SHOGUN’S JOY OF TORTURE – der erste Teil von Teruo Ishii’s legendärer „Tokugawa“-Folterfilmreihe, der einerseits die hochgeistige Frage in den Raum stellt, ob die Menschheit ihre Existenz nur auf das Erleiden und Verursachen von Schmerz und Leid begründet, andererseits und wesentlich vordergründiger aber einzig und allein darauf aus ist, möglichst viele nackige Weiber aufzuführen, die, während ihnen der Rücken mit der Peitsche gestreichelt wird, sich die Seele aus dem Leib kreischen.
Der Film ist unterteilt in drei kurze Geschichten, drei juristische Fallbeispiele um genauer zu sein, die das japanische Justizwesen zur Edo-Zeit, 17. Jahrhundert ungefähr, unter die Lupe nehmen.
Geschichtchen Nummer 1, das uns von zwei Inzucht betreibenden Geschwistern erzählt, schippert noch in relativ seichtem Fahrwasser, foltertechnisch gesehen.
Höhepunkt ist das Finale, in welchem die weibliche Hälfte des Duos am Strand an einem verkehrt herum aufgestellten Kreuz aufgehängt wird, wo sie von der Flut hingerichtet wird.
Story 2 darf als Sahnestück des Films betrachtet werden.
Hier geht’s nämlich um ein Frauenkloster, in dem, nachdem sich ein Mönch aus der Nachbarschaft eingeschlichen hat, heftig Unzucht betrieben wird. Der Mönch treibt’s mit einer Nonne, danach mit der Chefin des Klosters… und plötzlich bricht Eifersucht und ein großer Konflikt zwischen Lust und Liebe aus, der dem Mönch buchstäblich den Kopf kostet.
Es gibt Chilischoten in die Kerbe und heißes Eisen unten rein, enden tut das Puffkloster aber freilich wieder am Kreuz, wo alle mit Speeren torpediert werden, bis sie ausgeblutet sind. Hier geht’s endlich mal richtig blutig einher…
Story 3 ist dann leider nimmer so doll: Es geht um einen Tätowierer, dessen Lieblingsthemen Pein und Schmerz sind. Um sich Inspiration zu verschaffen, lädt er sich selbst zu einem polizeilichen Verhör ein, welches damals bekanntermaßen nur aus Folter und erzwungenen Geständnissen bestand. Als der Tätowierer die Rolle des Voyeurs ablegt und zum aktiven Part übersteigt, schlägt er allerdings ein wenig über die Strenge und das ganze Gebäude fällt einem Flammenmeer zum Opfer.
Hier gibt’s, neben ein wenig heißem Wachs auf die Titten, nur einen unsäglich unspektakulären Streckbank- und Auspeitsch-Marathon zu beäugen. Blut fließt hier leider Gottes gar keines.
So, mein Statement zu JOY OF TORTURE:
Ich hab zwar nicht viele Vergleichsmöglichkeiten, aber hier übt Teruo Ishii eindeutig noch. Über ein paar lahme Ruckelorgien, ein bisschen Bondage-Shit, viel schallendes Gekreische und einige, leider viel zu wenige Blutfontänen kommt der Streifen leider nicht hinaus.
Hier wird weder die Partei, die hauptsächlich auf „Sex & Violence“ aus ist, ordentlich bedient, noch kommen Gorehounds auf ihre Kosten, die „Braindead“ und Bud Spencer bereits gefressen haben.
Ferner fehlt „JoT“ nicht nur Kaltschnäuzigkeit und Freude an sinnloser Gewalt, nein!, Gewalt und Folter werden hier sogar hinterfragt und kritisiert.
„Ich finde das geht zu weit, eine Wahnsinnige und eine, die bereits tot ist zu bestrafen! (…) Ein Verbrecher muss zwar bestraft werden, aber das darf nicht in Rache und Vergeltung ausarten.“
Hääääh, wie bitte!?!? Ich glaub’, ich bin in der Sesamstrasse gelandet… Scheißegal ob die Tussi unschuldig, schwanger oder bereits tot ist, die Sau soll bluten und Kannibalen sollen ihre Gedärme fressen. Ich mein, wenn ich Kritik an der Judikativen sehen will, dann geb ich mir doch keinen Folterfilm! Dann greif ich zu „Ein kurzer Film über das Töten“, zu „Michel in der Suppenschüssel“ oder anderem sentimentalen Weichkeks-Zeugs. In einem derartigen Film find ich Gewalthinterfragung aber einfach brutalst von fehl am Platz, tut mir leid. Gut, bei „Men behind the Sun“ ging die Rechnung auf, aber da war die Kritik auch nicht so scheinheilig, verlogen und unglaubwürdig wie hier. Aber egal, is’ wahrscheinlich nur meine Meinung…
Insgesamt bleibt jedenfalls dennoch zu sagen, dass Ishii hier allen angehenden Massenmördern gewiss noch ein paar nette Ideen liefern dürfte.
Ein etwas minder Gore-lastiger Folterfilm, der im Vergleich zu späteren Ishiis, wie „Oxen Split Torturing“ und „Yakuza’s Law“, nicht einmal halb so hohe Blutfontänen und einen Bruchteil ihrer Kaltschnäuzigkeit zu bieten hat. Menschenhasser, die sich vom Leid anderer sättigen, dürften aber schon einigermaßen ihren Spaß dran haben.