Deutlich im Hinblick auf Dante Lams Unbeatable (2013) angelegtes Mixed Martial Arts Drama, welches allerdings anders als dort weder über einen sonderlich bekannten Regisseur und v.a. auch nicht über die Starbesetzung und die entsprechende Aufmerksamkeit wie dort verfügt; wobei der hier auch als Editor und Drehbuchautor sowie 2nd Unit Cinematographer aktive Daniel Chan zuvor zumindest im Mid-Price-Format gearbeitet hat und nach bspw. Triad (2012) oder Young and Dangerous: Reloaded (2013) nicht gänzlich unerfahren im Umgang mit Actiongeschichten ist. März 2019 und dies nach nur einer kurzen Vorbereitungs- und v.a. Trainingszeit für die beiden Hauptakteure in den Kinos in HK gestartet, konnte anschließend zumindest auch ein Rechteverkauf an Netflix generiert werden. Derzeit kann man als reine HK-Produktion für dergleichen Verbreitung schon dankbar sein; etwas, das bspw. beim ideellen Nachfolger Knock Out (2020) noch offen ist:
Die beiden erst zusammen im Waisenhaus aufgewachsenen, dann bei dem dortigen Hausmeister Eric Lui [ Eric Kot ] untergekommenen Brüder Bunny [ Lam Yiu-Sing ] und Jack [ Edward Ma ] haben die gleiche Profession des Boxens aufgenommen, aber in unterschiedlicher Richtung. Der jüngere Bunny verdient nebenher sein Geld mit illegalen Mixed Martial Arts, während der etwas ältere Jack offiziell im Amateurbereich tätig ist und den Sprung Richtung Profi anstrebt. Als er eines Tages einen Kampf gegen den früher schon mal besiegten Jason Chan [ Jason Li ] bekommt, könnte ein Gewinn der letzte und entscheidende Schritt dahin sein; allerdings sieht nicht nur Eric und seine ebenfalls trainierende Schwester Simo [ Yuen Qiu ] die Fortschritte von Jason skeptisch, sondern auch Jacks Freundin Lily [ Wiyona Yeung ].
Der in Australien aufgewachsene Chan, Jahrgang 1981, war in den Nullerjahren als mögliches Talent mehrfach in den Schlagzeilen, mit Ankündigungen allerdings nur, mit Prophezeiungen und Versprechungen (das epischen Gangsterfilm 'Jiang Hu Yi' und die High-concept Sci-fi Fantasy 'The Battle of Hong Kong — Exodus'), mit Projekten, die nicht zustande gekommen sind und sich nicht bewahrheitet haben; die letzte Tätigkeit als Regisseur selber hiervor 2014 als ausführender Handwerker für eine Vampirkomödie von Wong Jing. Fünf Jahre Hiatus, nach zuvor viel Vorbereitung und viel Stetigkeit, entsprechend hier nun mit Energieschüben schon zu Beginn und einem fliegenden Start.
Ausbremsen tut eingangs nur die Texttafel von der "Wahren Geschichte", sowas kann man mögen, wirklich brauchen für ein Actiondrama im MMA-Milieu tut man nicht. Der nach emotionaler Aufmerksamkeit heischende Beigeschmack und die einsetzende Schwere dessen wird auch prompt weg gesprintet, mit einem Parkourlauf durch den Alltag der Stadt und einem Hin und Her und Ausweichen in den vollen Gassen; überhaupt zeigt der Film in den ersten wichtigen Minuten eine Lebendigkeit, die angenehm ist, die anspornt und den Zuschauer mit in die Geschichte nimmt. Eine erste Kampfszene während eines Untergrundturniers in einem Parkhaus ist gleichzeitig spielerisch und temperamentvoll und sowohl mit guter Choreografie als auch Montage dieser gehalten, etwas, dass sich angenehmer Weise auch folgend bemerkbar macht, eine Übersicht wird geboten, eine räumliche Abfolge der Schlag- und Trittbewegungen und auch die Akzentuierung dieser und von Sprüngen, Griffe, Hebeln, Beinscheren in verzögerten Einzelaufnahmen; dann kommt schon die (knappe) Rückblende in ein herbstliches Waisenhaus und damit die Basis der Geschichte, die ganz stark nach Karate Tiger 3 – Der Kickboxer riecht.
Dabei bleibt die Kamera stets agil, die Schnitte in Takt und Rhythmus, die (Außen)Szenen sonnen- und überhaupt lichtdurchflutet, sepiafarben, und selbst bei nichtigen Inhalten auf Effekt gehalten, ohne all dies aber zu übertreiben und ohne sich als reines Postulat zu generieren. Eine moderne Herangehensweise bei einer konventionellen Handlung, dazu eine verzweigte familiäre Personalkette als die Träger der Erzählung, zwei Brüder, zwei Schwestern, zwei 'Elternteile', plus einem Gegner aus der Vergangenheit und gleichzeitig auch dem Gegner in der Gegenwart und eventuell auch in der Zukunft, dazu viel Lokalkolorit, wenn man das so sagen kann, spielt das Geschehen doch zumeist entweder im (unterbelichteten, da ärmlichen) Gym oder im Ring, und weniger Zeitkolorit. Die jungen Talente unter den Darstellern nehmen ihre Aufgabe ernst, nicht nur im Schauspiel selber, sondern auch in der Verkörperung, der optischen Physis und der Aktionen beim Sparring (bspw. gegen einen wesentlich schwereren Sanda-Kämpfer oder auch gegeneinander), beim Nah- und Bodenkampf oder auch beim Außengeschehen, einmal werden zwei aufdringliche 'Verehrer' des Nachts mit ordentlich Schmackes in einer Unterführung vermöbelt, man beschränkt sich also nicht nur auf den Sport, sondern geht auch mitten in das 'Leben'.
Narrativ kommt es natürlich genauso, wie es kommen muss, vom Budget her ist das selbst für HK-Verhältnisse ein B-Picture mit überschaubar Drehort und Komparserie, fungiert die extra hierfür neugegründete Wide billion Development Ltd als Production Company und zusätzlich als ernstzunehmender Partner die seit 2013 existierende Bravos Pictures Limited, die sich seitdem mit durchaus interessanter und auch erwachsener Genreware an den zeitgenössischen Film heranwagen und eine verlässliche Bank mit zuweilen spezieller Note sind. Hier ist die Eigenart, dass sich das Ganze noch in der Amateurszene abbildet und dies auf dem Sprung in den Profisport, davon leben selber kann man noch lange nicht und man ist auch noch weit davon entfernt. Die Unterschiede zwischen dem im Ring agierenden Jack und dem 'Straßenkämpfer' Bunny ziehen die dramaturgische Leine natürlich auch an, wobei vielmehr entscheidet ist, dass der Gegner Jason a) auch seine persönlichen Szenen abbekommt und b) nicht wie üblich der Antagonist, sondern ein Sympathikus per se und 'nur' eben der sportliche Kontrahent statt jetzt eine Nemesis ist.