Thematische und ansonsten unabhängige 'Fortsetzung' zum Gangsterepos Chasing the Dragon (2017), in dem die Stars Donnie Yen und Andy Lau als Ikonograpghien zweier realer Figuren und als Verkörperung der alten Geschichte sowohl vom Kampf Polizei gegen die Unterwelt als auch gegen sich selber antraten; damals das Wiederaufleben einer zurückliegenden Tradition des damit v.a. um 1990 reüssierenden Hongkong-Kinos und als eine Art Update der Zuschauer- und Kritikererfolge von Lee Rock 1 & 2 und To Be Number One (jeweils 1991) gesehen. Der erste Film war vor allem auch im wichtigen chinesischen Markt ein finanzieller Erfolg, trotz der Thematik, die nicht so richtig willkommen ist und v.a. der staatlichen Zensur zugehörig. Film Nummer Zwei, ursprünglich Master of Ransom betitelt, welcher Bestandteil einer dann schnell geplanten Trilogie werden sollte, hat trotz auch prominenter, zum Glück auch lokaler Besetzung mit u.a. Louis Koo, Tony Leung Ka-fai und Simon Yam schon merklich weniger, wenn mit ca. 45 Mio USD. (im Vergleich zu 87 Mio. USD ehedem) eingenommen, die Hälfte also, wobei das und angesichts sicher geringer Produktionskosten immer noch ausreichend für eine Gewinnmarge sein und Produzent und Co-Regisseur und treibende Kraft Wong Jing damit auch einen leichten Schub der Reputation gehabt haben dürfte (und prompt den rein für das Streaming distribuierte preiswerte Produkt Chasing the Dragon (3), eine Art Prequel zum ersten Teil und Fernsehfilm für den digitalen Markt) vorantrieb:
1996. Im Auftrag seines Freundes und Kollegen und Vorgesetzten Li Quiang [ Simon Yam ] und unter Aufsicht von Captain Zhu [ Du Jiang ] soll sich Sky He [ Louis Koo ] als Bombenspezialist in die Gang von Logan Long [ Tony Leung Ka-fai, der den realen Cheung Tze-keung verkörpert ] einschleusen; Long ist berühmt und berüchtigt für die Entführung vor allem auch Angehörigen schwerreicher Tycoons, die er dann gegen Millionen und Abermillionen freikaufen lässt. Sky wendet sich unter falscher Identität an Longs jüngeren Bruder Farrell Long [ Sherman Ye ] und wird auch bald in die Truppe um Logans Freundin Bunny [ Sabrina Qiu ], Genie [ Phat Chan ], Fiery [ Jason Chan ], Luna [ Lukian Wang ], Zhuge [ Willie Wai ] und Doc [ Gordon Lam ] aufgenommen, wobei Doc allerdings ein falsches Spiel spielt und auch schon das nächste Kidnapping, das von Stanford He [ Michael Wong ] und die Erpressung seiner Frau Rebecca [ Candice Yu ] ansteht.
Gedreht natürlich erneut von Wong und (auch Director of Photography) Jason Kwan, welchem trotz oder vielleicht auch, weil seinem Status als Neuling auf dem Regiestuhl die meisten Meriten für den Erfolg des ersten Teils zugeschrieben werden, wird hier gleich zu Beginn auch mit einigen Bildern aus diesem direkt darauf verwiesen, und dann per voice over eine nächste neue Geschichte angekündigt und präsentiert. Die Titelsequenz laut bis lärmig, sowohl im Ton als auch in den Bildern, von den Farben her und dem Gezeigten, was eine Mischung aus Krawalltum, Gewalt, und wilder Achterbahnfahrt und verweisend auf die sowieso angespannte Situation in HK genau ein Jahr vor der Rückgabe an die VRC ist. Kundigen der Materie oder der Filmgeschichte wird durch einen eingeworfenen Satzfetzen auch der Bezug dieses Projektes hier zu damaligen Filmen deutlich, The Big Spender (1999) nämlich und Operation Billionaires (1998), wobei die hiesigen Darsteller zur damaligen Zeit schon aktiv waren und Simon Yam gar als Hauptrolle des zweiten Filmes, in einer anderen Position allerdings gesetzt. (Außerdem war die Geschichte um Cheung Tze-keung Bestandteil von Trivisa, 2016, der mit großem Abstand der beste aller erwähnten Titel ist.)
