Letztjährig erster Beitrag und damit auch Startschuss zu einer Reihe von Katastrophenfilmen aus der Volksrepublik China, die 2019 anders als eingangs gedacht und wohl auch gewünscht das Jahr nicht zum Aufbruch der Science fiction, sondern zum Wiederbeleben (meist) wahrer Geschichten als menschliche Dramen im Verbunden mit Desasterspektakeln werden ließen. Während der Gang in die Zukunft und den Fortschritt schon beizeiten stockte (und die Fantasy als vorheriges Zugpferd beim zahlenden Publikum nahezu gänzlich ausblieb), oblag es dem Blick zurück auf jüngere Ereignisse und Bewährungsproben und Heldentaten der chinesischen Bevölkerung, sich als Blockbuster zu installieren; die Adaption von Baoerji Yuanyes Reportage "Tears Are The Deepest Water: The Report on the Suppression of the July 16 Oil-burst Fire in Dalian" und Explosions- und Brandereignis The Bravest mit 237 Mio. USD dabei als furioser Beginn, welcher von dem Flugzeugdrama The Captain und dessen 412 Mio. USD im Einspiel zwar noch übertrumpft wurde, aber bspw. The Climbers und vor allem auch Skyfire hinter sich liess. Eigen ist allen Filmen – The Rescue hätte zum Chinesischen Neujahr 2020 den großen Abschluss machen sollen, wurde aber aus aktuellen Anlass auf unbestimmte Zeit verschoben – , dass sie aufgrund ihrer narrativen Annäherung an das amerikanische Katastrophenkino aus den frühen 70er Jahren im Grunde auch für das westliche Publikum interessanter bzw. zugänglicher als das übliche chinesische Programm und entsprechend relativ schnell auch für diesen Markt distribuiert worden sind. Blut, Schweiß und Tränen für die VRC:
Nach mehreren Explosionen im Stadtteil Binhai im Frachthafen Tianjin, dem Haupthafen des Raumes Peking drohen die dortigen Chemietanks auseinanderzubrechen. Während die anliegende Bevölkerung in Panik den Ort flieht und die Krankenhäuser bereits durch die Hundertschaft Erstverletzten überfüllt sind, rückt die Feuerwehr in Höchstzahl an, darunter die von Captain Ma Wei-Guo [ Du Jiang ] geführte Spezialeinheit. Unter Koordinierung von Wu Chen-Guang [ Hou Yong ] werden die einzelnen Schwerpunkte angegangen, bevor die Unvorhersehbarkeit des Terrains und die bereits hohen Temperaturen sowie Probleme mit dem Nachschub von Wasser weitere Krisen auslösen, zudem sind noch die Ölpipelines offen. Der kurz vorher degradierte Jiang Li-Wei [ Huang Xiao-Ming ] macht sich an die Lösung des letzteren Problems, während der kurz vor der Heirat mit der Feuerwehraufsicht Wang Jin [ Yang Zi ] stehende Xu Xiao-Bin [ Oho Ou ] um die Wasserversorgung kümmert. Währenddessen hat Jiangs Frau Li Fang [ Tan Zhuo ] bei dem Chaos in den Straßen den kleinen asthmakranken Sohn Jiang Miao aus dem Blick verloren.
