Ein echter Regiekünstler, dieser Teufel!
Fernando Di Leos „Il Boss“ ist ein echter Grindhouse- und Gangster-Klassiker, wie sie brutaler und abgefuckter kaum kommen können. Der exploitative und sehr blutige, hoffnungs- und gefühlslose Mafiaklassiker lässt einen Auftragskiller zwischen die Fronten zwei Clans in Süditalien geraten, wo er die Flucht nach vorne mit allerlei Waffengewalt sucht…
Mamma Mia Mafiamassaker!
„Milano Kaliber 9“ war schon ein Brett von Di Leo, aber mit „Il Boss“ treibt er es meiner Meinung auf die Spitze. Coole Musik, knallharte Charakterfressen. Fies bis menschenverachtend. Mafiosi sterben nie. Oder immer. Das Morden nimmt kein Ende. Das Rad dreht sich blutig und pervers. Jetzt muss ich unbedingt noch „La Mala Ordina“ nachholen! Klirrende Scheiben, durchdrehende Reifen, brennende Leichen. Der Mensch wird zu rohem Fleisch degradiert. Austauschbar und keine fünf Lire wert. Melancholie gibt’s nichtmal einen Augenblick lang. Lederjacken und Narbengesichter, Bikinstreifen und Bremsspuren, Exekutionen und Exzess, Springmesser und Granatwerfer, Lügen und niemals Frieden. Ein Krebsgeschwür der italienischen Gesellschaft, ein Krematorium des Landes. Dreckig und düster. Dagegen lebten selbst Belmondo und Delon noch in Schlaraffenländern. Egal ob im Pornokino oder beim Akt selbst, egal welcher Familie du angehörst, ob du Anführer oder Mitläufer bist, ob du dich selbst für 'nen harten Hund hältst oder du der größte Macker der Stadt bist, du gerade feierst oder fickst, säufst oder der Kriminalität längst den Rücken gekehrt hast - der Boss wird dich holen!
Fazit: einer der coolsten, kaltblütigsten und härtesten Italo-Gangster-Bastarde, ein einziges Massaker, absolut kein Poliziottesco von der zimperlichen Stange - nicht umsonst mit großem Einfluss auf Tarantino!