Review

Spassburger Puppenkiste


Eine Spin Of-Serie, die drei Ableger erreicht, ist selbst im risikomeidenden Hollywood und im franchisesuchenden Zuschauerzeitgeist von heute eine Seltenheit. Erst recht, wenn der erste „Annabelle“ wirklich kein allzu guter Grusler war und für mich deutlich der schwächste Teil der drei. Doch das Publikum blieb bzw. kam weiter in relativ großen Scharen, erst recht gemessen an den cleveren, überschaubaren Budgets, weswegen diese creepy Puppe irgendetwas haben muss, was dem Publikum gefällt. Oder es ist der Luftzug des gesamten Conjuring-Universums, der das teuflische Püppchen mitzieht und am Leben hält. Wie auch immer, jetzt ist schon Teil 3 im Kino und dieses Mal spielt die Story nicht in Rückblenden sondern so gut wie nur in einer Nacht Anfang der 70er - die Tochter der Warrens hat sturmfrei und erlebt mit ein paar Freundinnen bzw. ihrer Babysitterin ein paar unvergessliche Stunden, als eines der jungen Mädchen das gefährliche Reliquienzimmer der Geisterjäger findet, einfach mal ALLES antouchen muss und u.a. unserer titelgebenden Puppe zur Freiheit verhilft, die sich als eine Art Spielmacherin im Bereich Dämonen entpuppt...

Ist das noch ein Annabelle-Film? Oder soll das nur weitere Ableger und mögliche übernatürliche Antagonisten vorstellen? Und fällt den Machern nicht selbst auf, dass sich ihre Jumpscares wiederholen? Das sind definitiv Fragen, die ich mir bei „Annabelle Comes Home“ gestellt habe. Denn erstens tritt die namensgebende Puppe wenn überhaupt als äußerst zurückhaltende Strippenzieherin für etliche neue aggressive Geister und Dämonen auf und zweitens besteht das Conjuring-Universum wirklich aus sehr vielen sehr ähnlichen lauten, plumpen Schockeffekten. Und trotzdem: dieser neue Ableger hat mir überraschend viel Spaß gemacht. Es ist der perfekte Spukhaushorror. Eher für Newbies im Genre, das muss man zugeben. Aber er funktioniert exzellent. Ein Traum für jede Pyjamaparty von 12- bis 16-Jährigen. Sehr luftig, sehr locker, sehr zahm. Schade, dass es scheinbar der Annabelle mit dem wenigsten Erfolg sein wird. Er hätte mehr verdient. Vor allem in der sehr jungen Zielgruppe. Mit einem erstaunlichen Bodycount und jeder Menge jugendlichem Flair. Leicht zu gucken, schnell vergessen, aber irgendwie super zugänglich und faszinierend intuitiv, simpel. Eine temporeiche, konzentrierte Popcornmaschine, eine sommerliche Brise, ein Conjuring-Best Of mit 90er-Retro-Vibe. Sehr spaßig und einfach, sehr überschaubar und zugegeben mit unfassbar anbiedernder Darlegung neuer Karten/Möglichkeiten für das Cinematic Universe. Vom entstellten Samurai bis zum Höllenhund funktioniert das eher mau, vom Fährmann bis zu „Feeley Meeley“ gibt es da durchaus Potenzial. Annabelle gerät da schnell in Vergessenheit, was mich überrascht aber auch seine positiven Seiten hat. Ich verstehe absolut, wem „Annabelle 3“ zu basic, zu oberflächlich, zu berechenbar und zu repetitiv ist. Aber ich hatte einfach Spaß mit dem Ding. Überraschend viel. Der Film weiß wie cheesy und blöd er zum Teil ist. Kurzweilig wie die Hölle in einem Hüpfburgparadies. Irgendwie süß und scary zugleich. Und somit sogar mein liebster Teil der Trilogie rund um den kleinen, dämonischen „Tony Stark“ des Conjuring-Kinouniversums. Eine handfeste Überraschung für mich, die ich jederzeit wieder gucken würde. 

Fazit: besser als Teil 1 und anders, leichter, naiver, sommerlicher als der direkte Vorgänger. Insgesamt eine solide Bereicherung für das Conjuring-Franchise. Mainstream-Geisterbahn per excellence. Mit unfassbar vielen neuen Monstern, Geistern und Dämonen. Manche mit Potenzial, andere weniger. Dennoch müssen die Conjuring-Spin Ofs allgemein einen Gang hochschalten und endlich mal neue Wege gehen, um die Formel nicht noch kaputter zu laufen und mal vollends zur viel stärkeren Hauptreihe aufzuschließen! 

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