Nach dem schon überragenden Debüt "Hereditary", das mit Sicherheit zu einem der Horrorklassiker unserer Generation werden wird, liefert Aster mit Midsommar einen weiteren starken Genrebeitrag ab, der mit Kontrasten & doch stimmiger Symmetrie, mit düsterer Story in heller Landschaft, mit Ästhetik im Grauen, hoher Metaphorik trotz brutaler Bilder und letztlich paganen Kulten in der Moderne in sich ein Film der absoluten Gegensätze darstellt.
Mit Liebe zum Detail, einer langsamen, schon fast meditativen Erzählweise, die man sonst nur von Naturfilmen und Dokumentationen kennt und zahlreichen heidnischen Symboliken gepaart mit einer schon fast 70ies anmutenden Optik entwirft der Regisseur ein surreales Schauspiel, in dem die amerikanischen Gäste, die jungen Doktoranden, die von ihrem schwedischen Freund Pelle in seine Heimat eingeladen wurden, nicht nur aufgrund des Kulturunterschieds verloren, aber zunächst doch irgendwie angezogen, wirken. Die Grenzen zwischen Drogenrausch und Realität verschwimmen immer mehr, das Bewusstsein Realität jedoch zu erleben, verstärkt das stets beklemmende Gefühl. Zahlreiche surreale Momente innerhalb der schwedischen Dorfgemeinschaft, aber auch das geschickte Mimikspiel der Hauptdarstellerin Florence Pugh verstärken das Unwohlsein von Minute zu Minute. Der Film konfrontiert die Figuren, aber auch den Zuschauer zudem mit der unkritischen Auseinandersetzung mit Traditionen, mitunter sogar Fragen des Kulturrelativismus, deren wissenschaftliche Verarbeitung letztendlich die Hauptfiguren in der Dorfgemeinschaft hält.
Den einzigen Minuspunkt vergebe ich am Ende für eine zwar in sich geschlossene Handlung, aber mitunter zu offene Erzählweise, die dem Tempo des Films geschuldet ist - das ist aber nur persönlicher Geschmack.
Die Bilder und die perfekt arrangierte Optik entschädigen ebenso wie das permanente Unbehagen für einige wenige unbeantwortete Fragen und mitunter etwas eindimensional handelnde Hauptfiguren.
9/10