnis wird der Polizeiwagen vom Diamantenräuber Tony [ Shing Fui On ] und dessem Schergen Ricky [ Ricky Yi ] gerammt und von der Straße gedrängt. Den unfreiwillig Aneinandergeketteten gelingt die Flucht aus dem Wrack, aber die Hetzjagd durch den unansehnlichen Großstadtmoloch geht erst los.
Wie die erzwungene Paarung und der hinweisende Titel besteht der Film aus widerstrebenden Hälften, die zuweilen zeitgleich am selben Strang ziehen, aber öfters auch mit aller Gewalt in verschiedene Richtung reißen und sich so gegenseitig behindern. Ernst und Humor. Druck und Entlastung. Bewegung und Stillstand. Willkürlichkeit und Konventionalität. Modernität und Traditionalismen. Vor allem das Vorhandensein von sowohl Gelungenem als auch Fehlerhaftem, was sich ebenfalls je nach Stimmung und Betrachtung verdrehen kann und mal die äußeren und mal inneren Sinne anspricht und schärft. Von der Geschichte und der Inszenierung her ein zweistimmiger Gesang, der mit Dissonanzen in der Umkehrung und der wiederholten Versetzung arbeitet und auch den Kontrapunkt für sinnvollen Zusammenklang und sinnvolle Eigenständigkeit benutzt.
So ist besonders die Figurenkonstellation von Fei zu Cheung Lon und umgekehrt ein Widerspruch, eine Ergänzung als auch das Spiegelbild des jeweilig Anderen. Die [nur kurzfristig] Zusammengeketteten sind wie Vater und Sohn, Kain und Abel, Sidney Poitier und Tony Curtis, Yin und Yang. Pendant,Selbstporträt und Visavis. Anfang und Ende.
Beide stehen am Schluss einer Ära, die sie entweder verpasst oder noch nicht erreicht haben; mit ihrer Einstellung gehören sie nicht in die Gegenwart, was sie zu Einzelgängern in der Gesellschaft macht. Beide haben ihr Leben lang für etwas gearbeitet, was durch widrige oder zumindest nicht einplanbare Umstände nicht wie erhofft eintrat. Beide hielten sich an eine Vorbildfunktion, die schlussendlich nicht die in sie gesetzten Erwartungen bestätigen, sondern im Moment der Gefahr einen Rückzieher machen. Inspector Lee überlässt die Aufsicht der Undercovertätigkeit einem hot shot Neuling, der seinen eigentlichen Kollegen wie einen wahrhaftigen Kriminellen herumscheucht, ihn blindlings der Bedrohung aussetzt und sogar selber dessen Risiken verursacht.
Fei wendet sich wegen dringend benötigtem Fluchtgeld an seinen Triadenführer Kin [ Kwan Hoi San ], der ihn im kalten Regen stehenlässt.
Beide Männer verlieren wegen ihrer Berufung die Liebe ihres Lebens. Fei ist bereits geschieden und trauert seiner Ex-Frau nach. Cheung Lon vergrätzt wegen dem notgedrungen veränderten Auftreten und den ewigen Geheimnissen seine Freundin nach Canada.
In dieser Behandlung muss man Regisseur Parkman Wong erhebliche Sachkompetenz beweisen; er beherrscht das Mechanische der Kunst genauso wie die Handgriffe der Emotionen. Zeichnet die Stimmung zwischen Kater / Aufbruch und leeren Versprechungen / Prophezeiungen mit sicherer Hand und verhältnismäßig feinem Pinsel nach. Nur leider stemmt sich die Ausbreitung seelischer Empfindungen gegen das sonstige Interesse. Außerdem benötigt man dergleichen Informationen nicht in dieser direkten Evidenz, schon skizzierte Andeutungen und offenbarte Umrisse hätten den souverän gespielten Genre-Figuren genug Klarheit, Konsistenz und Kontinuität verliehen. So verzögert man nicht nur den ansonsten linearen Fortgang, sondern tappt auch gleich in die Fragen und Fallen der Authentizität, deren hohe Anforderungen man ja nicht extra herausfordern muss.
Da hilft der knackige Beginn mit seinen Autojagden, den Karambolagen, den Shootouts und Explosionen und der bleihaltige Showdown im stilechten Abbruchgebäude nur wenig. Anfänglich eingleisiger Betrieb beschert der Handlung immerhin ein rasantes Starttempo, dass mit viel Lärm und Krach loslegt und die Hoffnung auf vielleicht launenhaft-ruckweise, aber zumindest treibende Schnell- und Spannkraft schlagartig erhöht; Amtshandlung #1 ist dabei natürlich der Überfall auf offener Strasse, der noch unter den credits gelegt wird und das Tempo mitsamt der baldig scheiternden Geldübergabe abrupt mit fliegenden Fahnen anzieht.
Sowieso wähnt man sich gelegentlich in einem vermeintlichen hidden gem, dass nur wegen eben Lees Produktionsschmiede, einhergehend seinem gewohnheitsmäßigen Mangel an Originalität, Innovation, Flexibilität und allgemein auch der Übersättigung an anderweitigen Angeboten übersehen wurde. Tatsächlich eilt dem Film kein wirklicher Ruf voraus, weder in Quantität noch Qualität, aber mit fortlaufender Dauer sieht man auch ein, dass ein derartig prestigeträchtiges Renommee angesichts der sonstigen Ware auch übertrieben wäre; das bisher weitgehende Übersehen von Unmatchable Match ist selber verursacht und muss im Nachhinein auch nicht rückwirkend geändert werden.
Letztlich erschien man nicht nur zum Höhepunkt der Welle um den stetigen Kampf zwischen cops and robbers, sondern lehnt sich auch sehr eng an die beanspruchten Themen und ihre Ausfertigung an; so sehr, dass mit ein bisschen Erfahrung im Milieu jeder noch folgende Handlungsschritt nicht nur zu einem Großteil, sondern gänzlich vorhersehbar wird. Auch hier ist der wesentliche Erfolgsmultiplikator mehrheitlich doch nur wieder die Zuverlässigkeit, diesmal allerdings mit Charakter und Gepräge.