Die chinesische Flagge (in Miniaturausgabe auf dem Schreibtisch) kommt erst nach dem Titel, die Hand zum Salut auch, vorher ist schon ein erster Einsatz passiert und schiefgegangen, nicht etwa bei der eigentlichen 'Löschung' des Feuers in einem Wohn- und gleichzeitig Geschäftshaus, sondern bei der anschließenden Aufräumaktion und der Inspektion, bei dem man ein schwelendes Lager voller Gasflaschen übersehen hat. Und dieses den noch Anwesenden mitten in das Gesicht explodiert und den halben Häuserblock ausradiert. Ein Vorgeschmack dessen, was noch kommt an Feuerwerk hier, die landeseigene Mischung aus Stadt in Flammen, aus Backdraft - Männer, die durchs Feuer gehen, und Im Feuer, oder doch (wenn man HK tatsächlich zugehörig und die Sonderverwaltungszone nicht extra zählt) die narrative Fortführung von Lifeline, As the Lights Goes Out und Out of Inferno; das nächste feurige Projekt und das nächste flammende Werk.In einem Land, wo Leute keine Fehler machen, immer perfekt funktionieren müssen und mehr Maschine und weniger Mensch sind, wird anschließend an dem Unglück natürlich sofort der Schreibtisch geleert und geknickten Hauptes der Posten verlassen, zählt nicht mehr das, was einstmals und vorher war, sondern bloß noch die Schmach und der prompte Rücktritt.
Zeit für das Pathos und die Dramaturgie, die aus dem gefallenen Helden bald wieder einen richtigen Recken machen will, wobei dieser dabei aber wörtlich über glühende Kohlen gehen muss und durch die brennende Hölle und das Fegefeuer gleich mit. Der Start ist flott, das Geplänkel bis zur Katastrophe bleibt im Rahmen des Üblichen und ist personell und dramaturgisch fast sogar noch kleiner aufgestellt. Schuld an der Misere selber haben natürlich die Langnasen aus dem Westen – (Allerdings gibt es auch vor Ort Plünderungen, zählt die Devise "Kinder und Frauen zuerst" auch nicht immer, und wird auch seitens der Bürokratie unrühmliche Wahrheiten teils verschwiegen und Rettungsmissionen blockiert; es ist nicht etwa alles Eitel Sonnenschein, was hier herrscht.) –, die Leidtragenden sind das einheimische Volk und die korrekten Arbeiter, denen erst die Leitungsrohre um die Ohren fliegen und die Tanks und auch die davorstehenden LKWs und dann durch die meilenweite Druckwelle noch die angrenzenden Bewohner in ihren Häusern durch die Fenster geschleudert und auf die Straße katapultiert werden. Gullydeckel werden zu todbringenden Geschossen und tonnenschwere Fahrzeuge wie Matchbox durch die Gegend gefegt.
Die folgende 'Schlacht' gegen das Ungetüm von Feuer, gegen die Glut und den Sauerstoffmangel ist hier wie auch bei den anderen Exemplaren des chinesischen Katastrophendramas militärisch verbunden, Schlagwörter wie "Strike Team" und "Battle Zone" fallen ebenso wie der Kommandoton, der Hierarchie, die Uniformität, die Kausalität von Befehl und Gehorsam und die Aufopferung für das Wohl der Anderen, wobei die Masse und vor allem das Land immer mehr als der einzelne und für Parteimitglieder sowieso die Obligation auch für Selbstmordkommandos zählt. Ein Krieg wird geführt, zeitlupengestärkt, eine Verteidigungslinie aufgebaut und gehalten, koste es, was es wolle.Ein Aufwand der Produktion, die diese Bedrohung immerhin auch in all ihrer Gefährlichkeit zeigt und immens auch im Status und durchgängig auf Anspannung gehalten ist; abgesehen von einer Schweigeminute, als ein Neuling in der Truppe von den Flammen wie von einer warmen Decke eingehüllt wird und von uns geht. Tricktechnische Details mögen sicherlich hier und da überschaubar in ihrer Handhabung und durchsichtig in ihrer Herstellung durch die Rechenkraft der Sfx sein, Feuer kann man nun mal schlecht kontrollieren und man kann es auch schlecht visualisieren, wird aber seitens der Regie auch viel Wert auf Körperlichkeit und physisch spürbares wie Stunt- und Kletteraktionen gehalten und überhaupt eine Übersicht bewahrt, die in dem Chaos von Brandbekämpfung und parallel der Evakuierung und Massenpaniken der Bevölkerung auch stets die Nachvollziehbarkeit der Aktionen und Reaktionen oben hält.