Ähnlich wie nun im wahren Leben, also im Filmgeschäft, indem beide Länder zusammenarbeiten und eines davon die Talente als Erfüllungsgehilfe stellt und das andere den großen Markt und vorher auch schon das schnelle Geld, wird hier nun in einer Zusammenarbeit gewerkelt, in einem Joint Venture der Kräfte, was eingangs auch so kundgetan wird, mit allerdings sicherlich Bauchschmerzen für die Bewohner der Sonderverwaltungszone und Kotau der Filmemacher gegenüber der Obrigkeit zu recht gequält. "The central committee has given top priority to them, because the government has attached high importance to the return of Hong Kong. We don't want our society to witness any cause of instability. I hope Hong Kong will continue to enjoy stability and prosperity." wird da bei der Kundgabe der gemeinsamen Aktion geäußert; wobei anschließend der Cop aus der Metropole auch seinen Kopf hinhält und die Drecksarbeit an vorderster Front macht, während die Regierungstruppen der Volksfront die Schreibtischtäter, die Kommandierenden und die Helferlein zum Vortäuschen stellen.
Eine falsche Razzia zum Einschleusen des Undercovers, eine spielerische Autohatz durch die provinzielle Pampa hinein in eine Kiesgrube und eine Bombenentschärfung plus auch eine Zündung als Einstellungstest später ist die Marschroute des Filmes soweit klar: Abenteuer-Gangsteraction, leicht pulpig, in greller Visualität, sowohl das Bedienen der Tradition des HK-Kinos als auch die Anbiederung an moderne Gegebenheiten, dabei niemanden irgendwie wehtun, die Erwartungen des Publikums an aufregende Unterhaltung bedienen und gleichzeitig auch eher dem Dienen, von dessen Wohlwollen man abhängt und die Zensur und die Obrigkeit nicht verprellen. Eine gefährliche Reise, das Erfüllen verschiedener Ansprüche, dazu analog hier im Film die Mission eines zwar vorbereiteten Polizisten, der aber trotz dem Neuland betritt und allein und ohne Einsicht in die Gedanken seiner Gegenüber und stets kurz vor der Entdeckung stehend und mit Verstärkung zwar im Rücken, aber nicht unmittelbar neben ihm stehend ist.
Das Problem des Filmes selber ist, eher ist eher so eine Gangster- und v.a. auch Undercoverplotte, wobei das letztere mittlerweile schon Standard im auch aktuellen fernöstlichen Kino von China und HK und (trotz einer Person hier, die als Doppelspion zusätzlich infrage kommt und das nicht ohne Belang ist und man auch Überraschungen und Wendungen aufweisen kann und eine gewisse Paranoia deswegen) 'bloß' eine weitere Varietät davon ist, auch fehlt bis auf Kleinigkeiten und einigen technischen Details v.a. das Period Piece Lokal- und Zeitkolorit; für den Vorgänger musste man bspw. Welten wie das längst abgerissene Kowloon Walled City erschaffen und sich in Kostüm und Kulisse schmeißen, hier ist die Zeit zwar auch das letzte Jahrhundert, aber halt nicht so ewig weit entfernt. Das Ganze ist auch trivialer geschrieben und gespielt, immer eine kleine Nummer drüber in der Schreibweise und im Ausdruck, was von der Anlage her nicht vollkommen verkehrt ist und relativ knapp gehalten und mit Spannungsmomenten versehen, aber einen gewissen Anspruch nicht so richtig will und entsprechend auch nicht erfüllt. Ein seltsamer englischer Soundtrack ist da keine Verbesserung, sondern erledigt eher noch den Rest. Erinnern tut man dadurch auch insgesamt eher an die Storm - Reihe von Hauptdarsteller Koo, wenn auch den besseren wie L Storm (2018) und P Storm (2019), die durch solide Bilder, einer genreaffinen Geschichte und konventionellen Actionszenen auffallen, wobei letzteres hier vor allem im Showdown mit einer Schießerei in der Villa vom Big Spender und dies inmitten seiner Berge voll Geld und einer fast schon körperlich anstrengenden Verfolgungsjagd mit drei Autos Richtung Grenze geboten wird, holprige Karambolagen inklusive und sich steigernden Straßensperren.