„Tokugawa - Gequälte Frauen" ist ein sehr schönes Gegenstück zur europäischen, ebenfalls gerade aufkommenden, überwiegend exploitativen (Rivette, Borowczyk oder Russell sind Ausnahmen, aber auch weniger künstlerisch versierte Regisseure wie Mingozzi, Grau, E. Visconti (der Neffe des berühmten Meisterregisseurs) und sogar Fulci können noch überzeugen) Welle der Hexenjäger- und Nonnenfilme. Ein Prolog weist daraufhin dass der Strafvollzug nicht immer der Umerziehung diente sondern zu früheren Zeiten bloßes Mittel der Vergeltung war... Dieser Hinweis wird untermalt mit drei blutigen Hinrichtungen (Enthaupten, Verbrennen, Zerreißen) ehe der irgendwann während des Tokugawa-Shogunats angesiedelte Film in drei Episoden grausame Bestrafungen in Szene setzt. Zuerst wird ein inzestuöses Liebesverhältnis grausam bestraft, in der zweiten Episode werden sexuelle Fehltritte und Eifersucht unter Nonnen der Grund blutiger Hinrichtungen und zuletzt geht es in der komplexesten Episode des Films um einen Tätowierer der einem Richter bei der Folter zuschaut um die Mimik von Gefolterten bestmöglich festhalten zu können - doch auch der Richter muss sein Leben lassen damit sein Gesicht die richtigen Züge aufweist.
Die drei Episodenfilme werden ohne jede Rahmenhandlung aneinandergereiht und werden nur durch die Kritik an der unnötigen Grausamkeit verbunden. Dieser Umstand sorgte in Verbindung mit den überwiegend weiblichen und oftmals recht unbekleideten Opfern dafür, dass der katholische Filmdienst im Film eine Ansammlung von Grausamkeiten sah, die besonders durch ihre frauenverachtenden Züge Brechreiz erregen würde. Natürlich lässt sich der exploitative Charakter des Films nicht leugnen, jedoch wurde im Gegensatz zu den meisten europäischen Exploitationklassikern handwerklich überaus sorgfältig gearbeitet und die Darsteller sind nicht einfach bloße Objekte einer blutgierigen Inszenierung sondern Menschen, deren Schicksale einem - was gerade bei der kurzen Laufzeit der Episoden nicht selbstverständlich ist - nicht völlig egal sind. (Unter den Darstellern findet man den aus zahlreichen Filmen Ozus und Oshimas bekannten Fumio Watanabe wieder.) Dadurch entsteht letztlich nicht der ansonsten so oft anzutreffende Eindruck eines voyeuristischen Folterfilms der sich unter dem Deckmantel eines moralischen Plädoyers versteckt, sondern eher der Eindruck einer durchaus ernstgemeinten Kritik an menschlicher Grausamkeit, die durch die für damalige Zeit sicherlich krasse Direktheit allerdings auch leicht angreifbar ist.
Qualitativ steht der Film damit einem ebenfalls zwischen Sensationsgier und Ernsthaftigkeit schwankenden Film wie "Flavia, la Monaca Musulmana" (1973) recht nahe, auch wenn er in der Nonnen-Episode zwar die unterschwellige Erotik in der Entsagung durchaus noch aufdeckt aber nicht mehr (was für einen japanischen Film seiner Zeit auch eine Ausnahme sein dürfte) die Unterdrückung durch ein patriarchalisches System - trotz des Einsatzes durchaus selbstbewusster Frauenbilder und die Folter der christlichen Frauen durch den Richter in der dritten Episode - nahelegt. Die bei uns als direkte Fortsetzungen herausgegebenen Werke „Tokugawa irezumi-shi: Seme jigoku" (1969) und „Zankoku ijô gyakutai monogatari: Genroku onna keizu" (1969) stammen ebenfalls von Ishii - der in dem zweiten Werk eine zusammenhängende (wenn auch etwas wirre) Geschichte erzählt und in beiden dann doch etwas intensiver männliche Machtstrukturen bloßlegt - während dem im englischsprachigen Raum als „The Joy of Torture" bekannten Werk mit „Tokugawa onna keibatsu-emaki: Ushi-zaki no kei" (1976) von Yuuji Makiguchi ein „Joy of Torture II" hinterhergeschoben wurde, was insofern gerechtfertigt ist, da Makiguchi sich natürlich an Ishii anlehnt.
Von der deutschen Synchronisation des Film sei eindringlich abgeraten, die Sichtung des Films als OmU/OmeU ist da deutlich empfehlenswerter.
8/10