Review

Nach dem (auch wesentlich auf den chinesischen Markt abzielenden) Period Piece Outcast die zweite Zusammenarbeit von Nick Powell als Regisseur und Nicolas Cage als sein Hauptdarsteller, wobei die Voraussetzungen diesmal etwas anders liegen und das Endergebnis der beiden auch zufriedenstellender als beim durchwachsenen Erstling ist. Cage, der 2014 auch schon vermehrt für die Anbieter von VoD und DtV gearbeitet hat, ist bis auf seltene Limited Releases oder gar nur Festivalbeiträgen mittlerweile von der großen Leinwand im Grunde weg, offizielle Kinostarts die Ausnahmen bzw. eigentlich nicht mehr gegeben, dafür ist allerdings der Arbeitseifer des Schauspielers und auch weiterhin eine Vielfalt in der Rollenauswahl und eben das Engagement bei jeder einzelnen dieser Figuren geweckt. Filmisch selber sind die Erzeugnisse seitdem und auch die speziell der letzten kurzen Zeit durchaus mit Möglichkeiten versehen und mit der Option auf Mehr, nur oftmals des Scheiterns an den Voraussetzungen und einer gewissen Durchschnittlichkeit und so des steten Pendels zwischen positiven und negativen Faktoren, sowohl beim rezidiven Planspiel Kill Chain als auch beim unfokussierten A Score to Settle oder dem letztlich nichtssagenden Kaleidoskop Running with the Devil gezeugt; hier wird allerdings eher die Rückkehr zu den Wurzeln als (Anti-)Held wider Willen und zu der Zweitkarriere der Aktionfilme Mitte der Neunziger angelegt. Ein Kampf zweier Männer, die zum Jagen ausgebildet wurden und das Duell Blasrohr gegen Schnellfeuergewehr:

Der jetzige Großwildjäger und frühere Armist und auch als Zoowärter tätige Frank Walsh [ Nicolas Cage ] hat in den Brasilien den Regenwald 'geplündert' und u.a. einen weißen Jaguar gefangen, wobei er die Ausbeute nun nur noch per Schiff nach Puerto Rico bringen muss und dann an die jeweiligen Tiergärten oder auch die Meistbietenden liefern. Die Überfahrt unter Führung von Kapitän Morales [ Braulio Castillo hijo ] gestaltet sich allerdings schwieriger als geplant und bald auch lebensgefährlich, bricht der dort auch inhaftierte Mercenary Assassin Richard Loffler [ Kevin Durand ] trotz der strikten Überwachung der Mannen von Federal Agent John Ringer [ LaMonica Garrett ] aus und zieht bald eine Schneise des Todes durch den Frachter. Zudem lässt er vorher auch einen Großteil der Tiere frei, sodass die wenigen weiteren Passagiere wie die US Navy Neurologin Lieutenant Dr. Ellen Taylor [ Famke Janssen ], der begleitende Staatsanwalt Paul Freed [ Michael Imperioli ], Walsh selber und die Crew des Schiffes sich nunmehr mehreren Arten von 'Raubtieren' gegenüber sehen.

"Captain Morales tells us you hunt animals for zoos, Mr. Walsh?"
"I hunt animals for myself. I sell them to zoos.
"
Geschrieben und auch schon annektiert vor einem Vierteljahrhundert, von einem Autor, der auch seitdem zahlreich gearbeitet hat und oft verfilmt wurde, aber trotzdem unter dem Radar fliegt und nichts wirklich Bekanntes in seinem Ouevre gehört, gestaltet sich das hiesige Werk ausgehend von den ersten Minuten und dem offiziellen Poster scheinbar recht im 'Schatten' von damals ähnlich aufkommenden Filmen wie bspw. Der Geist und die Dunkelheit (1996), Congo (1995), Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund (1997), wo der Mensch oftmals vom Jäger des Wildes selber zum Gejagten und so zum Spielball der Natur, die er meint, unterdrücken und beherrschen zu können wird. Auch hier ist bereits in der ersten Szene das Verhältnis schnell umgekehrt, wird aus einem vermeintlich sicheren Hochposten und der Auslegung der Beute man bald selber zum Zielobjekt und landet auch beizeiten in der eigens aufgestellten Falle, wobei dann nur noch ein Quäntchen Glück das Leben rettet und die Sympathien da schon fast nicht mehr dem Menschen, dem Wilderer, sondern eben dem Tier gehört.

"I don't know much about your myths and legends, but she is a white Jag, she's one of a kind, she's worth a million bucks, and she is not, repeat, not a man-eater. She's a house on Pine Lake."
Doch der Film macht als buchstäblich wilder Actionthriller einiges anders, und projiziert seine eigenen Ideen, mit einem Hauptplot, der mit seinem entflohenen Kriminellen auf beengten Raume eher zu zu einer raubeinigen Variante des Turbulence (1997), hier mit Gewalttaten wie Kopfschüssen en masse, abgebissenen Fingern, Messern in den Nacken, Genickbrüchen und anderen Angriffsmethoden gehört. Natur- und Überlebensinstinkt erst im Regenwald, dann auf dem Weg in die Zivilisation, oder wie man das hier nennen mag, wobei der Weg dahin mit Waffen gespickt ist und von Söldnern begleitet und geführt. Ein Trupp Amerikaner unterschiedlichen Ursprungs und unterschiedlicher Motive in der Fremde der Welt, die es aber gewohnt sind den Ton anzugeben und ihn mit Waffen oder Geld auch zu diktieren und als gewillte globale Führungsmacht keine Widerrede am Dulden sind. Ein Gefängnis auf Hoher See als der Schauplatz des düsteren Geschehens und baldigen Kesseltreibens, ein schwimmender Kasten als Ort des Massakers, kränklich gelb und diffus bräunlich ausgeleuchtet und als unausweichliches Containerlabyrinth bald mit Leichenbergen und das pünktlich zur Fütterungszeit angefüllt.

"How long will this take, Mr. Ringer?"
"Not long. There's only so many places he can hide."
"Who said he's gonna hide?"
Regisseur Powell entwickelt das kommende Desaster, die Bedrohungs-und Belagerungssituation auf engsten Raum und ohne der Möglichkeit zu Entkommen dabei auf ruhigen Wege, ohne an Vorahnungen einzubüßen und nur den Hauch einer falschen Idylle zu installieren. Der Ausbruch und die ersten Gewalttaten kommen nicht unvermittelt, sondern sind nur eine Frage der Zeit und entsprechend unerbittlich, ein Krisenmoment, der sich zu einem Dauerzustand mit (Tier)Horroranleihen in Anspannung, bösen Überraschungen und einigen verkniffenen Dialogen auswächst und nicht bloß die bewaffneten Experten auf dem Schiff, sondern auch die Zivilisten und damit die Crew auch unweigerlich miteinschliesst. Affen in der Kombüse, Giftschlangen im Maschinenraum, ein Jaguar, der das ganze von Gott und der Welt verlassene Schiff durchquert und ein psychopathischer Scharfschütze als die eigentliche Tötungsmaschine, der die Menschen unter Beschuss nimmt und Wasserreserven, Steuerung und Funkverkehr lahmlegt.

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