Der Inhalt dieses japanischen Sex-und-Gewalt-Streifens besteht aus drei Kurzgeschichten, die ohne Verbindung wie z.B. durch eine Rahmenhandlung untereinander sind: 1) Im 17. Jh. wird eine Frau des Mordes angeklagt, und gleichzeitig verdächtigt man sie des Inzests mit ihrem Bruder. 2) Eine Äbtissin führt strenge Aufsicht über ihre Ordensschwestern und schreckt auch nicht vor Folter zurück, wenn sich die Nonnen einen „Fehltritt“ leisten. 3) Zwischen einem Sadisten und einem Tätowierer entbrennt ein Streit darüber, wie das Gesicht einer gequälten Frau auszusehen hat.
Schon alleine die Kurzinhalte lassen erahnen, was den Zuschauer hier erwartet: einen kruden Einblick in die bizarre Welt fernöstlicher Denkweisen. Schnell könnte man „Tokugawa“ als schmierige Gewaltpornographie abtun, doch wenn man sich die Mühe macht, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen, dann entdeckt man viel vom Selbstverständnis der männlichen Japaner zu ihrem Rollenverhalten in der Gesellschaft. Nun gut, der Film ist sicherlich nicht dafür gedreht worden, um sozialkritische Aspekte vorzutragen, denn gerade in Japan haben Filme, die mit einer schwindelerregenden Mischung aus Blut und nacktem Fleisch aufwarten, seit jeher Hochkonjunktur. In für uns Europäer fremdartigen Bildern und Handlungen wird die für den Asiaten unerläßliche, zur Kultur gehörige Verbindung aus Gewalt, Emotionen und Erregung dargestellt, wie es kein Lehrbuch hätte besser vermitteln können. So ist es nur logisch, daß Teruo Ishii die These vertritt, daß der Tod nur eine weitere Form des Orgasmus ist; ein Standpunkt, der mit unserer westlichen Philosophie nur schwer in Einklang zu bringen ist. Gerade diese Selbstverständlichkeit, die dem Tod und seinem Vorspiel, der Folter, entgegengebracht wird, macht es für uns so schwer, Filme wie „Tokugawa“ vorurteilsfrei zu genießen. So schieben wir ihn lieber leicht in die Ecke, die auch wir Deutschen bereits mit solchen Werken wie „Hexen– geschändet und zu Tode geqält“ gefüllt haben. Auf Video letterboxed (1,79:1). Mit Teruo Yoshida, Yukie Kagawa, Reiko Mikasa, Miki Obana u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin