Mariale musste als Kind mit ansehen, wie ihr Vater seine Frau, sowie ihren Geliebten wegballert und sich daraufhin selber den Gnadenschuss verpasst. Geistig etwas angeknackst, lebt sie mit ihrem Mann Paolo, einem undurchsichtigen Diener, sowie etlichen Tieren in einer Riesenvilla mit traumhaften Anwesen. Allerdings wird sie, veranlasst durch Paolo, sehr von der Außenwelt isoliert, was Mariale aber nicht davon abhält, einige Freunde zu einer Party auf ihrem Schloss einzuladen. Nach und nach treffen die Gäste ein und trotz anfänglicher zäher Stimmung, entwickelt sich die Fete zu einer richtigen Orgie. Die Gelassenheit wird zunehmend abgeschüttelt und dem Laster freien Lauf gelassen...bis die erste Leiche auftaucht.
Mit SPIRITS OF DEATH hat Romano Scavolini wohl seinen schönsten Film abgedreht. Die verträumte Kamera-Arbeit von ihm, fängt das traumhafte Anwesen rund um das Schloss grandios ein, während der wundervolle Soundtrack von Bruno Nicolai den Zuschauer mit seinen beschwingten Klängen bezirzt. Dabei handelt es sich hierbei um keinen herkömmlichen Giallo mit typischer Schlitzermanier, Schwarz-Handschuhfetisch oder expliziter Nuditäten. Vielmehr wird der Exzess zelebriert, während die Geister der Vergangenheit wieder auftauchen, um Unheil zu stiften.
Scavolini kennt der Freund des unterschlagenen Film spätestens seit seinem 1981er Bollwerk NIGHTMARE IN A DAMAGED BRAIN, aber auch mit dem Italo-Crimer C.I.A. VERSCHWÖRUNG oder seinem Vietcong-Actioner PLATOON TO HELL konnte er bei unvoreingenommenen Genre-Fans punkten, auch wenn SPIRITS OF DEATH dabei keinesfalls das Wasser gereicht werden kann.
Sicher ist die Handlung etwas dünn, aber Schauspieler, Inszenierung und gelegentliche Twists im Plot, können dem Film vernünftig abrunden, aber ihn auch in die richtige Spur lenken. Der Cast für diese Produktion, dürfte dem Italofan das Wasser im Munde zusammen laufen lassen: Ivan Rassimov, Evelyn Stewart, Luigi Pistilli, Pilar Velazquez, Carla Mancini und noch ein paar mehr hat Scavolini zusammen getrommelt, um seine Psychadelic-Party steigen zu lassen…und es versteht sich von selbst, das keiner dieser Namen für einen Total-Ausfall bürgen muss.
Musikalisch gibt sich wie schon gesagt Herr Nicolai die Ehre und wer seine Genre-Arbeiten für Martino und Co. kennt, der weiß das auf den guten Bruno Verlass ist. Schön dudelt der Soundtrack ins Gehör, fast schon mit einer bedrückenden Leichtigkeit wird der Zuschauer von der Macht der sanften Klänge übermannt…ein wahrhafter Hochgenuss!
Lange musste SPIRITS OF DEATH ein fast schon verschollenes Dasein fristen, aber das engagierte Label Camera Obscura hat ihn aus der Versenkung geholt und ihm einen tollen Transfer spendiert. Zwar muss der geneigte Zuschauer die Dialoge per Untertitel mitlesen (außer er ist der italienischen Sprache mächtig), aber wenn der aufgeschlossene Filmfan diese kleine Hürde überwunden hat, erwartet ihn ein kleines Fest für Augen und Ohren.
Fazit: Ein anbetungswürdiger Giallo mit obskuren Momenten, welcher von Mal zu Mal mehr begeistert und von seiner berauschenden Wirkung durch Zusammenspiel von Musik und Kamera mehr als nur profitiert. Leider musste SPIRITS OF DEATH bisher ein unwürdiges Nischen-Dasein fristen, aber Kenner wissen dieses kleine italienische Juwel längst zu schätzen - für mich bleibt SPIRITS OF DEATH ein traumhafter Genre-Vertreter, welcher trotz eines üblichen Handlungs-Schemas nicht wie die Kopie einer Kopie aussieht!
(8/10)