Berauschender Farben nie waren!
Viele phantastische Horrorfilme basieren auf den literarischen Vorlagen berühmter Autoren. Da hätten wir im Repertoire: Stephen King, Edgar Allen Poe, Bram Stoker und nicht zuletzt H.P. Lovecraft. Letzterer schrieb die Kurzgeschichte "Die Farbe aus dem All", die auch erst 2019 ihre Verfilmung fand und sich deren Umsetzung Regisseur Richard Stanley annahm. Produziert wurde das Science-Fiction Werk unter anderem von dem Schauspieler Elijah Wood und ist einer der zahlreichen Adaptionen Lovecrafts, dessen gleichnamige Romanvorlage bereits schon etlichen Filmen dienen durfte.
Die Familie Gardner zieht in das abgelegene Farmhaus, das Ehegatte Nathan von seinem Vater geerbt hat. Ruhe und Idylle im Einklang mit schöner Natur, um dem Stress der Zivilisation zu entkommen, so lauteten die Vorsätze der gestressten Familie. Doch dieser Frieden soll nicht lange halten. Denn ein Meteorit schlägt in den Vorgarten der Gardner's ein und verwandelt alles um den Brunnen herum in seltsame lilafarbene Erscheinungen. Auch das Gemüse wächst schneller und grösser. Dabei soll es nicht bleiben, die Familienmitglieder beginnen nach und nach, allesamt ihren Verstand zu verlieren. Und auch das mysteriöse Lilafarbenspiel rund um das Farmhaus scheint Einfluss auf alles zu haben.
Der Film beginnt in märchenhaftem Epilog zur Einführung der Geschichte, wird rückwirkend erzählt aus der Sicht des Hydrologen Ward und vermittelt wunderschön ästhetische Naturbilder, die harmonisch wirken. Zunächst als leichtes Familiendrama beginnend, steigert sich der Filmcharakter zum garstigen Body-Horror, macht mitunder Abstecher zum Mysterygenre und wandelt auf Science-Fiction-Thriller Pfaden. Ein rundum gelungenes Allerlei verschiedener Genrezutaten. Dieses Konzept geht gelungen auf und nimmt auch Wendungen, die kaum zu erahnen sind.
Stanley bedient sich dabei Stilmitteln, bestehend aus berauschenden, fast schon psychedelischen Farbfiltern und kräftig leuchtenden Tönen, verzerrenden Bildern, die hypnotisch suggerieren, als befände man sich auf einen Trip. Dabei trügt das malerische Aussensetting hinweg, denn die Grundstimmung ist schon von Anfang an bedrohlich geprägt und wird von Cage' s leichtfüßiger, stimmungsschwankender Performance hervorgehoben, dessen Vielfilmerei gemischte Reaktionen hervorrief, aber mit diesem Überraschungsei eines seiner besseren Filmböller zündete.
Dies alles wird noch unterlegt mit düsteren Synthi Klängen, passend plaziert zu den hypnotischen Bildern. Dabei lässt es sich die Chose nicht nehmen, gekonnt satirische Seitenhiebe auf den amerikanischen Ufohype zu schlagen und einen Spritzer Atmosphäre sowie Anklänge von "The Thing" einzugeben. Die Ekeleffekte, die allerdings erst gegen letztem Drittel hinzukommen und den Farbenthriller ausschmücken, geben Zuschauern, die ein Happy End erhoffen, den Rest. Der Handlungsverlauf ist eigenwillig, fernab von typischer Hollywood Romanze, das Ende unkonventionell, anders, als man es erwarten würde, doch das Kompaktpaket macht die Laune.
Psycho Wahnsinnstrip oder Paranoia Thriller? Sci-fi-Horror, der gleichsam alle Elemente miteinander verschlingt, so wie es die grellen und leuchtenden Farben in "Color out of Space" mit allen tun, die sich ihnen in den Weg stellen. Schonungslos, farbenfroh und düster-spannend. So sollte mystisches Horrorkino aussehen. Color my Mind!
Ist die FSK:16 Freigabe gerechtfertigt? Ja, ekelhafte Bodyszenen, und düsterer Farbenrausch regieren das Handlungsschema.